Kraftpaket für Video
In der Videoabteilung macht der Z 8 in dieser Preisklasse so leicht keiner etwas vor. Mit ihren vielen Videoformaten ist von Hollywood-Produktionen im 8K-RAW-Format über 4K/UHD-Fernsehproduktionen bis hin zum Familienfilm in Full-HD alles möglich.
Wo andere Hersteller zweigleisig fahren und sowohl auf Fotografie ausgerichtete Profikameras als auch Kino-Versionen für Filmemacher anbieten, kombiniert Nikon bei der Z 8 professionelle Foto- und Videofunktionen in einem Gehäuse.
Mit dem Umschalter rechts neben dem Sucher wird auf «Video» umgestellt. Nun hat man eine sehr leistungsfähige Filmkamera in der Hand. Alle Videoformate, Bittiefen, Qualitätsstufen, Dynamikumfänge, Farbräume, Bildfelder und Dateitypen der Z 8 aufzulisten, würde den Umfang dieses Artikels sprengen. Deshalb hier nur die wichtigsten Einstellmöglichkeiten.
Bei den Dateitypen hat man die Wahl zwischen NEV, MOV und MP4. NEV steht für das Nikon N-RAW-Videoformat mit 12-Bit und bietet die höchste Bildqualität und Bildgrösse, verbraucht aber auch den meisten Speicherplatz. Bei 8K-Video mit 8256 x 4644 Pixeln und 60 Bildern pro Sekunde rauschen 5780 Mbit/s durch die Kamera auf die CFexpress-Karte.
Richtig gelesen! Dieses 8K-60p-RAW-Video kann die Z 8 tatsächlich intern aufnehmen. Eine 160 GB grosse Speicherkarte ist bei dieser Datenmenge nach rund 6 Minuten bereits voll. Dieses 8K-Format lässt sich vorläufig auch nicht auf einen externen Rekorder von Atomos oder Black Magic Design ausspielen. Mit den 4K-Formaten ist dies selbstverständlich möglich.
Gleichzeitig zum 8K-Video wird noch eine MP4-Datei mitaufgezeichnet, damit man die Aufnahmen wenigstens in reduzierter Full-HD-Grösse in der Kamera anschauen und kontrollieren kann, denn die Z 8 kann diese immense Datenflut zwar aufnehmen, aber nicht mehr in der Kamera abspielen. Auch die NX-Studio-Software von Nikon muss hier passen.
Das Handbuch meint dazu: «Bei dieser Option wird davon ausgegangen, dass das Videomaterial später im RAW-Format auf einem leistungsfähigen, für die professionelle Videobearbeitung geeigneten Computer verarbeitet wird.»
Weniger datenhungrig sind die 10- und 8-Bit MOV- und MP4-Formate. Als höchste Qualitätsstufe steht der ProRes 422 HQ 10-Bit Codec zur Verfügung. Hier beträgt die Farbunterabtastung 4:2:2 und man darf im Standard Dynamikumfang (SDR) oder Nikons N-Log aufzeichnen.
Bitraten und Auflösung
Die Z 8 bietet die gesamte Bandbreite an aktuellen Bitraten zur Auswahl. Von kinoreifen 24 Bildern pro Sekunde in 4K- oder 8K-Auflösung über 25, 30, 50 und 60p bis hin zu 100 und 120p für perfekte Zeitlupen-Videos in 4K.
Für genügend Flexibilität bei der späteren Farbkorrektur unterstützt die Z 8 Flat-, N-Log- und HLG-Profile. Der H.265-Codec mit 10-Bit Auflösung (4:2:0 Farbabtastung) erlaubt solche Aufnahmen in High Dynamic Range (HDR) mit der HLG-Technologie (Hybrid Log Gamma). Der grössere Kontrastumfang beeindruckt und ist faszinierend anzusehen, sofern Fernseher oder Monitor HLG-kompatibel sind.
Nikons «Active D-Lighting» funktioniert auch beim Filmen. Dunkle Motive werden dabei mit mehr Details aufgezeichnet. Es lohnt sich, wie beim Fotografieren, verschiedene «D-Lighting»-Einstellungen auszuprobieren.
Auch die Farbwerte pro RGB-Kanal sind neben dem Standard 8 Bit mit 10 Bit oder sogar 12 Bit beeindruckend, beanspruchen jedoch dementsprechend mehr Speicherplatz und schnellere Rechner bei der Bearbeitung.
Nicht für jedes Filmprojekt braucht man die absolute Bildqualität und nicht jeder möchte neben der Z 8 auch gleich noch in leistungsfähigere Computer und Software investieren. Eine einfache Farbnachbearbeitung lässt sich, wenn denn gewünscht, bereits mit den verschiedenen «Picture-Control-Konfigurationen» wie zum Beispiel «Auto» oder «Flat» durchführen.
So bietet die Z 8 sowohl dem professionellen Kinofilmer als auch dem Fotografen, der nur ab und zu ein Video drehen möchte, genügend Konfigurationsmöglichkeiten und Freiheiten für die Umsetzung ihrer Projekte.
Die Bildqualität der Videoaufnahmen in 4K/UHD- und Full-HD-Auflösung ist ausgezeichnet. Insbesondere bei Filmen bis 30p ist das Bild hervorragend, da es durch «Downsampling» von der 8K-Sensorauflösung heruntergerechnet werden kann. Filme in 8K-Auflösung konnte ich mangels 8K-Fernseher nicht beurteilen.
Ruhe bitte, Aufnahme!
