Und Action!
Filmen ist einfach. Nur die rote Movie-Taste drücken und schon gehts los. Auch dann, wenn ich mich im Fotomodus der Kamera befinde. Aber mit welchen Videoeinstellungen wird aufgenommen?
Bei der EOS R6 wird in der Vollautomatik aufgezeichnet, wenn das Modus-Wahlrad auf dem grünen A+-System steht. In allen anderen Fällen werden beim Filmen die Einstellungen im P-Modus übernommen. Bei der EOS R5 ist es bei Vollautomatik gleich, in allen anderen Fällen wird mit den Videoparametern des Individual-Aufnahmemodus (C3P) gefilmt.
Für den eigentlichen Movie-Modus dreht man bei der EOS R6 das Modus-Wahlrad auf das Filmkamera-Symbol. Dann stehen einem alle Videoeinstellungen zur Verfügung.
Doch wie komme ich bei der EOS R5 vom Foto- in den speziellen Movie-Modus? Man drückt erst die MODE-Taste und dann die INFO-Taste. Einfach, wenn man es weiss. Doch ich habe schon langjährige Canon DLSR-Besitzer erlebt, die mich verzweifelt danach gefragt haben. Und ich gebe es zu: Beim ersten Test der Canon EOS R vor zwei Jahren in London musste ich auch den Produktebetreuer danach fragen. Es soll ja Leute geben, die bis heute nur im Fotomodus über die rote Movie-Taste filmen. Doch das sind Gerüchte ...
Autofokus vom Besten
Die EOS R5 und R6 führen die Schärfe auch bei Video mit dem Canon-typischen Dual-Pixel-Autofokus sehr schnell und genau nach. Die auch in den professionellen EOS-Cinema-Produkten eingesetzte Technik ordnet jedem Bildpunkt auf dem Sensor noch zwei Subpixel zu und erlaubt damit eine AF-Phasenmessung direkt auf dem Aufnahmechip.
Standardmässig ist beim Filmen der Servo-Autofokus eingeschaltet und die Kameras stellen dauernd scharf. Wird der Foto-Auslöser während des Filmens halb durchgedrückt, erfolgt eine neue Scharfeinstellung mit der aktuell gewählten AF-Methode.
Die Schärfenachführung funktionierte bei den Testaufnahmen sehr gut. Die Autofokus-Reaktion und -Geschwindigkeit kann der Aufnahmesituation angepasst werden und ermöglicht sanfte Schärfeübergänge. Zusätzlich kann bestimmt werden, wie schnell auf andere Motive umgeschaltet wird, wenn das Hauptmotiv von der Kamera nicht mehr bestimmbar, bzw. der Autofokus nicht mehr nachführbar ist.
Meine üblichen Autofokus-Verlagerungstests bestanden beide Kameras mit Bravour. Dabei war mir die Werkseinstellung der Servo-AF-Geschwindigkeit von 0 etwas zu schnell. Der Fokus sprang richtiggehend auf das neue Motiv. Bei -4 und einer Servo-AF-Reaktion von 0 gefiel es mir dann um einiges besser.
Je nach Aufnahmemotiven und persönlichen Vorlieben lassen sich mit diesen Einstellmöglichkeiten fein abgestimmte Schärfeverlagerungen fahren.
Die Autofokus-Nachführung der EOS R5 und R6 lässt sich auch durch neue Motive im Vorder- oder Hintergrund nicht ablenken und fokussiert im Beispiel weiter auf die Ente. Dies geschieht so lange, bis die neuen Motive das Bildfeld zum grösseren Teil beherrschen.
Sauber getrennt
Die Einstellungen für Foto- und Video-Betrieb lassen sich bei der EOS R5 und R6 völlig unabhängig voneinander anpassen und bleiben bestehen, während man hin- und herwechselt. Dies gilt auch für Blende, Verschlusszeit und ISO-Werte und erleichtert die Arbeit ungemein, wenn man zum Beispiel an Hochzeiten fotografiert und zwischendurch Videosequenzen aufnimmt.
Im Videomenü ist das Filmen im Automatik-Modus, in Programm-, Blenden- und Zeit-Automatik oder mit manuellen Einstellungen wählbar. Die neue Fv-Funktion des Fotomenüs gibt es hier nicht.
Bei allen Automatik-Modi regelt die Kamera den ISO-Wert selbstständig und lässt auch keine ISO-Limitierung zu. Man wählt deshalb am besten gleich die manuelle Einstellung, um die vollständige Kontrolle über alle Parameter zu haben.
Die meisten Foto-Objektive eignen sich im Blendenautomatik-Modus nicht optimal fürs Filmen, weil es hier zu unschönen Helligkeitsschwankungen kommt. Dies lässt sich bei der EOS R5 und R6 etwas abschwächen, indem bei den neuen RF-Objektiven die Blende beim Filmen statt in 1/2- oder 1/3- in feineren 1/8-Abstufungen geändert werden kann. Am besten ist es jedoch, gleich mit einer festen Blende aufzunehmen.
Sonst lässt es sich mit den beiden Kameras sehr gut filmen. Dank des variablen Bildschirms sind problemlos Überkopf- und bodennahe Aufnahmen ohne grosse Verrenkungen möglich. Die sehr gute eingebaute Bildstabilisierung erlaubt auch spontane Szenen aus der Hand zu drehen, ohne gleich aufwändige Hilfsmittel wie sperrige Stative oder Steady-Cams einsetzen zu müssen.
Wie beim Fotografieren können auch beim Filmen die Canon-Farben überzeugen. Durch den grossen Sensor bringen die EOS R5 und R6 auch bei schwacher Beleuchtung noch gute Ergebnisse. Farben und Details werden präzise dargestellt, ohne im Bildrauschen unterzugehen. Im Vergleich zur Canon EOS R wurde der Dynamikumfang um einiges erweitert und kann jetzt – endlich – auch mit den Mitbewerbern mithalten.
Zum Schluss noch die Schwimmstudie einer Gans in Zeitlupe.