Ab in die Pampa

Ok, es war nur der nahegelegene Wald, ein kleiner Natursee und das Hallenbad, in dem sich die Bandit beweisen musste. Die im Bike Pack befindliche Lenkstangen-Halterung war schnell von Hand angeschraubt. Zum sicheren Nachziehen sollte dennoch der Inbusschlüssel (im Lieferumfang) mit auf die Fahrt.
Dank Schnellkupplungssystem ist die Kamera rasch und einfach auf der Halterung eingeklinkt. Bei Einschnappen fällt jedoch auf, dass sie etwas "lödelet", also ein wenig Spiel hat. Einerseits zwischen der Kamera und der kleinen Auflagefläche mit den zwei schmalen roten Gummistreifen des Bike-Adapters, andererseits auch am Kupplungssystem selbst.
Da sich nichts mehr im Nachhinein festziehen lässt, werden bei schneller Fahrt auf Asphalt zusätzlich kurze "Nach-Erschütterungen" im Bild sichtbar. Auf holprigen Pfaden fällt dies jedoch nicht mehr gross auf. Genau dort könnte sich die Kamera durch starke Erschütterungen aber aus ihrer horizontalen Lage drehen und die Bilder in einem schrägem Winkel aufnehmen.
Dieses Problem ist TomTom offenbar bekannt, wird doch ein unscheinbares Plastikteil – bezeichnet als "Anti-Rotations-Clip" – mitgeliefert, das man zwischen Kamera und Kupplung klemmen kann. Leider wird dies in der Anleitung mit keinem Wort erwähnt, und die der Verpackung beiliegende Zeichnung ist auch nicht gerade aussagekräftig.
Wer genau sehen möchte, wo die Kamera bei der Montage hinzielt, verwendet auf dem Smartphone oder Tablet den Live-Sucher der Mobile App. Die Live-Bilder werden ohne grosse Verzögerung und auch während der laufenden Aufnahme per WLAN übertragen.
Die wichtigsten Einstellungen können sowohl direkt auf der Kamera als auch über die App geändert werden. Die Reichweite ist natürlich stark vom Umfeld abhängig. Unter Wasser ist rasch fertig mit flüssigen Bildern.

Abgetaucht

Über die mitgelieferte kleine Bluetooth-Fernbedienung im Bike Pack lässt sich die Aufnahme starten und stoppen und manuell Markierungen hinzufügen. Ideal, wenn die Kamera nur umständlich erreicht werden kann. Zum Beispiel bei der Befestigung auf dem Helm.
Das Starten und Beenden der Videoaufnahme wird optisch und akustisch rückgemeldet. Während der Aufnahme blinken hinten und vorne am Gerät rote Lämpchen. Beide lassen sich im Menü ausschalten.
Geht es ins Wasser, wird die Standard-Abdeckung mit der wasserdichten Unterwasser-Linsenabdeckung ersetzt. Der Tausch erfolgt schnell durch Drehen und Einklicken.
Damit ist die Bandit nun wasserdicht bis 40 m Tiefe. Und dies, ohne zusätzliches Unterwassergehäuse oder sonstige "Umhüllungen". Zuerst brauchte es schon etwas Überzeugung, mit dem Gerät einfach so abzutauchen.
Das relativ hohe Gewicht der Cam zeigt hier nun Vorteile. Sie muss nicht dauernd unter Wasser gedrückt werden, wie dies bei manchen Plastik-Dingern der Fall ist. Dafür sollte man sie sichern, damit sie nicht ungewollt in unergründliche Tiefen abrauscht.
In der Anleitung wird mehrmals darauf hingewiesen, zu überprüfen, ob der Batt-Stick dicht und bündig eingedreht wurde, bevor man abtaucht. Neben der Linsenabdeckung liegt hier nämlich der zweite kritische Punkt, wo Wasser eindringen könnte.
Doch die Konstruktion hielt im Test, was sie versprach. Im Innern blieb alles trocken. Auch die filigranen elektrischen Kontakte für die Verbindung zwischen dem Akku-Stick und der Aufnahme/Display-Elektronik.
Ein weiterer Punkt überraschte mich positiv: Der Akku, der ja eigentlich den ganzen Batt-Stick umfasst, hielt mit über drei Stunden Laufzeit beeindruckend lange durch. Dazu trägt sicher auch der Ruhemodus bei, in den die Kamera nach zwei Minuten wechselt, wenn gerade nicht gefilmt wird.



