TESTBERICHT
Aufs Wesentliche reduziert: Roon Nukleus. Aufs Wesentliche reduziert: Roon Nukleus.

Bedeutung des Begriffs Nukleus: Der funktional wesentliche Kern eines Objekts oder einer Gruppe.

Als ich mich vor etwa 10 Jahren mit digitaler Musikwiedergabe zu befassen begann, ging es um Herausforderungen rund um den PC oder Mac. Es ging um Audioplayer-Software für die Wiedergabe von hochauflösenden Musikformaten und das perfekte Rippen von CDs. Wir griffen zum Computer, um selbst zu experimentieren und zu kreieren, was die Audioindustrie noch nicht anbieten konnte. Es gab zwar schon damals erste Musikserver, die etwas taugten, z. B. Soloos von Meridian oder Geräte von Linn und Naim. Die Lösungen beeindruckten, aber sie waren sehr teuer und es war zu früh, sich bereits festzulegen. Deshalb gingen wir den «Selbstbau-Weg» – und die Ergebnisse waren beachtlich.

Doch eigentlich ging es nur darum, Software zu installieren und Einstellungen vorzunehmen. Die Software kam von Amarra, Pure Music, Audirvana und vielen mehr. Sie begannen mit reinen Playern, ergänzten dann mit Media-Oberflächen und später mit Streaming. Sie waren, PC/Mac-basierend, immer eine gute, günstige Alternative zu den Audioplayern, also den Blackbox-Geräten der Audiohersteller mit eigener Software und audiophiler Anmutung: Design, Konstruktion, Displays, Tasten und Lämpchen.

Roon war anfänglich auch so eine Software und überzeugte mit ausgezeichneter digitaler Verarbeitung der Musikdaten und einer Weltklasse-Mediaoberfläche. Zudem war Roon Multiroom-fähig in Hi-Res und bot ein cleveres Geschäftsmodell für Industriepartner an. Viele und sehr namhafte Hersteller arbeiten heute mit Roon zusammen. Ihre Geräte sind entweder als Roon-Endpoint z. B. in Roon-Multiroom-Anwendungen einsetzbar, oder sie beinhalten auf zertifizierter Hardware sogar den Roon Core. Roon sprengt die Ökosysteme der Hersteller mit einer «allgemeingültigen» Lösung.

Roon Core lässt sich zwar immer noch auf einem PC/Mac installieren und betreiben. Den Computer-Audio-Freaks wurde die Liebe also nicht gekündigt. Dennoch steckte Roon in einem Dilemma. Die Performance ihrer Software war abhängig von der Hardware eines beliebigen Kunden-Rechners unterschiedlichster Konfiguration und Rechenleistung oder eines Partners (Gerätehersteller).

In meinem Fall lief Roon Core ab Mai 2017 auf einem MacBook Pro, Baujahr 2011. Multiroom ist bei mir privat kein Thema, bei Kundenanwendungen hingegen schon, doch mein NAS beherbergt immerhin etwa 6000 Musikalben. Es gab dann und wann Unterbrüche bei der Wiedergabe oder gelegentliche Neustarts sowie ein bisschen Schluckauf beim Aufbau der Album-Covers. Alles war lösbar, aber es lief nicht immer perfekt, zudem meldete der Lüfter des Macs geräuschvoll und ohne Unterbrechung seinen Protest an, denn die Rechenleistung schien am Anschlag zu sein.

Seit April 2018 ist das Geschichte. Ich installierte Roons neuen Nucleus-Rechner als Roon Core in 10 Minuten. Die Musik auf dem NAS (mit 6 Jahren Betriebszeit auch nicht mehr der letzte Schrei) war nach 30 Minuten vollständig importiert und die Mediathek gesichert. Mit dem Mac dauerte das 6 Stunden. Tidal wurde aktiviert und die wichtigsten Radiosender angelegt. Seitdem gab es keine einzige Störung mehr. Keine Einzige. Klangqualität? Besser als mit dem Mac.

