
Mit der Bandit bringt TomTom seine erste Actioncam auf den Markt. Das vor allem als Hersteller von Navigationsgeräten bekannte niederländische Unternehmen zeigt dabei viel Mut zur Eigenständigkeit.
Die Bandit ist kein weiterer GoPro-Hero-Klon, sondern tritt mit eigenem Konzept und interessanter Bauweise auf. Das sieht man nicht nur an der Gehäusefarbe, die sich mit mattem Weiss und rotem Balken deutlich von den mehrheitlich in Grau, Schwarz und Silber gehaltenen Marktbegleitern abhebt.
Auch die stromlinienförmige Bauform orientiert sich eher an normalen Camcordern als an der eckigen Würfelform des Markführers und ist damit besser für Aufnahmen bei hohen Geschwindigkeiten geeignet.
Doch so ganz konnte man sich dennoch nicht vom Actioncam-Gründer trennen. Die aufwändige Display-Verpackung des Bandit-Bike-Packs ähnelt den GoPro-Kartonumhüllungen – mit dem Unterschied, dass sie mehrheitlich in Weiss statt in Schwarz sind.
Zudem befindet sich im Lieferumfang der Bandit ein Adapter für GoPro-Halterungen. Damit kann man sein vorhandenes Zubehör weiterhin benutzen.
Ganz eigenständig ist hingegen das Schnellkupplungssystem, das man mit zwei Fingern öffnen kann: Einfach die Kamera einklicken und die Action kann beginnen, ohne dass man dazu erst Handschuhe ausziehen und irgendwelche Halterungen festschrauben muss.
Die Kupplung ist auf einem stabilen U-Bügel aus Metall befestigt. Darin lagert das Bandit-Gehäuse und kann um 90 Grad nach rechts und links gedreht und in kleinen Abständen eingerastet werden.
Zudem lässt sich damit schnell die Blickrichtung von vorn nach hinten ändern oder die Kamera kopfüber montieren. Mit der Menü-Funktion "Rotieren" lassen sich die Videos und Fotos bei der Aufnahme um 180 Grad drehen.
Die Bandit Actioncam ist mit gut 190 Gramm kein Leichtgewicht, vergleicht man sie zum Beispiel mit den 76 Gramm einer "nackten" GoPro Hero3. Letztere kommt jedoch im wasserdichten Gehäuse auch auf 170 Gramm.
Daraus erkennt man auch das Bandit-Konzept. Es braucht kein zusätzliches Schutzgehäuse. Die TomTom Actioncam ist sofort einsatzbereit.
Der Kamera liegt eine Kurzanleitung in mehreren Sprachen bei. Die ausführliche Bedienungsanleitung muss man sich, wie heute üblich, selbst aus dem Internet herunterladen.
Raffiniertes Gehäuse

Im Lieferumfang der Actioncam sucht man vergeblich Lade- oder Übertragungskabel. Die Bandit kommt ohne aus – dank eines cleveren Akku-Halters, dem sogenannten Batt-Stick.
Mit dem integrierten USB-3.0-Anschluss und einem Micro-SD-Kartenschacht kann man den Akku laden und Dateien schnell übertragen, ohne erst lästige Kabel anstecken zu müssen. Der Batt-Stick lässt sich per Drehbewegung aus dem Gehäuse nehmen und direkt an PC, Notebook oder USB-Ladegerät anstöpseln.
Ein Druck auf die Taste hinten am Stick zeigt durch Aufleuchten von grünen LEDs den aktuellen Ladezustand des Akkus an. Ist der Stick wieder im Gehäuse, dient die Taste als Ein/Aus-Schalter, als Video-Start und als Foto-Auslöser.
Eine zweite Drucktaste befindet sich vorne oberhalb der Optik. Mit ihr stoppt man die Videoaufzeichnung und schaltet durch längeren Druck das Gerät ganz aus. Weitere Tasten gibt es nicht, Menüsteuerung und Setup-Einstellungen erfolgen über eine Vierfach-Schaltwippe oben auf dem Gehäuse.
Oberhalb der Wippe informiert ein monochromes Display über die aktuellen Einstellungen. Die Bedienung geschieht ausschliesslich über die Wippe, eine direkte Touch-Steuerung ist nicht möglich.
Während die Wippe direkt und zügig auf Druck reagiert, zeigt sich die vordere Aus-Taste manchmal etwas eigenwillig. Sie ist nach vorne abgeschrägt. In dieser Schräge blinkt auch eine rote Aufnahmeleuchte. Wenn man nicht genau von oben auf das weisse Quadrat auf der Taste drückt, passiert gar nichts.
