
Als kleiner Revolutionär im Fernsehmarkt betätigten sich die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke (SAK). Mit SAK TV National bieten sie eine Fernsehlösung, die sich an jedem Internetanschluss nutzen lässt, einfach ins Feriendomizil mitgenommen werden kann und sogar mit alten analogen TV-Geräten funktioniert.
Damit bietet SAK TV vor allem mehr Flexibilität zu einem günstigeren Preis. Die in der Schweiz marktbeherrschenden TV-Lösungen von Swisscom und UPC Cablecom glänzen zwar mit noch mehr Sendern. Ihre Boxen kann man aber nur zu Hause betreiben, weil sie an einen bestimmten Internetanschluss angekettet sind. Ferner wird man bei diesen Anbietern mehr oder weniger stark zu einem Bundle aus TV, Internet und Telefonie gedrängt.
Einfache Installation, gute Bildqualität
Die Installation der SAK-Box ist simpel. Grundvoraussetzung ist ein Internet-Anschluss mit ausreichender Bandbreite. SAK empfiehlt 10 Mbit/s Downloadrate, im Test konsumierte die Box zwischen 3 und 5 Mbit/s.
Alle nötigen Kabel, inklusive HDMI-Verbindung, Analog-Kabel (SCART, Video und Component) sowie LAN-Kabel werden mitgeliefert. Wer in der Stube keine LAN-Dose hat, kann die Box per WLAN (802.11n, 2,4 GHZ) verbinden. Im Zweifelsfall ist der Anschluss via Kabel aber zuverlässiger.
Nach dem Boxenstart muss man einmalig Benutzername und Passwort eingeben, Sekunden später startet die TV-Wiedergabe. Die Fernbedienung verfügt über alle nötigen Zusatztasten und kommuniziert per Funk mit der Box. Man kann diese also auch hinter einer Abdeckung verstecken.

140 Sender, 40 in HD-Auflösung

Beim Senderangebot muss sich die SAK-Lösung nicht vor den Konkurrenten verstecken. 140 Sender umfasst das Angebot. Die wichtigsten öffentlichen Anbieter, von SF über Arte, ARD, ORF bis ZDF sind dabei in HD-Auflösung vertreten. Auch Lokalsender von Tele Basel über TV Ostschweiz bis Tele Züri sind im Angebot; allerdings nur in SD-Auflösung. Die komplette Senderliste findet sich unter http://www.saknet.ch/fileadmin/user_upload/kundenzentrum/anleitungen/SAK_Senderliste_TV_01_01.pdf. Es gilt dabei die Reihe mit den „4 Kühen“.
Die Bildqualität erreicht das Niveau der Konkurrenten von Swisscom TV und UPC Cablecom. Noch bessere Bildqualität liefert allerdings ein Satelliten-Anschluss.
Daneben bietet das Angebot noch 50 Radiosender. Darunter sind auch die werbe- und geschwätzfreien Genusskanäle Swiss Jazz, Swiss Pop und Swiss Classic. Weil die Box über analoge und digitale Audiodosen verfügt, kann man sie direkt an einen AV-Receiver anschliessen. Der Radiogenuss ist so auch bei ausgeschaltetem TV-Gerät möglich.

Pause, Aufnahme, Recall

Ausgefeilt sind die Lösungen für zeitversetztes Fernsehen. Dabei kann man von drei Techniken profitieren.
Drückt man an der Fernbedienung die Pausentaste, friert das Bild ein. Nach dem Unterbrechen kann man seine Sendung einfach dort fortsetzen, wo man pausiert hat.
Drückt man während einer Sendung die Aufnahme-Taste, landet die Sendung im persönlichen Aufnahmearchiv in der Cloud. Man kann so maximal 250 Sendungen beliebiger Länge archivieren. Die Sendungen bleiben allerdings immer im Cloudspeicher im Internet, man kann davon keine lokale Kopie auf einer privaten Festplatte anfertigen.
Noch praktischer ist die dritte Variante, das sogenannte Recall-TV. SAK-TV nimmt dafür automatisch sämtliche Sendungen aller Sender permanent auf und speichert sie im Internet in einem riesigen Archiv während sieben Tagen. Man kann also jederzeit eine Sendung „nachsehen“, die man eigentlich verpasst hat. Praktischerweise kann man auf Verpasstes auch einfach via die elektronische Programmzeitschrift (EPG) zugreifen. Man blättert dieses „Fernsehheftli“ einfach in die Vergangenheit und wählt dort seine Sendung aus.
Recall-TV ist auch praktisch, wenn man den Anfang einer Sendung verpasst hat. Man drückt einfach den Restart-Button und schon wird die Sendung ab ihrem Beginn abgespielt.
Die drei Varianten lassen sich sogar kombinieren. So kann man auch eine Sendung aus dem Recall-Buffer oder aus den Aufnahmen jederzeit pausieren. Ferner lassen sich Sendungen auch aus dem Recall-Buffer ins persönliche Archiv transferieren und bleiben dann länger als sieben Tage erhalten.
Aufnahmen und den Recall-Buffer scheint der Dienstanbieter mit reduzierter Bildqualität anzuliefern. Die Qualität übertrifft aber noch immer ein PAL-Bild und ist für den Alltagsgebrauch ausreichend. Auffällig ist auch, dass nicht alle Sender über identische Bildqualität verfügen. Insbesondere Sender, die nur in SD-Qualität zur Verfügung stehen, haben mangelnde Schärfe. Dies ist jedoch grösstenteils auf die Senderanbieter zurückzuführen.
Ergänzung vom 4.8.2015: Laut Auskunft von SAK werden Recall- und Archivaufnahmen in identischer Bandbreite gespeichert und gesendet. Die von uns beobachtete Qualitätsdifferenz ist vermutlich auf eine vorübergehende Störung beim Stream-Anbieter zurückzuführen.