Das Nötigste: Einschalttaste, HDMI-Ausgang, Netzwerkanschluss zwei USB-3.0-Ports.Das Nötigste: Einschalttaste, HDMI-Ausgang, Netzwerkanschluss zwei USB-3.0-Ports.

The Big Picture

Nucleus ist in sich geschlossen, ohne Lüfter oder Kühlschlitze.Nucleus ist in sich geschlossen, ohne Lüfter oder Kühlschlitze.

Roon Core will sich zur universalen Software für High Resolution Audio Streaming entwickeln, angewendet von möglichst vielen Herstellern und ihren Geräten. Die Qualitätsmaxime ist sowohl die maximale Klangqualität der Musikwiedergabe als auch die maximale Benutzerfreundlichkeit im Umgang mit dem Content.

Bisher hat es noch niemand geschafft, ohne Kompromisse bei der Klangqualität Software anzubieten, die in einem grossen Universum eingesetzt werden kann. Bisherige Systeme für Multiroom-Anwendungen waren an bestimmte Hersteller gebunden: Die Software der Hersteller liess sich nur mit eigenen Geräten nutzen. Der Musikhörer musste sich für einen Hersteller entscheiden – und oft auch für eine bestimmte «Qualität». Sonos zum Beispiel erreichte eine enorme Verbreitung, weil es überall funktionierte. Die Qualität der Musikwiedergabe war und ist bei Sonos aber auf den Massenmarkt zugeschnitten.

Mit Roon Core kann nun der Musikhörer sowohl audiophil Musik hören, im Wohnzimmer oder im eigens dafür ausgestatteten Hörraum, und gleichzeitig auch «casual» Musik hören, in Räumen, wo die audiophile Qualität nicht erforderlich ist. Dazu hat der Konsument, wie bereits erwähnt, eine beachtliche Auswahl an Geräten vieler Hersteller zur Verfügung, die jede Anwendung abdecken. Mittlerweile umfasst das sogar Google Chromecast.

Dafür ist eine Softwarelizenz zu erwerben. Die Jahreslizenz kostet 119 USD, die zeitlich unbeschränkte Lizenz 499 USD. Wer sich auf Roon einlässt und nach 14 Tagen kostenlosem Testbetrieb (ohne funktionale Einschränkungen) noch unsicher ist, der muss halt die 119 USD abdrücken und dann bei Gefallen 12 Monate später noch 499 USD. Die meisten Roon-Nutzer werden das so machen. Variable Kosten entstehen dann noch zusätzlich durch das Abonnieren eines Streamingdienstes. Über den Daumen gepeilt gibt das 240 USD pro Jahr.

Warum Roon-Hardware?

Das Design ist eine Mischung aus der puzzle box von «Hellraiser» und dem Monolithen aus «A Space Odyssey 2001».Das Design ist eine Mischung aus der puzzle box von «Hellraiser» und dem Monolithen aus «A Space Odyssey 2001».

Wie am Anfang bereits grob umrissen, stellt sich natürlich die Frage, warum nun Roonlabs auch noch eigene Hardware, den Nucleus, auf den Markt bringt. Nach Bekanntgabe des Nucleus-Projekts gab es deshalb Kritik. Warum konkurrenziert Roonlabs seine Partnerunternehmen mit Hardware, mit einem eigenen Streaming/Server-Gerät? Ich erkläre mir das so, dass keiner der Audiohersteller, die den Roon Core auf der Hardwareseite implementiert haben, sich auf ein reines Infrastrukturgerät fokussierte. Alle haben sie ihre eigene Philosophie, was ein solches Gerät alles können muss und wie es aussehen muss. Das erschwert es dem Umsteiger von der PC/Mac-Lösung, dem das vielleicht zu weit geht.

Nucleus ist keine Konkurrenz für die Roon-Partner. Nucleus ist die Kerninfrastruktur für den optimalen Betrieb der Roon Core Software und der folgerichtige Schritt für den Umsteiger, der nur eben das will. Mit Nucleus können Roon-Anwender auf ihren PC/Mac verzichten und Roon Core mit einem Smartgerät steuern und bedienen. Nucleus enthält keinen DA-Wandler. Man kann keine CDs damit rippen, und eine Bedienungsmöglichkeit am Gerät gibt es auch nicht. Nucleus funktioniert ausschliesslich mit Roon Core.