Das ist zu Beginn etwas verwirrend, denn die Abschrägung liegt angenehm am Zeigefinger, mit dem man den Druckpunkt spürt – und sich dann wundert, wieso nicht ab- oder ausgeschaltet wird.
Gewöhnungsbedürftig ist auch das Starten und Stoppen der Videoaufnahme. Durch Druck auf die hintere Taste (mit schwarzem Stern im roten Kreis) beginnt die Aufnahme. Ein Druck auf die vordere schwarze Taste mit der Abschrägung beendet sie wieder.
Dadurch kommt es zwar kaum zu Verwechslungen bei der Bedienung, doch die "Videostopp-Norm" wäre ja das nochmalige Drücken der Starttaste. Aus lauter Gewohnheit habe ich anfänglich immer wieder versucht, die Aufnahme damit zu beenden. Und dadurch ungewollt eine manuelle "Highlight"-Markierung gesetzt. Dazu später mehr.
Full-HD, 2,7K- und 4K-Video

Gut gelungen und einfach zu verstehen ist das Menü der Bandit. Mit der Schaltwippe navigiert man schnell an alle Einstellungen. Das Hauptmenü besteht aus Symbolen für die Modi Foto, Video, Zeitlupe, Zeitraffer und Film.
Jeder Video- und Fotomodus verfügt über eigene Einstellungen. Hat man einen ausgewählt, geht es rechts zur Anzeige der aktuell eingestellten Parameter, nach unten zu den speziellen und allgemeinen Einstellungen und nach oben zur WiFi-Aktivierung. Drückt man nochmals nach rechts, werden die verbleibende Aufnahmekapazität und die verstrichene Zeit der laufenden Videoaufnahme bzw. die Anzahl geschossener Fotos angezeigt.
Videos nimmt die Bandit in Full-HD-Qualität mit 1920 x 1080 Pixel und mit 30 oder 60 Vollbildern pro Sekunde auf. Die PAL-Norm mit 25 und 50 Vollbildern beherrscht die Kamera nicht, was etwas erstaunt, da sich der holländische Hersteller TomTom in einem Land mit PAL-Norm befindet.
Die kleine HD-Qualität mit 1280 x 720 Pixel wird mit 60 oder 120 Vollbildern aufgezeichnet. Wer in 4K, bzw. UHD filmen möchte, wird im Video-Menü nicht fündig. Dafür muss unlogischerweise in den Film-Modus gewechselt werden.
Dort stehen die Formate 2.7K mit 30, und 4K mit mickrigen 15 Vollbildern pro Sekunde zur Wahl, wobei Letzteres gelinde ausgedrückt "für d’Füchs" ist. Es ruckelt einfach nur noch. Das scheint auch TomTom so zu sehen, steht doch in der Anleitung: "Für den normalen Gebrauch bieten 1080p für gewöhnlich eine absolut ausreichende Videoqualität."
Und wofür wird das merkwürdige 2.7K mit 30p gebraucht? Dieses Format ist etwas grösser als Full-HD und wird meist mit 2704 x 1520 Pixel aufgezeichnet. Damit kann beim Herunterrechnen in ein Full-HD-Video der Bildausschnitt ohne Qualitätsverlust nachträglich noch etwas verschoben werden, und es stehen für eine Bildstabilisierung mehr Pixel zur Verfügung.
Im Zeitlupen-Modus werden Videos mit einem Vielfachen der normalen Bildwiederholfrequenz aufgenommen (2x, 4x oder 8x). Das verfügbare Zeitlupentempo hängt von der gewählten Videoauflösung ab.
Der Zeitraffer nimmt Einzelbilder in bestimmten Intervallen auf und spielt sie dann als zusammenhängenden Videoclip ab. Typisches Beispiel sind die schnell vorbeiziehenden Wolken.
Fotos knipst die Bandit mit einer maximalen Auflösung von sehr guten 16 Megapixel. Damit übertrifft sie die meisten übrigen Actioncams. Im Fotomodus können Serienbilder mit bis zu 10 Bildern während einer oder zwei Sekunden aufgenommen werden.
Ein Druck auf die Start-Taste löst beim Fotografieren sofort eine Aufnahme aus. Es gibt keinen Druckpunkt für die Schärfe, zudem werden alle übrigen Faktoren wie Belichtungszeit, Blende und Weissabgleich automatisch ermittelt.
Einzig die Anpassung an die jeweiligen Lichtverhältnisse kann mit "Auto", "Unterwasser", "Hell" oder "Nacht" grob geregelt werden. Diese Einstellungen werden auf alle Video- oder Fotomodi angewendet.