Film-Look und X-Trans CMOS
Wie schon bei der X-T2 und X-H1 konnten wiederum die typischen Film-Looks überzeugen. Denn an Stelle der Motivprogramme anderer Kamera-Marken treten bei Fujifilms X-Serie-Kameras die Analogfilm-Simulationen. Dies sind Nachbildungen analoger Fujifilm-Klassiker wie etwa «Velvia» oder «Provia».
Das mag Geschmacksache sein, doch waren auch viele andere Personen mit und ohne Fotografie-Erfahrung von der Wiedergabe-Qualität der neuen X-T3 begeistert. Die Bilder wirken irgendwie natürlicher, kommen nicht so «digital-elektronisch» daher. Sie gefallen bereits als unbearbeitete JPEG-Dateien direkt aus der Kamera.
Dazu tragen neben den Analogfilm-Simulationen – ein Alleinstellungsmerkmal von Fujifilm – sicher auch die präzise 256-Segment-TTL-Belichtungsmessung, der neue X-Prozessor 4 sowie der von Fujifilm selbst entwickelte X-Trans CMOS-Sensor bei.
Die Besonderheit dieses Sensors liegt daran, dass statt des sonst üblichen Vierermusters (Bayer-Matrix) ein 6 x 6 Raster bei der Farbfilteranordnung verwendet wird. Dies reduziert die Anfälligkeit für Farbmoirés, die auftreten, wenn sich zwei regelmässige Strukturen (die des Motivs und die des Sensors) überlagern.
Beim Betrachten der X-T3-Aufnahmen fallen die satten Farben, die exakte Farbwiedergabe und der grosse Kontrastumfang auf. Vor allem die genaue Wiedergabe von Hauttönen überzeugte. Das beinahe völlige Fehlen von blaugrünen oder pinken Farbsäumen an starken Hell/Dunkel-Übergängen im Bild (chromatische Aberrationen) spricht für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Kamera und eingesetztem Objektiv.
In dunkeln Szenen, fotografiert mit hohen ISO-Werten, hielt sich das Rauschen angenehm zurück. Da kaum Farbrauschen vorhanden war, wirkte das Helligkeitsrauschen sehr natürlich. Im Vergleich zur X-T2 schienen mir bei einigen Motiven dennoch etwas mehr Rauschen im Bild vorhanden zu sein.
Die Beispielfotos der Bilderstrecke stammen alle direkt und unverändert aus der X-T3, wurden mit der Standard-Filmsimulation «Provia» aufgenommen und nur in der Grösse reduziert. Fotografiert wurde aus freier Hand.
Wer mit der Fujifilm X-T3 überlegt und korrekt belichtet, kann die JPEG-Fotos direkt aus der Kamera ohne weitere Bearbeitung verwenden. Diese Arbeitsweise eignet sich besonders für Profis mit hohem Bilderdurchsatz, etwa Hochzeitsfotografen. Wer an einem Event mehrere 100 Fotos schiesst, erspart sich damit Stunden an zusätzlicher Arbeit mit RAW-Entwickeln am Computer.
RAW-Entwicklung
Natürlich darf man mit der Kamera auch im Raw-Format fotografieren. Dann lassen sich neben vielen anderen Einstellungen nachträglich auch die Filmsimulationen ändern und das Foto als neue JPEG-Datei speichern. Dies geht zum einen in der Kamera selbst, zum andern und viel komfortabler in einer Raw-Konverter-Software.
Dazu gibt es die Software «Raw File Converter EX» von Fujifilm/Silkypix oder das «Fujifilm X Raw Studio», das via USB-Kabel die Leistung des Bildprozessors der Kamera nutzt, um Raw-Dateien schnell und in hoher Qualität in JPEG-Bilder umzuwandeln.
Wer Adobes Photoshop oder Lightroom besitzt, wird auch im dazu gehörenden Raw-Konverter fündig. Die Filmsimulationen lassen sich dort über die Kamerakalibrierung auswählen. Allerdings sind einige Fotografen von den Umwandlungs-Resultaten der Fujifilm-Raw-Dateien in der Adobe Software nicht besonders begeistert.
Die Filmsimulation «Provia» steht bei der X-T3 für die Standard-Farbwiedergabe. «Velvia» umfasst eine kontrastreiche Palette satter Farben und ist für Naturaufnahmen geeignet. «Astia» erweitert die Palette von Hauttönen bei Porträtaufnahmen und erhält die leuchtenden Blautöne des Himmels bei Tageslicht. Diese Einstellung wird deshalb für Porträtaufnahmen im Freien empfohlen.
«Classic Chrome» bringt den Reportage-Look mit weichen Farben und verstärkten Schattenkontrasten für eine ruhige Optik. «Pro Neg. Hi» und «Pro Neg. Std.» werden für Porträts empfohlen. Der erste bietet etwas mehr Kontrast als der «Std.», der erweitert dafür die Bandbreite der Hauttöne, zeichnet etwas weich und ist gut für Porträtaufnahmen im Studio geeignet.
«Eterna» bringt gedämpfte Farben und tiefe Schatten, ähnlich wie beim gleichnamigen Kinofilmmaterial von Fujifilm. Es lässt sich gut weiterbearbeiten, sieht jedoch schon direkt aus der Kamera angenehm und «fertig»aus.
Die Schwarz-Weiss-Filmsimulation «Acros» ermöglicht sehr fein abgestimmte Tonwertabstufungen, tiefe Schwarztöne und eine sehr gute Detailwiedergabe. Bei «Acros» wie auch bei der «Schwarz-Weiss»-Standard-Simulation lassen sich noch Gelb-, Rot- und Grün-Filter hinzurechnen sowie einen rötlichen oder bläulichen Stich (warmer oder kühler Farbstich) hinzufügen.
Mit dem Effekt «Filmkorn» lässt sich den Aufnahmen ein typischer Analogfilm-Charakter verleihen. Dieser Effekt kommt besonders bei Ausdrucken deutlich zur Geltung. Mit «Farbe Chrom» verstärkt man die Farben in den Schattenbereichen.
Die Videoqualität steht der Fotoqualität in keiner Weise nach. Beeindruckende Aufnahmen gibt es schon in Innenräumen und unter nicht optimalen Lichtverhältnissen. Draussen und bei genügend Licht ist Rauschen eh kein Thema. Die Videobildqualität überzeugt mit wenig Moiré und minimalen Kompressionsartefakten. Die Unterschiede zwischen den beiden Codecs sind, wenn überhaupt, nur im Detail erkennbar und vernachlässigbar.
Die Foto-Filmsimulationen können auch für Videoaufnahmen verwendet werden und durch die Einstellungen «Lichter», «Schatten», «Farbe» und «Schärfe» noch feiner abgestimmt werden.
Wer mit F-Log aufnimmt, erhält Videofilme mit einer flachen Gammakurve und einem grossen Farbraum. Damit hat er die besten Voraussetzungen und grosse Dynamik-Reserven für eine intensive Nachbearbeitung. Die Mindestempfindlichkeit für die Aufnahme von F-Log- und DR400%-Material wurde dabei von ISO 800 bei aktuellen Modellen auf ISO 640 verbessert, um den Anforderungen von Videofilmern gerecht zu werden.