Geschüttelt, nicht geschnitten

Durch die eingebauten Bewegungssensoren und das GPS erkennt die Tomtom Bandit Actioncam grössere Abweichungen automatisch und setzt entsprechende Highlight-Markierungen. Sie erfasst Änderungen bei Beschleunigungskraft, Geschwindigkeit, Rotation, Höhe und vielem mehr.
Über einen optionalen Herzfrequenzmesser, per Bluetooth verbunden, können weitere persönliche Daten synchron aufgezeichnet werden. Durch Drücken auf die Start-Taste während der Aufnahme lassen sich zudem gezielt eigene manuelle Markierungen setzen.
Videos, Fotos und Markierungen werden auf der im Batt-Stick eingelegten Micro-SD-Karte gespeichert. Zur Bearbeitung der Clips und der Erstellung einer Videogeschichte können die Bandit-App oder die Bandit Studio Software für Computer kostenlos heruntergeladen werden.
Die Bandit Mobile App wird über WLAN mit der Kamera verbunden. Diese, oder besser gesagt die SD-Karte im Batt-Stick, dient nun als Videoserver. Das heisst, mit der App kann unterwegs direkt auf der Kamera ein Video zusammengestellt und hochgeladen werden.
Die Übertragung zwischen Smartphone und Kamera läuft zügig ab, die Clips stehen beinahe verzögerungsfrei zur Verfügung.
Mit den Highlight-Markierungen, die jeweils einen zeitlichen Bereich von sechs Sekunden umfassen, lässt sich nun auf einfache Weise manuell oder automatisch ein Videofilm erstellen. Dazu wird vorgegeben, wie lange der Clip dauern darf und aus welchem Zeitraum die Aufnahmen zu verwenden sind.
Dann wird das Smartphone ganz einfach kurz geschüttelt und die Story wird selbstständig erstellt. Wem dies nicht passt, darf natürlich auch selber manuell seine eigene Videogeschichte zusammenbasteln.
Der Videoclip kann mit Musikstücken aus dem Smartphone oder Tablet untermalt werden. Vier Sensorendaten lassen sich gleichzeitig ins laufende Bild einblenden. Die Auswahl der Anzeigen umfasst Geschwindigkeit, GPS-Streckenanzeige, Höhenmeter, G-Kräfte, 3-D-Beschleunigungskräfte und die Herzfrequenz.
Wenn das Video in der App oder in der Bandit-Studio-Software angezeigt wird, können noch weitere Markierungen hinzugefügt und Position und Dauer einer Markierung festgelegt werden.
Die Bearbeitung mit der Bandit-Studio-Software läuft ähnlich ab. Das Schütteln des Notebooks mal ausgenommen. Der Aufnahmen auf dem Batt-Stick finden ihren Weg direkt über den USB-Anschluss auf den Computer.
Während die App einigermassen ausgereift daherkommt, zeigt Bandit Studio noch etliche Schwächen beim Editieren. Selbst einfache Ein/Aus-Funktionen oder Überblendungen fehlen. Die Software ist zwar noch im Beta-Status, doch die Bandit-Kamera ist immerhin schon über ein Jahr auf dem Markt.
Wer seine Action-Videos raffinierter bearbeiten möchte, greift zu Programmen von Drittherstellern. Der Import der MP4-Videodaten stellt kein Problem dar.
Wird der USB-Batt-Stick ohne Bandit-Studio-Anbindung eingesteckt, wird er vom Computer als Wechsellaufwerk erkannt. Der Akku wird automatisch aufgeladen, sobald er in einem USB-Anschluss steckt.

Bild und Ton

Das Bandit-Weitwinkelobjektiv mit seiner Lichtstärke von f/2.4 macht erstaunlich gute Bilder im Video- wie auch im Fotomodus. Ist genügend Licht vorhanden, erstaunt die ausgewogene Farbbalance und Natürlichkeit. Hervorzuheben ist auch der angenehme Übergang der manchmal starken Kontraste von Strasse oder Gelände zum Wolkenhimmel.
Die Farben kommen zudem nicht schreiend bunt oder übertrieben gesättigt daher. Sie sind eher dezent gehalten – so mancher würde vielleicht schon flau dazu sagen – und bieten genügend Raum für eine Nachbearbeitung.
An seine Grenzen kommt der Sensor bei extremen Helligkeitsunterschieden wie etwa bei sonnendurchfluteten Baumkronen, bei Ein- und Ausfahrten bei Wäldern oder an Häuserkanten. Dann fehlt jegliche Zeichnung in den hellen Stellen, und chromatische Aberrationen (rosa und grün-blaue Farbsäume), besonders im Randbereich, sind deutlich zu sehen.

Durch die Weitwinkeloptik tritt der typische Fass-Effekt mit nach innen gebogenen Bildkanten und die Neigung zu dunklen Randbereichen (Vignettierung) auf. Im Foto-Modus kann nicht viel dagegen gemacht werden. Hier muss nachträglich in einem Bildbearbeitungsprogramm korrigiert werden. Wenn einem dieser "Actioncam-Look" nicht anspricht.
Bei Videoaufnahmen kann in den Kameraeinstellungen das Sichtfeld von "breit" auf "normal" gestellt werden. Diese Einstellung ist etwas irreführend im Menü unter "Anzeige" versteckt.
Gut gelingen auch Zeitraffer-Aufnahmen, obwohl man Blende, Belichtung oder ISO-Zahl auf keine fixen Werte einstellen kann. Alles läuft automatisch ab.
Die Audioqualität reicht leider nicht an das Bild heran. Das Mikrofon ist eigentlich empfindlich genug. Es nahm als Beispiel auch weiter entfernte Kuhglocken differenziert hell und klar auf. Aber nur so lange man nicht oder nur sehr langsam fährt und auch kein Wind ins Spiel kommt. Denn dann war ausser Windgeräuschen kaum noch etwas Anderes zu erkennen.
Es liegt zwar ein kleiner Windschutz bei, der wie ein Ziegenbärtchen aussieht, und aufgeklebt werden kann. Der dämpft die Geräusche ein wenig, ist aber nur bis 35 km/h zugelassen und darf zudem nicht nass werden. Besser wäre wohl ein übers Menü zuschaltbarer elektronischer Filter, der die tieferen Frequenzen abschneidet.
Manche werden zudem einwenden, dass bei einer Actioncam vor allem das Bild zählt, Ton ist Nebensache. Die Videoclips werden später eh mit rassiger – oder sagt man "hipper"? – Musik unterlegt.
Umso überraschter vom Ton waren wir auf dem Rückweg vom See, wo die Bandit das nasse Element kennengelernt hatte. Nun klangen die Mountainbike-Fahraufnahmen richtig gut und kamen beinahe ohne störende Windgeräusche daher. Des Rätsels Lösung: Ich hatte immer noch die wasserdichte Schutzlinse drauf, die auch die Mikrofonöffnung abdichtete und damit tiefere Töne wegfiltert.