TESTBERICHT
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Publikationsdatum
15. November 2025
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Ein Besuch bei Spalinger Audio lohnt sich immer, doch diesmal führte mich ein besonderer Anlass nach Dietlikon: der Test der neuen Wilson Sabrina V. Über die Autobahn und die Ausfahrt Brüttisellen ist man aus allen Richtungen schnell vor Ort – ein grosses Wilson-Transparent am Strassenrand weist unübersehbar den Weg.

Wilson Audio – ein Name, der in der High-End-Welt für kompromisslose Qualität steht. Das 1974 von David Wilson im amerikanischen Utah gegründete Unternehmen hat sich über fünf Jahrzehnte hinweg einen legendären Ruf erarbeitet. Mit der WATT/Puppy schuf Wilson bereits in den 1980er-Jahren einen Meilenstein: Über 15'000 Paare dieses ikonischen Lautsprechers wurden verkauft, der bis 2011 in acht Generationen weiterentwickelt wurde und bewies, dass überragende Performance keine monströs grossen Gehäuse benötigt.

Die Sabrina, als kleinster Standlautsprecher der Amerikaner, steht in dieser Tradition. Sie soll High-End-Klang einem breiteren Publikum zugänglich machen – wobei «zugänglich» bei Wilson naturgemäss relativ bleibt. Was alle Wilson-Lautsprecher vereint: die fanatische Liebe zum Detail, proprietäre Composite-Materialien mit kryptischen Bezeichnungen wie X-, V- oder H-Material, und das Versprechen, dass jeder Lautsprecher – vom Flaggschiff bis zur Sabrina – mit derselben Akribie entwickelt wird.

Meine Vorfreude auf die neue Sabrina V war gross. Auch wenn die äusseren Änderungen zur Vorgängerin auf den ersten Blick moderat erscheinen, hat sich im Inneren einiges getan.

Konzentrierte Perfektion

Als kleinster Standlautsprecher im Portfolio trägt die Sabrina V Technik aus den grossen Geschwistern Alexx V und Sasha V in sich – aber ohne deren imposante Erscheinung und ohne das Budget, das man für eine Sasha V lockermachen müsste.

Konzentrierte Perfektion – Wilson Audio Sabrina V.Konzentrierte Perfektion – Wilson Audio Sabrina V.

Man könnte jetzt denken: Na klar, da wurde halt gespart und ein paar Komponenten nach unten gereicht. Doch wer Wilson Audio und deren Philosophie kennt, der weiss, dass es so simpel nicht läuft. Die Sabrina V ist keine abgespeckte Version, sondern vielmehr eine konzentrierte Essenz dessen, was die Perfektionisten aus Utah in den letzten Jahren an Erkenntnissen gewonnen haben. Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied.

Drei Materialien, ein Konzept

Die Gehäusekonstruktion liest sich wie ein Lehrbuch über selektiven Materialeinsatz. Die Front besteht aus H-Material, das sich durch hohe innere Dämpfung bei gleichzeitiger struktureller Festigkeit auszeichnet. Wilson verspricht sich davon eine besonders natürliche Mitteltonwiedergabe – und wir wissen ja, dass dort die Musik spielt, wo Stimmen leben und Instrumente ihre Seele zeigen. Die Seitenteile und die Rückwand kommen aus X-Material, resonanzarm und steif. Für den unteren Gehäuseabschnitt setzt Wilson dann noch V-Material ein, kombiniert mit dem neuen Spike-System. Das ist kein «Gezier», wie man es salopp nennen könnte, sondern konsequente Schwingungskontrolle von unten nach oben.

Die Öffnung im Mitteltongehäuse verhindert eine Kompression bei rückseitiger Auslenkung des Treibers.Die Öffnung im Mitteltongehäuse verhindert eine Kompression bei rückseitiger Auslenkung des Treibers.

Mit 99 cm Höhe, gut 30 cm Breite und knapp 39 cm Tiefe ist die Sabrina V tatsächlich wohnraumfreundlich. Man muss ihr keinen separaten Hörraum opfern. Sie fügt sich in mittelgrosse Wohnräume ein, ohne gleich das ganze Zimmer zu dominieren. Das Gewicht von 51 kg pro Lautsprecher signalisiert allerdings: Hier wurde nicht an Material gespart, und leichtfertig bewegt man sie auch nicht.

Treiber mit Stammbaum

Das Dreiwegsystem bedient sich grosszügig aus dem Wilson-Fundus. Der Convergent Synergy Carbon Tweeter kennt man aus der Alexx V – eine Textilkalotte mit gezielt ausgeformter rückwärtiger Kammer. Im Mittelton arbeitet der 7-Zoll-QuadraMag-Treiber, dessen Name auf vier AlNiCo-Magnete verweist. Diese Magnetkombination aus Aluminium, Nickel und Cobalt ist bei Wilson nicht einfach Beiwerk, sondern Teil einer Entwicklung, die in den Referenzmodellen ihren Ursprung hat. Der 8-Zoll-Tieftöner stammt ebenfalls aus der Sasha V – da wurde also nicht irgendwo abgespeckt, sondern konsequent das Beste eingebaut, was in diesem Format Sinn macht.

Der 7-Zoll-AlNiCo-QuadraMag-Mitteltöner wurde für die Chronosonic XVX entwickelt und kommt auch in Alexx V, Alexia V, Sasha V und WATT/Puppy zum Einsatz. CSC-Hochtöner aus der Alexx V: Textilkalotte für natürliche Höhen mit erweiterter Linearität.Der 7-Zoll-AlNiCo-QuadraMag-Mitteltöner wurde für die Chronosonic XVX entwickelt und kommt auch in Alexx V, Alexia V, Sasha V und WATT/Puppy zum Einsatz. CSC-Hochtöner aus der Alexx V: Textilkalotte für natürliche Höhen mit erweiterter Linearität.

Die Frequenzweiche ist handverdrahtet, punktverlötet und kommt mit den neuen AudioCapX-WA-Kondensatoren in Kupferausführung. Diese Bauteile werden bei Wilson im eigenen Labor gefertigt. Was früher nur über das Gehäuseinnere zugänglich war, lässt sich nun von aussen justieren: Die Widerstände für Hoch- und Mittelton sind rückseitig erreichbar. Eine pragmatische Verbesserung, die zeigt, dass Wilson auch ans Feintuning denkt, ohne dass man gleich zum Werkzeugkoffer greifen muss.

Neu bei der Sabrina V: Die Widerstände für Hoch- und Mitteltöner sind rückseitig zugänglich – eine deutliche Verbesserung gegenüber der Montage am Boden beim Vorgängermodell. Werkzeuglose Rändelschrauben ermöglichen schnelles Tuning.Neu bei der Sabrina V: Die Widerstände für Hoch- und Mitteltöner sind rückseitig zugänglich – eine deutliche Verbesserung gegenüber der Montage am Boden beim Vorgängermodell. Werkzeuglose Rändelschrauben ermöglichen schnelles Tuning.
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