TESTBERICHT
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ARTIKEL
Publikationsdatum
11. April 2021
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Beginnen wir ausnahmsweise mit dem Ende. Als ich das Stealth-Kabelset wieder zurückbringen musste, hatte ich ein Déja-vu! Als ich nämlich meinen letzten runden Geburtstag feierte, habe ich mir für ein paar Stunden einen Ferrari Spyder gemietet und ein paar unvergessliche Stunden mit meinen beiden Söhnen in diesem Wahnsinns-Sportwagen genossen. Als ich das Auto wohlbehalten zurückgebracht habe und dem Vermieter die Schlüssel in die Hand drückte, wusste ich: A, dass ich mir so ein Auto nie werde leisten können und B, dass dieses Erlebnis einmalig sein würde. Genau dieses Gefühl beschlich mich auch, als ich die Stealth-Kabel wieder wohlbehalten ablieferte.

Kabel sind ja die am heissesten diskutierte Produktegattung im ganzen Highend-Audio-Universum. Messwert-Gläubige sind möglicherweise der Meinung, dass 4 mm reines Kupfer und anständige Stecker für ein Lautsprecherkabel ausreichen. Den Rest verweisen sie ins Märchenreich – oder wie die Amerikaner sagen: sie tun es als «Schlangenöl» ab. Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es die Hardcore-Kabelfans, die für Kabel mindestens so viel oder noch mehr Geld ausgeben als für die Komponenten. Ihr Argument ist, dass ja die Kabel eine Verlängerung ihrer wertvollen Geräte darstellen und somit entscheidend für die Klangqualität ihrer Preziosen sind. Für die Kabel-Nicht-Fans ist der nachfolgende Test wohl weniger spannend, für die Fans hingegen umso spannender!

Stealth Audio – Firma und Historie

Der englische Begriff «Stealth» heisst auf Deutsch «List» oder «Täuschung» – ein Begriff, der mir vor allem im Zusammenhang von Tarnkappen-Flugzeugen untergekommen ist. Bei Stealth Audio ist «STEALTH» aber ein Kunstwort, das folgende Begriffe beinhaltet:

STEALTH ist also eine Abkürzung.STEALTH ist also eine Abkürzung.

Stealth Audio ist wie bereits erwähnt keine neue Marke im Kabelmarkt, sondern seit Ende der Neunziger-Jahre im Markt. Mit dem 2004 präsentierten Indra Signal hat Stealth Audio den Durchbruch im Ultra-Highend-Kabelmarkt geschafft. Der Firmengründer und Mastermind hinter Stealth Audio ist Serguei Timachev. Timachev ist eine der schillerndsten Personen in der schon reich an interessanten Menschen gesegneten Highend-Audio-Branche. Er ist in der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen, hat dort zuerst Musik und dann Ingenieurwissenschaften studiert, bevor er Anfang der 90er-Jahre aus Neugier in die USA emigriert ist.

Sein Leben wäre wohl ein guter Stoff für einen Film – jedenfalls hat er in den USA zuerst in der IT gearbeitet und dann in einem Aufnahmestudio gejobbt. Als er sich mit der Aufnahmetechnik beschäftige, begann er sich auch für die Musikwiedergabe zu interessieren. Dabei fand er, dass die Audiogeräte zwar schon weit fortgeschritten, die Kabel aber technisch vergleichsweise rückständig waren – was für die 90er-Jahre sicherlich zutreffend war. Er begann zu pröbeln und die ersten Kabel auf den Markt zu bringen. Sein Perfektionismus ist legendär. Er wollte in seinem Metier schlicht und einfach der Beste sein, auch für seine Produkte war nur das Beste gut genug. Mittelmass war und ist nicht sein Ding. Timachev ist so extrem wie seine Kabel!

Der Herr der Ultra-Highend-Kabel: Serguei Timachev.Der Herr der Ultra-Highend-Kabel: Serguei Timachev.

Das erwähnte Indra-Kabel war so erfolgreich und speziell, weil das Leiter-Material aus amorphen Metall bestand – also aus einem Kabelmaterial mit einer non-kristallinen Struktur. Somit wies es ziemlich andere Eigenschaften auf als die üblichen kristallinen Leitermaterialen wie Silber, Kupfer und andere. Amorphes Metall oder Glas-Metall wird in verschiedenen Industriezweigen verwendet. Es ist schwierig in der Verarbeitung und entsprechend kostspielig. Timachev sei damals eher zufällig an dieses Kabelmaterial gelangt – legal, wie der betont – und so begann die Erfolgsstory des Stealth-Indra-Kabels. Das Indra wird immer noch hergestellt, das aktuelle Modell heisst Indra V18.

Inzwischen beschäftigt Stealth Audio zehn Mitarbeitende und vertreibt die Kabel weltweit.