Der Benutzer sieht auf Nucleus nicht, was gerade läuft. Man sieht nicht einmal eindeutig, ob Nucleus läuft. Eigentlich müssen Sie Nucleus gar nicht sehen. Es gibt nichts zu sehen, also ab in den Schrank damit. Aber das tut man nicht mit solchen Geräten, schliesslich kauft man sie nicht, um sie dann wegzusperren. Sie müssen etwas ausstrahlen, vielleicht sogar ein Mysterium sein. Man muss sich beim Anblick die Frage stellen können, wozu das Gerät gut ist. So ähnlich wie beim Monolithen in «A Space Odyssey 2001». Die Faszination des Unbekannten.

Der Monolith

Aluminium-Druckgussgehäuse in einem Stück, auf perfekte Kühlung und Abschirmung getrimmt. Blick vom Gehäuseboden.Aluminium-Druckgussgehäuse in einem Stück, auf perfekte Kühlung und Abschirmung getrimmt. Blick vom Gehäuseboden.

Nucleus ist in der Tat eine Art Monolith. Das Gerät besteht aus einem Stück und hat mit audiophilen, aus dem Vollen gefrästen Gehäusen anderer Audiohersteller viel gemein. Vielleicht ist dies kein Zufall. Allerdings ist es ein Aluminium-Druckgussgehäuse mit eher poröser Struktur und einer verringerten thermischen Masse. Das wurde entsprechend berücksichtigt, daher sind die thermischen Eigenschaften ausgezeichnet. Nucleus arbeitet ohne Lüfter und ohne Lüftungsschlitze, ist in sich geschlossen und dennoch ist die geringfügige Erwärmung nach mehreren Betriebsstunden bei freier Aufstellung kaum fühlbar.

Bei den Diskussionen rund um das Design hatte man wohl Spass bei Roon. Das Resultat ist eine Mischung der puzzle box von «Hellraiser» und dem besagten Monolithen aus «A Space Odyssey 2001». Die Kühlkörperstruktur wirkt ziemlich einmalig futuristisch, und die Oberfläche hat etwas Organisches, wie aus einem unbekannten Mineral gefertigt. Für mich ist dies «Form follows Function» in Perfektion – mit einem Schuss Sci-Fi.

Wo ist die Musik gespeichert?

Steckplatz für SSD- oder HDD-Festplatten, zugänglich unter der Bodenplatte.Steckplatz für SSD- oder HDD-Festplatten, zugänglich unter der Bodenplatte.

Nucleus enthält einen Steckplatz für einen SSD- oder HDD-Drive, zugänglich über die abschraubbare Bodenplatte. Die Installation ist relativ einfach, aber Sache des Kunden. Roon liefert Nucleus ausschliesslich ohne interne Speicherbelegung aus.

Externe Festplatten, SSD oder HDD kann man über einen der zwei USB-3.0-Ports an der Rückseite anschliessen. Ein NAS oder weitere Speichereinheiten auf Computern im Netzwerk sind über den Netzwerkanschluss von Nucleus verfügbar.

Die Streamingdienste beschränken sich zurzeit noch auf Tidal. Das ändert sich jedoch bald, hat aber nicht direkt etwas mit Nucleus zu tun.

Für Internetradio gibt es noch keinen praktischen Tuner. Man kann seine Lieblingssender anlegen, indem man die URL des jeweiligen Livestreams einkopiert und den Sender bezeichnet. Für Leute wie mich, mit vielleicht 10 bevorzugten Sendern, reicht das völlig aus. Auch das hat nicht direkt etwas mit dem Nucleus zu tun.

Audio-Ausgabe

Die Audio-Ausgabe erfolgt digital via USB 3.0 an einen DAC-Eingang oder über das Netzwerk an einen DA-Wandler und dergleichen. Der HDMI-Ausgang ist als Mehrkanal-Audioausgang zu nutzen. Nucleus hat keine Analogausgänge und somit keinen integrierten DAC.Die Audio-Ausgabe erfolgt digital via USB 3.0 an einen DAC-Eingang oder über das Netzwerk an einen DA-Wandler und dergleichen. Der HDMI-Ausgang ist als Mehrkanal-Audioausgang zu nutzen. Nucleus hat keine Analogausgänge und somit keinen integrierten DAC.

