TESTBERICHT
Die in Black, White und Rosenut erhältliche 803 D3 von Bowers&Wilkins gehört zu einer 7 Lautsprecher umfassenden Serie der dritten Generation.Die in Black, White und Rosenut erhältliche 803 D3 von Bowers&Wilkins gehört zu einer 7 Lautsprecher umfassenden Serie der dritten Generation.

Zur 800 Serie der dritten Generation, mit dem zusätzlichen Kürzel "D3",  sagt der Forschungsleiter von Bowers & Wilkins, Martial Rousseau: "Dies ist nicht ein Produkte-Update. Dies ist eine völlig neu entwickelte Serie. Eines der wenigen Elemente, welche wir nicht ersetzt haben, ist die Diamond-Kalotte. Wir fanden es unmöglich, die Qualitäten dieses Diamanten zu verbessern."

Da man von einem namhaften Hersteller wie Bowers & Wilkins bisher keine leeren Werbesprüche gehört hat, darf man denn auch mehr als gespannt sein, was da an Klangkultur zu erwarten ist. Zum Hörtest durfte die 803 D3 mit einem stolzen Paarpreis von 18'000 Franken antreten, welche, wie die gesamt 800 D3-Serie, in England gefertigt wird.

Die neue 800 D3-Serie, die in  Piano Black, White und Rosenut erhältlich ist, umfasst nicht weniger als sieben Modelle: die Standboxen vom Typ 800 D3 (31'500.- CHF) , 802 D3 (23'000.- CHF), 803 D3 (18'000.- CHF) und 804 D3 (9500.- CHF), die Regalbox 805 D3 (6300.- CHF) und die Centerlautsprecher HTM1 D3 (6250.- CHF) und HTM2 D3 ( 4250.- CHF) . Bei den Typen 800, 802 und 803 sind die neuen Formen augenfällig.

Von Klangschmeichlern und Schönfärbern

Um ein Gehäuse stabil und möglichst frei von unerwünschten Vibrationen zu machen, produziert Bowers & Wilkins ihre neuen Ghäuse aus zahlreichen Holzschichten, die in speziell entwickelten Werkzeugen dauerhaft in ihre spezielle Form gebracht werden.Um ein Gehäuse stabil und möglichst frei von unerwünschten Vibrationen zu machen, produziert Bowers & Wilkins ihre neuen Ghäuse aus zahlreichen Holzschichten, die in speziell entwickelten Werkzeugen dauerhaft in ihre spezielle Form gebracht werden.

Es gibt nicht wenige Leute, die sehen sich die Welt gerne durch eine rosa gefärbte Brille an, sind sich aber im Klaren, dass dies nicht der Realität entspricht. Genau so verhält es sich mit gewissen Lautsprechern, die den Klang schönfärben und ihn auf irgend eine Art verändern, die man zunächst als "angenehm" empfindet. Doch diese Klang-Verfärbungen haben ihre Tücken. Auf die Dauer kann das Gehör rebellieren, diese Schönfärbung als solche erkennen und sie als lästig empfinden. So werden sogenannte Klangschmeichler-Boxen von anspruchsvollen Musikhörern oft nach erstaunlich kurzer Zeit gegen klangneutralere Lautsprecher ausgetauscht.

Erwünschter und unerwünschter Schall

Tatsache ist, dass alles, was vibriert und von Luft umgeben ist, Schall produziert. Bei einem Lautsprecher ist es das Ziel, dass lediglich die Membranen der Lautsprecher-Chassis Schall abgeben. Doch leider werden auch andere Komponenten der Lautsprecher zu unerwünschten Schallproduzenten. So geben Gehäuse, Lautsprecherkörbe, Fussteile von Standlautsprechern und viele andere Dinge unerwünschten Schall ab. Alle diese Lautsprecherteile schalltot zu machen, ist kein Kinderspiel, sondern schwierig, aufwendig und teuer.

Jeder kann Handauflegen

Gewisse unerwünschte Vibrationen bei Lautsprechern sind schwierig zu lokalisieren, andere jedoch sehr leicht. Zu den letztgenannten gehören die unerwünschten Vibrationen der Gehäusewände. Diese kann man sehr leicht mit Auflegen der Händen an verschiedenen Stellen des Gehäuse erfühlen. Ein Lautsprechergehäuse, welches bei jedem lauten Ton gehörig durchgeschüttelt wird, ist natürlich miserabel. Beim idealen Lautsprechergehäuse sind auch bei hohen Pegeln keine Vibrationen fühlbar.