EPG, HbbTV, Teletext

Auf dem neusten Stand der Technik ist SAK TV auch bei den Zusatzfunktionen. Die elektronische Programmzeitschrift reicht drei Wochen in die Zukunft und verfügt über eine gute Suchfunktion. Will man eine Sendung aufnehmen, genügt ein einziger Tastendruck. Die Info-Taste zeigt zu einer Sendung ausführliche Beschreibungen an. Vermisst haben wir allerdings eine Serien-Aufnahmefunktion, die alle Episoden der Lieblingssendung ins Aufnahmearchiv transferiert.
Luxuriös ist die Integration von Hybrid broadcast broadband TV (HbbTV). Drückt man die rote Taste, wird das Live-TV mit Informationen aus dem Internet ergänzt. Je nach Sender ist der Funktionsumfang unterschiedlich. Beim Schweizer Fernsehen kann man so einfach Sendungskonserven abrufen oder auch eine Edelversion des Nachrichtenportals von Teletext nutzen.
Wer stattdessen lieber den altertümlichen Teletext nutzt, findet auch dafür die passende Taste auf der Fernbedienung. Von Nachrichten über Horoskope bis zum Wetterbericht lassen sich so Hunderte von Textseiten auf dem TV-Schirm einblenden.
Alle diese smarten Funktionen werden direkt von der Box erledigt. Sie funktionieren also auch an einem „dummen“ Fernseher, einem PC-Monitor oder auch mit dem alten Röhren-TV.
Rettung für den Alten
Wer seinen alten Röhrenfernseher mit analoger Technik liebt, blickt beim reinen Kabelanschluss von UPC Cablecom seit einigen Wochen in die schwarze Röhre. Das analoge TV-Signal wurde praktisch schweizweit ausgeschaltet. Für das neue digitale TV muss man ein Gerät mit DVB-C-Decoder besitzen.
Auch hier bietet die SAK-Lösung einen Ausweg. Die Box verfügt nämlich über analoge Bildausgänge und lässt sich so an alten TV-Geräten betreiben. Sogar das nötige Anschlusskit für SCART-Dosen oder technisch bessere Component-Video-Anschlüsse liefert SAK gleich mit.
Die Bildqualität ist via dreiadriger Component-Video-Verbindung gut, bei der einkabligen Analog-Video-Dose dagegen mässig. Das muss man allerdings hauptsächlich der analogen Bildaufbereitung für die bejahrte PAL-Technik anlasten.
Wer übrigens Sendungen für ein privates Archiv aufzeichnen will, kann dafür die analogen Ausgänge der Box verwenden und dort einen üblichen Videorecorder anschliessen. Diese Aufnahmen sind dann frei von jedem Kopierschutz.