Bedienung

Die Bedienung erfolgt mit der Roon-App ab einem Smartgerät oder aber einem PC/Mac. Dort installiert man den Roon Core und verwendet die Software nur als Remote-Software. Ein Tablet ist einem Smartphone vorzuziehen, denn die App für Tablets ist etwas umfassender, sehr übersichtlich und komfortabel.

Stromversorgung

Das mitgelieferte Netzteil ist ausgezeichnet. Wer «upgraden» will, der benötige ein 19VDC-Linearnetzteil mit dem richtigen Stecker. Die einschlägigen Foren füllen sich langsam mit Erfahrungsberichten.

Hardware/Software

Alle Informationen sind auf einen Blick ablesbar, plus die Logs der Veränderungen.Alle Informationen sind auf einen Blick ablesbar, plus die Logs der Veränderungen.

Damit Nucleus in diesem Bericht nicht als eine weitere Blackbox endet, gehe ich etwas in die Tiefe: Roon ging einen unkonventionellen Weg bei der Entwicklung der Hardware. Man verwendete keine «Embedded-» oder Consumer-Plattform, sondern eine Kooperationslösung mit Intel um deren NUC-Plattform. Diese hervorragende und über Generationen unterstützte Plattform sichert den Kunden ein hohes Mass an Nachhaltigkeit im Zuge der Weiterentwicklung von Intels NUC.

Beispiel: Der grösste Teil der Nucleus-Entwicklung wurde mit NUC-Hardware der 5. und 6. Generation getätigt. Die Produktion von Nucleus lief aber bereits mit der 7. Generation an. Hätte man eine «Embedded»-Lösung gewählt, wäre Nucleus zum Zeitpunkt der Markteinführung bereits um zwei Jahre «veraltet» gewesen. Nucleus kann in künftige NUC-Generationen mit minimalem Entwicklungsaufwand stets implementiert werden.

Die Nucleus-Geräte Nucleus und Nucleus+ verwenden ein eigens dafür entwickeltes Betriebssystem namens Roon OS. Das auf Linux basierende OS wurde von Grund auf für Media-Anwendungen ausgerichtet und optimiert.

Die drei Partitionen Boot, Daten und Applikationen sind voneinander separiert, womit sie sich bei Problemen in den meisten Fällen nicht beeinflussen. Die Boot-Partition sollte daher immer einwandfrei funktionieren. Somit ist die Voraussetzung geschaffen, wieder eine normale Funktion herbeizuführen.

Einflüsse von den Hobby-Programmierern unter den Anwendern werden durch das Fehlen von Root-Passwort und externen Boot-Medien verhindert. Allfällige «Modifikationen» werden bei jedem Neustart gelöscht. OS-Updates werden vom Internet heruntergeladen und mit der Roon-App bestätigt. Die vorherige OS-Version wird erst gelöscht, wenn der Neustart mit der aktuellen OS-Version erfolgreich war.

Gute Nachrichten für alle Selbstbauer: Roon gibt auch eine Do-it-Yourself-Version heraus, genannt ROCK (Roon Optimized Core Kit). Damit können sich Roon-Anwender auf Basis eines NUC ihren eigenen Mediaserver bauen.

Nucleus und Nucleus+

Die beiden Nucleus-Versionen sind äusserlich identisch und unterscheiden sich nur in ihrer Rechenleistung. Nucleus eignet sich für Mediatheken mit bis zu 12'000 gespeicherten Musikalben oder 120'000 Tracks. Bei Multiroom-Anwendungen können fünf Zonen mit HiRes-Audio versorgt werden.

Nucleus+ kann auch Mediatheken mit weit über 12'000 Alben verwalten, wobei es keine klare Trennlinie zu Nucleus gibt. Multiroom-Anwendungen von mehr als fünf Zonen sind hier problemlos möglich.