Um die bereits jetzt unerträglich hohe Spannung etwas zu lindern, sei jetzt schon verraten, dass das Resultat des "Handauflegen-Tests" bei der 803 D3 die Messlatte für perfekt schalltote Gehäuse ein gehöriges Stück nach oben setzte.

Sound of Diamonds

Mit der Diamant-Membran hat Bowers&Wilkins bereits 2005 einen sehr wichtigen Schritt zur nahezu perfekt kolbenförmig arbeitenden Kalotte gemacht.Mit der Diamant-Membran hat Bowers&Wilkins bereits 2005 einen sehr wichtigen Schritt zur nahezu perfekt kolbenförmig arbeitenden Kalotte gemacht.

Dieses aussergewöhnlich harte Material mit seinem geringen Gewicht konnte dank chemischer Gasphasenabscheidung unter Laborbedinungen gezüchtet und zu einer Hochtonkalotte geformt werden. Der Klang dieser Kalotte befremdete zunächst viele HiFi-Fans, die sich an die meist obligaten Resonanzen der Metallkalotten gewöhnt, ja diese als eine Art "gratis mitgelieferter Obertöne" adaptiert hatten. Die nicht gerade billig herzustellende Diamant-Membran überzeugte jedoch rasch die High-End-Gilde mit ihrem praktisch verfärbungsfreien Klang. Nach der Einführung der Diamant-Membran vor rund zehn Jahren Jahren empfand es Bowers & Wilkins an der Zeit, auch die anderen Komponenten der Lautsprecher zu optimieren. So wurde praktisch jedes Teil der Boxen bezüglich Schwingungen analysiert und verbessert.

Lautsprecher mit Köpfchen

Die Bowers&Wilkins 803 D3 besitzt einen neukonstruierten Aluminium-Mitteltonkopf mit der Bezeichnung Turbine Head. Auf ihm sitzt eine ebenfalls neue Hochtoneinheit aus demselben Material.Die Bowers&Wilkins 803 D3 besitzt einen neukonstruierten Aluminium-Mitteltonkopf mit der Bezeichnung Turbine Head. Auf ihm sitzt eine ebenfalls neue Hochtoneinheit aus demselben Material.

In der 800 Serie wurde anno 1979 erstmals ein separater Mitteltonkopf eingesetzt. Sozusagen als Krone wurde diesem ein Hochtöner in einem Mini-Gehäuse aufgepflanzt. Bei der heutigen 803 D3 wurde sowohl das Mittelton-, wie auch das Hochtongehäuse völlig neu konstruiert. Die mit Turbine Head benannte Mitteltoneinheit und die Hochtoneinheit bestehen nun aus schalltot gemachtem Aluminium.

Besser als Kevlar

Auch Membranen, die sich während ihrer Vibrationen formmässig verändern, können Störgeräusche produzieren. Kevlar war lange eines der besten und verformungs-steifsten Membran-Materialien. Doch auch hier machte man Fortschritte und entwickelte die Continuum-Membran für den Mitteltonbereich, welche dank ihrer speziellen Gewebestruktur über den gesamtem Querschnitt praktisch gleichmässig schwingt. In das gleiche Kapitel gehört die Aerofoil-Membran, die im Bassbereich arbeitet und deren Membrandicke sich nach aussen gezielt verringert.

Umgekehrte Bauform

Bei den drei grössten Modellen dieser Serie sehr schön sichtbar ist die gegenüber den Vorgängern "umgekehrte Bauform". Jetzt ist vorne hinten und die Chassis sitzen auf der verrundeten Seite. Durch diese Massnahme gelang es den Ingenieuren von Bowers & Wilkins, die Stabilität nochmals zu erhöhen. Zudem wurden Reflexionen an den Gehäusekanten reduziert, das Abstrahlverhalten nochmals verbessert.

Komplexes Innenleben

In das leere Gehäuse (links, Blick von oben ) wird die Matrix-Konstruktion (rechts) eingesetzt.In das leere Gehäuse (links, Blick von oben ) wird die Matrix-Konstruktion (rechts) eingesetzt.

