Musik von Streaming-Diensten zu mieten, ist Teufelswerk für jeden ambitionierten Musikhörer. Schon der Gedanke, dass man die Musik nicht besitzt, sondern nur gerade nutzt, erscheint ein risikoreiches Unterfangen, zumal dann, wenn einige der noch defizitären Anbieter dannzumal ihre Bilanz deponieren dürften. Alle werden sie nicht gewinnen. Die durch digitale Kompression (lossy compression) bedingte „Qualität“ von max. 320 kBit/Sekunde gibt uns den Rest.
Das Eine tun und das Andere nicht lassen
Wenn nun aber Musikdaten für 20 Euro im Monat bei Millionen von Titeln plötzlich in CD-Qualität genutzt werden können, erhält der Teufel Flügel. Eine CD (oder ein Download) weniger im Monat finanziert den Zugriff auf ein riesiges Repertoire, das man noch nicht kennt. Die Miete ermöglicht die Entdeckungsreise schlechthin. Findet man gute Musik auf diese Weise, dann kann man sie immer noch kaufen, und dann weiss man, was man hat. Das spart Geld, denn manche CD oder mancher Download erweist sich nach spontanem Kauf als Fehlinvestition, weil man sie vor dem Kauf nicht korrekt hören konnte.
Wenn zwei sich freuen, leidet der Dritte
Nun hat auch der audiophile Musikhörer Grund zur Freude, gemeinsam mit den Labels und besonders den Majors. Letztere scheinen sich über die grosse Nachfrage der Musikstreaming-Dienste an ihren digitalen Katalogen dermassen zu freuen, dass sie sogar die weltweit rückläufigen Download-Verkäufe (von den CDs ganz zu schweigen) locker kompensieren können.
In den USA haben die Downloads im 2013 um 5,7% auf 1,26 Milliarden Titel abgenommen und die CD-Verkäufe gingen gar um 14,5% auf 165,4 Millionen Alben zurück. Plötzlich gehören die Musikvermieter zu den grössten Kunden der Labels. Dank der grossen Nachfrage lassen sie sich das gut bezahlen. Die Gunst der Stunde.
Die Musiker finden das weniger lustig. Ihr Verdienst verringert sich zunehmend, wenn ihre Musik immer öfter über Musikstreaming-Dienste bezogen wird. Schon die durch Downloads eröffnete Möglichkeit, anstelle ihrer Alben nur noch einzelne Tracks zu kaufen, hat ihren Gewinn geschmälert. Bedeutende Protagonisten wie der Ex-Talking Heads Frontmann David Byrne werden nicht müde, auf dieses Problem hinzuweisen. Die Labels wird es wenig beeindrucken, denn die meisten Musiker stehen am Ende der Nahrungskette der Musikindustrie. Ob sich die Musikkonsumenten dereinst erbarmen, darf auch bezweifelt werden.