Die meisten Fotoeinstellungen sind auch während der Videoaufnahme aktiv. Sie können speziell für Videoaufnahmen angepasst werden oder über die Option «Gemäss Fotoeinstellungen» die aktuellen Foto-Werte übernehmen.
Ich habe die Videoeinstellungen in der Regel über das «i»-Menü geändert und meine am häufigsten verwendeten Funktionen wie schon beim Fotografieren unter «Mein Menü» abgelegt.
Beim Filmen im «P»- und «S»-Modus sind Belichtungssteuerung über Blende und Verschluss eingeschränkt, das heisst automatisiert. Erst der «A»-Modus erlaubt die Kontrolle über die Blende. Profis filmen am besten im manuellen Modus, wo sich neben Blende und Verschlusszeit auch die ISO-Empfindlichkeit mit oberem Limit für die ISO-Automatik setzen lässt.
Die Audioaussteuerung arbeitet automatisch oder lässt sich manuell in 20 Stufen regeln. Der Frequenzbereich kann von «Wide» auf «Menschliche Stimmen» eingeschränkt werden und wirkt auf interne wie externe Mikrofone. Eine Tondämpfung sowie ein Windfilter sind ebenfalls zuschaltbar. Der Filter beeinflusst jedoch nur die internen Stereomikrofone. Zur Tonkontrolle ist eine Kopfhörerbuchse vorhanden.
Beim Filmen hilft einem die Z 8 mit speziellen Funktionen. Ein dicker roter REC-Rahmen zeigt klar und deutlich an, wann aufgenommen wird. Es gibt Warnungen gegen überbelichtete Flächen im Bild, wie etwa das Histogramm, den Waveform-Monitor oder die im Videojargon «Zebra» genannte gestreifte Anzeige. Bei ihr können das Muster sowie die Ansprechschwelle ausgewählt werden.
Für die Bildgestaltung lassen sich verschiedene Gittertypen einblenden und eine Video-Info zeigt auf einen Blick alle wichtigen Einstellungen für die Aufnahme an.
Wenn mit N-Log aufgenommen wird, kann zu Vorschauzwecken die Farbe in erhöhtem Kontrast dargestellt werden. Neben dem eingebauten 5-Achsen-Bildstabilisator lässt sich bei Video auch noch ein digitaler Bildstabilisator, «Digital-VR», hinzuschalten.
Scharf dranbleiben
Das Autofokus-Verhalten kann auch beim Filmen dem Sujet angepasst werden, indem Motiv-Erkennung, AF-Geschwindigkeit und AF-Tracking-Empfindlichkeit individuell eingestellt werden.
Bei meinem üblichen Autofokus-Verlagerungstest war ich zuerst schon etwas erstaunt darüber, dass die Nikon Z 8 nicht wie die Z 9 und alle sonstigen Kameras, sogar die neusten Lumix-Modelle, ohne Probleme durch die Scheibe hindurch nach draussen scharf stellte.
Einige Versuche später und nach Einsatz von – ähem – Ajax Glasreiniger, klappte es dann auch mit der Z 8 reibungslos. Und dies bereits in der Standardeinstellung der AF-Parameter. Die automatischen Übergänge zwischen den Schärfeebenen erfolgten in angenehmer Geschwindigkeit.
Autofokus-Verlagerungen sind auch per Fingertipp auf den gewünschten Schärfepunkt auf dem Touchscreen möglich. Bei der Option «Motivauswahl AF» sprang die Z 8 jedoch wie beim Fotografieren sehr schnell an die neue Position. Erst als ich die Option «Fokusmessfeld positionieren» wählte, erfolgt nach dem Fingertipp eine sanfte Schärfeverlagerung an den neuen Punkt. Cool.
Das zuverlässige Erkennen und Verfolgen von Motiven hängt auch beim Filmen von verschiedenen Bedingungen ab. Kameraeinstellung, Wetter, Hintergrund sowie Grösse und Beweglichkeit des Objekts spielen eine wichtige Rolle.
Wie schon die Z 9 zeigte auch die Z 8 bei der Entenverfolgung im nahe gelegenen Stadtweiher eindrücklich, was sie seit der Z 7II dazu gelernt hat. Die Viecher wurden durch Äste und Blätter hindurch zuverlässig «getrackt», bis die Hindernisse dann den grössten Teil des Bildes einnahmen.
Auch durch das Gitter einer Vogelvoliere hindurch blieb die Kamera tapfer am Auge des Königssittichs haften und liess sich weder durch Vogel- noch durch Kamerabewegungen irritieren.
Eine Zugskomposition wurde von der Nikon Z 8 korrekt erkannt und ein «rolling shutter»-Effekt konnte auch beim Kameraschwenk nicht festgestellt werden. Die Masten blieben senkrecht im Bild.
Mit der Nikon Z 8 kann man natürlich auch beim Filmen manuell fokussieren. Dabei kann als Hilfe eine Kantenhervorhebung (Fokus-Peaking) im Sucher oder auf dem Bildschirm angezeigt werden. In den «Individualfunktionen» sind Stärke und Farbe der Hervorhebung veränderbar.
Ein Schärfeindikator in der Aufnahmeanzeige gibt zudem an, ob das Objekt im ausgewählten Fokusmessfeld scharf gestellt ist (elektronische Einstellhilfe). Zudem leuchtet das Fokusmessfeld grün, wenn das Objekt in der Schärfe liegt.
Während der Filmaufnahme kann man ausserdem in eine 1:1-Darstellung (100 %) des Bildes zoomen. Auch bei der Wiedergabe-Pause kann in das Videobild gezoomt werden.