Klipsch stand viele Jahre für etwas sperrige, schon fast urchige Männer-Lautsprecher. Das legendäre Klipschorn, ein Eck-Hornlautsprecher, wurde 1945 vom Firmengründer Paul W. Klipsch patentiert und ein Jahr später auf den Markt gebracht. Und es gibt das Klipschorn nach sagenhaften 75 Jahren immer noch zu kaufen. Ich würde mal sagen, das ist Weltrekord. Aber die Zeit steht nicht still und das Klipsch-Sortiment wurde um Mehrkanal-Lautsprechersets, Soundbars, Bluetooth Speakers, Kopfhörer und eben relativ neu auch mit In-Earbuds ergänzt. Ganz so neu sind Kopfhörer allerdings nicht im Klipsch-Programm, schon 1919 konstruierte Paul W. Klipsch als gerade mal 15-jähriger einen Kopfhörer. Somit sind hier über 100 Jahre Erfahrung verbaut, also gerade nochmals ein Rekord!

Aussehen und Zubehör
Bereits die farbige, edle Verpackung im knackigen Schwarz mit Papaya Orange von McLaren strahlt sportlich-luxuriöse Eleganz aus. Als Erstes fällt einem die Imagebroschüre mit der metallenen Produktekarte mit Fahrgestell Nr. – äh nein, mit Produkte-Seriennummer und mit dem Bau-Datum auf. Auch die Imagebroschüre bringt schönes Storytelling zu McLaren und Klipsch – sehr nett gemacht! Das Testgerät stammt vom 16. Juni dieses Jahres und somit taufrisch. Das ganze McLaren-Bundle hat wirklich diesen Formel-1-Look. Da ich mir wohl nie im Leben einen echten McLaren leisten kann, habe ich nun immerhin Earbuds von McLaren Probe gefahren – oder besser getestet.

Das echte Carbon Case der T5 II ist ganz im Reifen- und Carbon-Design gehalten und wirkt sehr wertig. Weiter in der Box findet sich das luxuriöse Ladekabel mit USB-Adapter (ebenfalls in McLarens Papaya Orange). Hinzu kommt das geniale Lade-Pad, das ich am Grund der Schachtel zuerst fast verpasst habe. Dieses hochwertige Hightech-Pad lädt mit der NuCurrent-Hochgeschwindigkeits-Ladetechnologie nicht nur das Case inklusive den Earbuds, sondern gleichzeitig auch ein Smartphone. Ich bin beeindruckt!
Die total sechs Paar oval geformten, orange gefärbten Silikonaufsätze (von XL bis XS) runden das Zubehör ab. Mit dieser Auswahl können wohl 99 von 100 Besitzer zufriedengestellt werden.

Alles ist perfekt, bis auf die Bedienungsanleitung. Diese kann mit dem luxuriösen Rest nicht ganz mithalten. Zwar in Deutsch und in weiteren sechs Sprachen verfasst, ist sie etwas unübersichtlich, kleingeschrieben und kurzgehalten – eben basic! Gut, vielleicht studiert die Zielgruppe eh keine schnöden Bedienungsanleitungen mehr, sondern erfasst intuitiv die meisten Funktionen und sucht dann bei Youtube noch nach Erklärungsvideos, die es für solche Lifestyle-Produkte wie Sand am Meer gibt.
Features
Die getesteten Klipsch T5 II besitzen leistungsstarke 5,8-mm-HD-Treiber. Die verwendete Membran ist gerade mal 3 Mikrometer dünn! Klipsch gibt einen Frequenzgang von 10 Hz bis 19’000 Hz an. Die verwendeten Treiber sind sehr leicht und absichtlich super-klein gebaut. Unglaubliche 6 Mikrofone, eine runde Hochleistungs-Antenne für optimalen Bluetooth-Empfang sowie die DIRAC-HD-Chips sind ebenfalls in jedem der Earbuds verbaut – ein Wunder der Mikrotechnologie, das nur sagenhafte 5,5 Gramm wiegt!