Im Inneren der Gehäuse verhindert eine sogenannte Matrix-Konstruktion erstens Vibrationen der Gehäusewände und zudem das Entstehen von sogenannt "stehenden Wellen", die je nach Frequenz und Wellenlänge nicht sehr stabile Böden und Deckplatten der Boxen tüchtig vibrieren lassen. Die Matrix besteht bei der D3-Serie nicht mehr aus MDF, sondern, wie das neue Gehäuse auch, aus Schichtholz. Das ist teuer und gibt Gewicht. Doch der Nutzen ist gross.

Auch der Sockel der 800 Serie blieb nicht mehr wie er einmal war. Er besteht nun aus Aluminium und besitzt trotzdem eine relativ grosses Gewicht. Dadurch wird der gesamte Schwerpunkt der Box nach untern verschoben, und es entsteht ein Gegengewicht zum ebenfalls nicht gerade leichten Turbine Head. Integriert in den Sockel sind Rollen, dank welchen die schweren Lautsprecher elegant bewegt werden können. Ist die optimale Position der Boxen gefunden, lassen sich Spikes ausfahren und die Box steht unverrückbar an Ort und Stelle.

Vorbereitungen zum Konzert

Zum Hörtest durfte meine bewährte und auf dem MacBook Pro gespeicherte Hi-Resolution Software-Sammlung mit neusten Aufnahmen antreten. Zudem kamen legendäre Klangjuwelen aus meiner SACD- und sogar DVD-Audio-Sammlung zum Einsatz.

Folgende Komponenten wurden als Spielpartner zu den 803 D3 eingesetzt:
Aria Music Server, Oppo BDP-103D (SACD Player), Classé Audio CP-800 MKII (Vorverstärker / DA-Wandler). Endstufen: Classé Audio CA-D200 (Class D) , Classé Audio CA-M600 (Class A/B).

Stunden der Wahrheit

State of the Art Kunstwerk aus Holz, Aluminium und anderen High-Tech-Materialien, die alle nicht klingen dürfen. Musizieren dürfen nur die Membranen.State of the Art Kunstwerk aus Holz, Aluminium und anderen High-Tech-Materialien, die alle nicht klingen dürfen. Musizieren dürfen nur die Membranen.

Bereits die ersten Klänge des Klarinetten-Albums "Portraits" von Andreas Ottensamer mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra unter Yannikc Nézet-Söeguin zieht mich mit seiner unerhörten Feinzeichnung und einem mit allen Schattierungen abgebildeten Klarinettenklang in den Bann. Auch die Streicher des Orchesters zeigen ihr ganzes, unverfälschtes Klangspektrum vom tiefsten Kontrabass bis zur hohen E-Saite der ersten Geigen. Und wie die Klarinette zuweilen mit dem Orchester zu einer klanglichen Einheit verschmilzt, führt zu einem echten Aha-Erlebnis. Und genau das habe ich von einem auf absolute Klangneutralität gezüchteten Lautsprecher erwartet.

Doch nun bin ich gespannt auf die Wiedergabe von Joshua Bells 4 Millionen Dollar teuren Stradivari. Doch hier will der Funken auch bei einem meiner absoluten Lieblingswerke, der Chaconne der Partita No. 2 in D-Moll, BWV 1004 (J.S. Bach/Mendelssohn, arrangiert von Milone, Label Sony) nicht so richtig überspringen. Dem Klang fehlt etwas Körper und klangliche Wärme. Nein, das ist nicht der Klang, den ich von einer Stradivari-Violine erwarte. Irgendwie scheint  dieser Aufnahme, obwohl sie ganz gewiss nicht "schlecht" klingt, das "gewisse, liebenswerte Etwas" zu fehlen.

Getröstet werde ich jedoch von einem krassen Aussenseiter, einer frühen DVD-Audio von Dabringhaus, mit dem Orchester Musica Alta Ripa und Werken von Antonio Vivaldi. Im Concerto in g für zwei Celli und Streichorchester werden Klänge hörbar, die bei mir den leider nur selten verspürten kalten Riesel am Rücken auslösen. Wie hier die beiden Solisten mit ihrer unterschiedlichen Spielweise und ihren so unterschiedlich klingenden Celli dargestellt werden, ist absolut faszinierend. Warm, satt und rund erscheinen die Klänge. Da kommt doch tatsächlich echte, ehrwürdige Konzertsaal-Stimmung auf.