Gratis auf PC, Handy und Tablet

Als kostenlose Beigabe erhält man bei SAK TV auch mobiles TV. Dank Apps für Android und iOS sowie einen Fernsehzugang via Browser (www.saktv.ch) kann man unabhängig von der Box praktisch überall TV konsumieren, wo eine Internetverbindung besteht.
Der Funktionsumfang in den Apps ist identisch, ein Teil der Funktionen lässt sich auf einem Tablet sogar einfacher als via TV-Fernbedienung an der Box bedienen. Wer beispielsweise das EPG durchstöbern will, kann das am schnellsten und komfortabelsten im Browser am PC erledigen. Hier lässt sich deutlich schneller blättern und suchen. Ferner sind die Darsteller von Sendungen verlinkt; es lassen sich also alle Filme mit Bruce Willis aufstöbern. Auf allen Plattformen speichert ein Mausklick gewünschte Filme ins Cloud-Archiv.
Im Abo ist die parallele Nutzung auf vier Geräten eingeschlossen. Das löst viele Familienprobleme. Während die Erwachsenen am TV via Box die Ländlersendung geniessen, zappt sich die Jugend am Tablet durch ihre Musik-TV-Kanäle. Auf sämtlichen Geräten kann man auch Recall- und Aufnahmearchive zugreifen. Seinen Lieblingsfilm kann man so gemütlich auf dem Tablet im Bett geniessen.
Komplizierte Favoritenverwaltung
Wer nicht permanent durch die 140 Sender zappen will, kann seine Lieblingssender in einer Favoritenliste zusammenführen. Diese steht dann mit einem Tastendruck zur Verfügung. Die Verwaltung der Favoriten auf der Box ist aber mühsam. Das liegt auch daran, dass mit der Box keine richtige Bedienungsanleitung geliefert wird. Auch die entsprechende Anweisung im Internet ist eher kryptisch. Unser Tipp: Um einen Sender der Favoritenliste zuzufügen, muss man während der Wiedergabe die Taste OK und dann die Rechts-Taste drücken. Erst dann kann man die Funktion „Favoriten“ anwählen.
Viel einfacher erstellt man seine Favoritenliste aber am PC im Browser. Hier klickt man einfach oben links beim Eintrag „Lieblingssender“ auf das Bleistiftsymbol. Nun kann man seine Sender simpel mit der Maus zusammenklicken. Die Reihenfolge lässt sich individuell anpassen, indem man einen Favoritensender mit der Maus „packt“ und an die gewünschte Position schiebt. Die am PC oder Tablet erstellte Favoritenliste erscheint danach automatisch auch auf der Box.

Hoher Stand-by-Verbrauch

Im Betrieb schluckt die Box zwischen 7 und 9 Watt Strom. Auch wenn man die Box via Fernbedienung ausschaltet, reduziert er sich nicht. Erst wenn man den Taster an der Frontseite der Box drückt, sinkt der Stromverbrauch auf unter 1 Watt. Der Neustart der Box benötigt danach aber gut 20 Sekunden.
Gelungen ist die gemeinsame Steuerung von Box und Fernseher. Erstens beherrscht die Box den Standard „Consumer Electronics Control“ (CEC). Über Signale via HDMI-Kabel informiert sie den Fernseher, wenn sie ausgeschaltet wird. Das TV-Gerät geht dann automatisch auch in den Stand-by-Modus.
Die Fernbedienung der Box kann zusätzlich auch direkt das TV-Gerät steuern, insbesondere zur Steuerung der Lautstärke. Dazu muss man einmalig einen Herstellercode auf der Fernbedienung eintippen, damit diese weiss, welche Infrarotsignale sie an das TV-Gerät schicken muss. Die nötige Anleitung findet sich allerdings nur im Internet.
Ausgereifte Technik von Zattoo
Bereits auf den ersten Blick erinnert die SAK-Fernsehlösung an den TV-Dienst von Zattoo. Ein Blick in das Netzwerkprotokoll zeigt dann auch, dass die Fernsehsignale von diesem Dienst stammen. Käufer der SAK-Lösung profitieren also von der Dienstqualität und auch der mehrjährigen Erfahrung von Zattoo. Ferner kann man davon ausgehen, dass neue Funktionen von Zattoo mittelfristig auch auf der Box landen.
Bisher fehlt auf der SAK Box noch das nutzerbasierte Vorschlagswesen, das Zattoo seinen eigenen Kunden anbietet. Der Dienst erkennt dabei, welche Sendungen man favorisiert und schlägt aufgrund dessen andere Sendungen vor.

Fazit: Günstig, gut, flexibel

Im Test hat sich das SAK-TV bewährt und begeisterte durch gute Bildqualität und einfache Bedienung. Besonderer Pluspunkt ist die Flexibilität: Überall wo man über einen Internetanschluss verfügt, kann man den TV-Dienst via Box, Mobilgerät oder PC nutzen. Fair sind auch die Abo-Bestimmungen des Anbieters, der eine monatliche Kündigungsfrist verspricht. Beim Einstieg fällt nur die Anschaffung der Box ins Gewicht. Wer vor dem Kauf sicher sein will, ob sein Internetanschluss die nötige Bandbreite liefert, kann den kostenlosen TV-Dienst von Zattoo ausprobieren. Hier lässt sich auch die gelieferte Bildqualität einfach selber prüfen.