Die Klipsch-Earbuds verfügen mit der aktuellen Bluetooth-5.0-Version inklusive aptX und AAC die bestmögliche Qualitäts-Connectivity, um in CD-ähnlicher Qualität Spotify, Deezer, Youtube, Apple Music, Qobuz und Co. übertragen zu können.
Gemäss Klipsch sind Hochleistungs-Akkus eingebaut, die den Earbuds T5 II bei mittlerer Lautstärke eine Laufzeit von 7 Stunden pro Ladung ermöglichen. Mit eingeschaltetem ANC verringert sich die Laufzeit um 2 auf 5 Stunden. Das Case erlaubt 3 zusätzliche Ladungen. So kommt man ohne Nachladen auf eine Total-Zeit von ca. 24 Stunden ohne ANC. Das Carbon-Case ist IP67-zertifiziert. IP67 bedeutet staubgeschützt und wasserdicht bis 1 m Tiefe und maximal für 30 Minuten, also ganz schön sportlich!
Klipsch bietet eine Steuerungs-App namens Klipsch Connect an. Die App hat einen Equalizer eingebaut, der folgende vordefinierten Klang-Modi anbietet: Podcast, Rock, Gesang, Höhe, Bass, flach und sogar einen benutzerdefinierten Frequenzgang lässt sich individuell einstellen. Mit dem 6-Band-Equalizer kann jede Voreinstellung um etwa 6 dB pro Band manuell verändert werden. Die Veränderung wird dann sofort als Kundenspezifisches Profil abgespeichert. Ich habe die Modi ausprobiert, sie sind absolut cool und einfach zu manipulieren.
Klipsch wirbt auch mit ANC – also mit dem aktiven «Umgebungsgeräusch-Unterdrückungssystem» oder eben Active Noise Cancelling. Das tönt erst mal etwas lapidar, aber ANC erhöht den Hörkomfort massgeblich. Beispielsweise kann man im Transparenz-Modus mit dem Umfeld kommunizieren, da das System die eigene Stimme verstärkt. So hört man auch seine eigene Stimme und wird deshalb nicht unnötig laut. Der User kann beim ANC auch den Grad der Abschirmung stufenlos einstellen. Auf maximaler Stufe ist man in seiner akustischen Welt ziemlich isoliert und kann so wirklich ungestört Musik oder Podcasts hören, ist aber für das Umfeld akustisch nicht mehr ansprechbar, was auch zu lustigen Situationen führen kann.

Mit der App Klipsch Connect kann auch der DIRAC®-HD-Modus an- und ausgeschaltet werden. DIRAC® HD ist ein bekanntes, digitales Raumkorrektursystem, das einige Elektronikhersteller in ihren Verstärkern anbieten und das raumspezifische Korrekturen erlaubt. Klipsch ist hier Vorreiter und hat dieses Korrektursystem erstmals auch in Earbuds eingebaut. Standardmässig ist der DIRAC-HD-Modus aktualisiert. Ich wusste gar nicht, wie gut DIRAC HD ist, bis ich es ausgeschaltet habe. Das ist wie der Umstieg von Formel 1 auf eine Seifenkiste. OK, ich übertreibe nur ganz leicht. Oder wie von MP3 auf CD ... egal.
Damit der Gadgets noch nicht genug. Auch eine Gestensteuerung namens Bragi ist an Bord. Mit dieser künstlichen Intelligenz kann der Träger einkommende Anrufe mit einer Kopfbewegung entgegennehmen oder ablehnen. Ebenfalls kann der Track gewechselt werden und auch sonst gibt einige spannende Zusatzfunktionen. Mithilfe der App kann Bragi angelernt werden, was in der Regel gut funktioniert. Wie diese Gesten für Aussenstehende aussehen, lassen wir mal unkommentiert. Aber wer hatte nicht schon beide Hände voll und wäre um eine dritte Hand froh gewesen?