Man kann bei Roon eine kostenpflichtige Zusatzlizenz für DSP-Funktionen erwerben. Tut man das, so ist der Funktionsumfang mit Nucleus+ umfangreicher als mit Nucleus. Dort beschränkt man sich auf Basisfunktionen.

Nucleus+ soll ohne die Nutzung zusätzlicher DSP-Funktionen keine klanglichen Vorteile aufweisen. Die Unterschiede sind nur bei der Rechenleistung zu finden. Das ist eine erfrischend un-audiophile Ansage. Wir sind es uns ja gewohnt, dass teurer immer auch besser sein soll. Das scheint hier explizit nicht der Fall zu sein.

Nucleus kostet 1990 CHF und Nucleus+ 2990 CHF. Dazu kommt noch die Roon-Lizenz mit ca. 500 CHF (lifetime). Die Gesamtinvestition liegt somit bei mindestens 2500 CHF ohne die variablen Kosten für Streamingdienste. Wer bereits eine Roon-Lizenz besitzt, kann einfach auf Nucleus als Roon Core umsteigen.

Setup und Funktionstest

Die Einstellungen sind einfach, übersichtlich und gut erklärt.Die Einstellungen sind einfach, übersichtlich und gut erklärt.

Ich verwende Nucleus heute privat an meinem Kii-THREE-System. Nucleus+ war keine Option, denn Multiroom mit zahlreichen Zonen brauche ich nicht, und meine Mediathek auf dem NAS ist mir mit ca. 6000 Alben gross genug.

Davor lief der Roon Core einige Monate auf einem älteren MacBook Pro an demselben System, sodass ich in der Lage bin, die Funktion und auch die klanglichen Eindrücke zu vergleichen. Ich war sehr gespannt auf Nucleus, weil ich Roon Core nicht mehr missen möchte, aber auch von einer Computerlösung wegwollte.

Weitere Funktionen benötige ich bei einem Musikserver nicht. Wenn ich dann und wann CDs rippe, dann mit einem PC mit DB Poweramp und direkt auf mein NAS. Integrierte DA-Wandler und Analogausgänge sind auch nicht erforderlich. Die zusätzlichen DSP-Funktionen von Roon verwende ich nicht. Das DSP des Kii THREE gibt mir zurzeit genügend Spielraum für Raum- und Klangoptimierung.

Auspacken, einrichten

Wahl des Speichermediums für die gespeicherte Musik. In meinem Fall ein NAS. Es können beliebig viele Speichermedien hinzugefügt werden.Wahl des Speichermediums für die gespeicherte Musik. In meinem Fall ein NAS. Es können beliebig viele Speichermedien hinzugefügt werden.

Nucleus hat eine tolle Haptik, die man nur einmal erlebt, nämlich beim Auspacken. Das Gerät ist gewichtig, kompakt, handschmeichlerisch und ein wenig geheimnisvoll. Das einfache Netzteil beäugte ich am Anfang etwas kritisch. Ich stellte den Mac zur Seite, wechselte den Netzwerkanschluss zu Nucleus und die USB-Verbindung von Kii Control ebenfalls zu Nucleus. Dann noch das Netzteil anschliessen – und fertig.

Nucleus wird mit einem versenkten Taster auf der Rückseite durch kurzes Antippen in Betrieb gesetzt. Das erstmalige Booten dauert ca. eine Minute. Dann startete ich die Roon-App auf dem iPad. Roon erkannte die neue Situation mit Nucleus und führte mich durch das Setup.

Da meine Musikdaten auf einem NAS im Keller gespeichert sind, musste Roon-typisch der korrekte Pfad und Ordner eingegeben werden. Das hat mit Nucleus nichts zu tun. Das ist immer so. Dann begann der Import, und im Unterschied zu anderen Servern wird man nicht für unbestimmte Zeit im Dunkeln gelassen, wo man steht. Man kann den Fortschritt überwachen. Die Alben und ihre Bilder fliegen von links nach rechts auf die Anzeige des iPads – und zwar sehr schnell. DAS hingegen hat mit Nucleus zu tun. Nach ca. 30 bis 45 Minuten war alles importiert.