Doch nun gilt es einer Aufnahme auf den Zahn zu fühlen, die mir seit langem suspekt ist. Es ist dies eine optisch aufgedonnerte CD in Gold, produziert vom Label Foné, und aufgenommen mit echt audiophilem Equipment. Doch der Klang dieses goldenen Highlights irritierte mich bisher, und nun naht die Stunde der Wahrheit. Und tatsächlich entlarven die 803 D3 diesen pseudo-audiophilen Klang gründlich. Die Violinen klingen nicht nur extrem grell, es fehlen ihnen jegliche Obertöne und der Verdacht, dass hier nachträglich mittels Equalizer und dergleichen herumgepfuscht wurde, erhärtet sich.

Doch nun erhebt sich die Frage: Will man denn tatsächlich und immer so genau hören, was auf der Aufnahme drauf ist, oder wünschte man sich halt doch ab und zu eine rosa gefärbte Klangbrille? Und eine solche Klangbrille bietet doch tatsächlich der Tilt-Regler der Classé Vorstufe. Verschiebt man hier die Klangcharakteristik nach warm und rund, so legte sich ein gnädiger Schleier über diesen grell-aggressiven Klang und die an und für sich herrliche Musik wird doch noch - allerdings mit happigen Einschränkungen - einigermassen geniessbar.

Verblüfft wird man als Hörer der Yellowjackets nicht nur durch den blitzschnellen Aufbau komplexer Impulse, sonder auch durch deren blitzartiges AusklingenVerblüfft wird man als Hörer der Yellowjackets nicht nur durch den blitzschnellen Aufbau komplexer Impulse, sonder auch durch deren blitzartiges Ausklingen

Nun geht's weiter mit den unterschiedlichsten Musik-Stilrichtungen. Die rockigen Sounds der Heads Up-SACD mit der Band Yellojackets  "Altered State" scheinen wie auf der 803 D3 abgemischt worden zu sein. Mit umwerfender Wucht und Schnelligkeit erscheinen die diversen perkussiven Instrumente im Abhörraum.
Wie hier "Holz auf Holz" erklingt, erstaunt auch abgebrühte Impuls-Fetischisten.
Verblüfft wird man als Hörer aber nicht nur durch den blitzschnellen Aufbau komplexer Impulse, sonder auch durch deren blitzartiges Ausklingen. Dies ergibt eine brisante, straffe und lupenreine Reproduktion dieser Aufnahmen, die ich bisher als eher brav eingestuft hatte. Und trotz dieser unerhörten Brillanz und Vitalität überzeugte die Band mit einem satten Sound mit knackigen und wahrhaft tiefen Bässen. Auch bei sehr hohen Pegeln bleibt der Klang dynamisch und Impulsspitzen kommen absolut unlimitiert.

Ihre enormen Fähigkeiten zeigen die 803 D3 in der Folge auch mit charakterstarken und lupenreinen Wiedergaben von Solostimmen sowie der überzeugenden Darstellung weiträumiger Chorwerke. Faszinierend dann die Feinzeichnung bei Cembalowerken und der locker und entspannten Darstellung swingender Big-Bands.

Es würde zu weit führen, alle die in ausgiebigen Hörtests gewonnenen Eindrücke, samt der klanglichen Unterschiede der Classé Audio CA-D200 (Class D) und der Classé Audio CA-M600 (Class A/B) Endstufen ausgiebig zu schildern. Ganz klar steht für mich die Tatsache im Vordergrund, dass die 803 D3 ein hochpräziser Schallwandler ist, der nichts beschönigt und trotzdem die klanglichen Tugenden guter Aufnahmen voll und ganz zum Tragen bringen kann.

Fazit & Video

In ihrer neuen 800 Serie mit der Zusatzbezeichnung "D3" hat Bowers & Wilkins erneut einen entscheidenden Schritt in Richtung klangneutraler Lautsprecher getan. Leute, welche die Welt lieber durch eine rosa Brille betrachten und auf so genannt "angenehm färbende"  Klangschmeichler stehen, wird dies weniger freuen, als diejenigen Musikhörer, die hören möchten, wie gut ihre Aufnahmen tatsächlich sind. Und das kann im Beispiel einer 803 D3 zu unvergesslichen Klangerlebnissen, aber auch zu herben Enttäuschungen führen.

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