Wahl der Audio-Ausgabe(n).Wahl der Audio-Ausgabe(n).

Als nächstes musste ich Kii Control als Audiogerät anwählen. Dann meinen Tidal-Account eingeben und flugs waren meine Favoriten auf Tidal auch schon verfügbar – und sogar die dortigen Playlisten. Schliesslich wurde ich aufgefordert, die Mediadaten zu sichern. Sie sind in Nucleus gespeichert, die Sicherung kann beliebig auf einer externen Festplatte oder, wie in meinem Fall, auf dem NAS angelegt werden. Ein USB-Stick reicht aber auch schon. Die Musikdaten werden von Roon nicht angetastet.

Dann konnte ich Musik hören. Und ich mache das inzwischen schon seit über drei Monaten. Ich hatte nie ein Problem damit, und wenn ich Nucleus am späten Abend ausschalte, dann tippe ich kurz auf die besagte Taste, sodass nach drei Sekunden das sanfte, weisse Lichtlein erlischt. Wenn das einmal aufgrund eines Hängers nicht passieren sollte, kann man die Taste etwas länger drücken um das Herunterfahren zu forcieren.

Musikerlebnis

High-End in maximaler Integration: Nucleus, Kii Control, Kii THREE.High-End in maximaler Integration: Nucleus, Kii Control, Kii THREE.

Ich hatte die perfekte Testsituation zur Verfügung. Nur die Hardware für Streaming und digitale Musikwiedergabe hat sich geändert. Sonst nichts. Kein Kabel, kein Gerät und auch die Musik(-daten) waren dieselben und am selben Speicherort, wie in der vormaligen Konfiguration von Roon Core mit dem MacBook.

Was mich allerdings skeptisch stimmte, war ein mögliches Wahrnehmungsproblem: Wenn immer wir etwas testen, neigen wir dazu, eine Verbesserung wahrnehmen zu wollen. Ein Blindtest lag bei mir natürlich nicht drin. Dafür hatte ich mit der alten Konfiguration eine Menge Hörerfahrung gesammelt. Veränderungen sollten deshalb intuitiv gut wahrnehmbar sein. Das musste genügen.

Das Musikerlebnis erwies sich als vollständig in jeder Dimension. Nucleus fügt nichts zum Klang bei, scheint aber als Roon Core alles auszuschöpfen, was möglich ist. Der Rest gehört nicht zu Nucleus, sondern ist Teil der verwendeten DA-Wandler, der Verstärkung und der Schallwandlung. Im Gesamten entstand eine Vorstellung, die im Rahmen meiner Anlage alles hergibt, was die Qualität der Aufnahme zulässt – und das auch mit digitaler Kompression à la MP3 und AAC.

Die Unterschiede zu Roon Core mit meinem alten MacBook Pro schienen mir eindeutig, was aber natürlich nicht für jeden MacBook Pro sprechen kann.

Fazit

Die angenehme Haptik des Nucleus spürt man nur beim Auspacken, danach muss er kaum mehr angefasst werden. Die angenehme Haptik des Nucleus spürt man nur beim Auspacken, danach muss er kaum mehr angefasst werden.

Nucleus eignet sich ausgezeichnet und wegweisend für Musikhörer, die den PC/Mac mit einem auf die wesentliche Aufgabe reduzierten Gerät ersetzen wollen und sich für Roon Core als Media-Oberfläche und Player-Software entschieden haben. Zudem ist dann der Weg offen für Erweiterungen der Musikwiedergabe ins ganze Haus, ohne dass man sich auf einen Hersteller und seine Geräte festlegen muss.

Nucleus ist damit ein perfektes Kettenglied und will auch nicht mehr sein als ein solches. Was uns auch immer noch erwartet an digital aktiven Systemen, perfektionierter DA-Wandlung oder was uns im traditionellen HighEnd-Audio lieb und teuer ist, worauf wir nicht verzichten wollen: An diesem Glied der Kette gibt es wohl lange Zeit nichts zu bemängeln.

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