Bildqualität und Analogfilm-Farben
Eigenheit: Die X-T30 besitzt den von Fujifilm selbst entwickelten X-Trans-CMOS-Sensor.Wie schon bei der X-T3 konnte auch die X-T30 mit ihren typischen Film-Looks überzeugen. Dies sind Nachbildungen analoger Fujifilm-Klassiker wie etwa «Velvia» oder «Provia». Man mag nun genüsslich darüber streiten, ob die erweiterte SR-Automatik, die wählbaren Motiv-Programme oder die Filmsimulationen das bessere Foto bringen.
Vieles ist wie immer Geschmackssache, doch waren viele andere Personen mit und ohne Fotografie-Erfahrung von den Filmsimulationen der X-T30 begeistert. Die Bilder wirken irgendwie natürlicher, kommen nicht so «digital-elektronisch» daher. Sie gefallen bereits als unbearbeitete JPEG-Dateien direkt aus der Kamera.
Neben den Analogfilm-Simulationen – ein Alleinstellungsmerkmal von Fujifilm – trägt auch der neue X-Prozessor 4 sowie der von Fujifilm selbst entwickelte X-Trans-CMOS-Sensor dazu bei. Die Besonderheit dieses Sensors liegt darin, dass statt des sonst üblichen Vierermusters (Bayer-Matrix) ein 6-mal-6-Raster bei der Farbfilteranordnung verwendet wird. Dies reduziert die Anfälligkeit für Farbmoirés, die auftreten, wenn sich zwei regelmässige Strukturen (die des Motivs und die des Sensors) überlagern.
Die X-T30-Aufnahmen punkten mit satten Farben, exakter Farbwiedergabe und grossem Kontrastumfang. Vor allem die genaue Wiedergabe von Hauttönen überzeugte. Das beinahe völlige Fehlen von chromatischen Aberrationen (blaugrünen oder pinken Farbsäumen an starken Hell/Dunkel-Übergängen im Bild) spricht für eine optimale Zusammenarbeit zwischen Kamera und Objektiv.
Das Auflösungsvermögen ist je nach Motiv sehr gut, die Detailwiedergabe wird auch bei hohen ISO-Werten kaum durch Rauschen vermindert. Da kaum Farbrauschen vorhanden ist, wirkt das Helligkeitsrauschen sehr natürlich.
Die Aufnahmen entstanden alle mit dem Objektiv Fujinon XF 18–55 mm F2.8-4 R LM OIS (Kleinbildäquivalent: 27–84 mm ), das zusammen mit der Kamera im Kit erhältlich ist, und dem Fujinon XF 55–200 mm F3.5-4.8 R LM OIS. Beide besitzen einen Bildstabilisator und ermöglichen es damit auch bei wenig Licht mit längerer Belichtungszeit aus der Hand zu fotografieren. Das Kit-Objektiv überzeugt durch ein einfaches Freistellen von Motiven dank seiner grossen Offenblende von F/2.8.
Das Telezoom-Objektiv ist durch seine kompakte Bauform etwas weniger lichtstark, dafür problemlos mitzunehmen, und holt mit seiner langen Brennweite, die 84–305 mm im Kleinbildformat entspricht, auch entferntere Motive bildfüllend heran. Dabei hilft einem das kleinste AF-Feld der X-T30, eines aus einem Raster von 425(!) Feldern, gezielt zwischen anderen Motiven hindurch genau auf das gewünschte Objekt scharfzustellen.
Die Beispielfotos der Bilderstrecke stammen direkt und unverändert aus der X-T30, wurden mit der Standard-Filmsimulation «Provia» aufgenommen und nur in der Grösse reduziert. Fotografiert wurde aus freier Hand.
RAW-Aufnahme und Entwicklung
Natürlich darf man mit der X-T30 auch im Raw-Format fotografieren. Es lassen sich damit neben vielen anderen Einstellungen nachträglich auch die Filmsimulationen ändern und das Foto als neue JPEG-Datei speichern. Dies geht zum einen in der Kamera selbst, zum andern – und viel komfortabler – in einer Raw-Konverter-Software.
Dazu gibt es die Software «Raw File Converter EX» von Fujifilm/Silkypix oder das «Fujifilm X Raw Studio», das via USB-Kabel die Leistung des Bildprozessors der Kamera nutzt, um Raw-Dateien schnell und in hoher Qualität in JPEG-Bilder umzuwandeln.
Wer Adobes Photoshop oder Lightroom besitzt, wird auch im dazugehörenden Raw-Konverter fündig. Die Filmsimulationen lassen sich dort über die Kamerakalibrierung auswählen. Allerdings sind einige Fotografen von den Umwandlungs-Resultaten der Fujifilm-Raw-Dateien in der Adobe-Software nicht besonders begeistert.
Die Filmsimulation «Provia» steht bei der X-T30 für die Standard-Farbwiedergabe. «Velvia» umfasst eine kontrastreiche Palette satter Farben und ist für Naturaufnahmen geeignet. «Astia» erweitert die Palette von Hauttönen bei Porträtaufnahmen und erhält die leuchtenden Blautöne des Himmels bei Tageslicht. Diese Einstellung wird deshalb für Porträtaufnahmen im Freien empfohlen.
«Classic Chrome» bringt den Reportage-Look mit weichen Farben und verstärkten Schattenkontrasten für eine ruhige Optik. «Pro Neg. Hi» und «Pro Neg. Std.» werden für Porträts empfohlen. Der erste bietet etwas mehr Kontrast als der «Std.». Dieser erweitert dafür die Bandbreite der Hauttöne, zeichnet etwas weicher und ist gut für Porträtaufnahmen im Studio geeignet.
«Eterna» bringt gedämpfte Farben und tiefe Schatten, ähnlich wie beim gleichnamigen Kinofilmmaterial. Es lässt gut weiterbearbeiten, sieht aber auch schon «out of cam» angenehm aus.
Die Schwarz-Weiss-Filmsimulation «Acros» ermöglicht sehr fein abgestimmte Tonwertabstufungen, tiefe Schwarztöne und eine sehr gute Detailwiedergabe. Bei «Acros» wie auch bei der «Schwarz-Weiss»-Standard-Simulation lassen sich noch Gelb-, Rot- und Grün-Filter hinzurechnen sowie einen rötlichen oder bläulichen Stich (warmer oder kühler Farbstich) hinzufügen.
Mit dem Effekt «Filmkorn» lässt sich den Aufnahmen ein typischer Analogfilm-Charakter verleihen. Dieser Effekt kommt besonders bei Ausdrucken deutlich zur Geltung. Mit «Farbe Chrom» verstärkt man die Farben in den Schattenbereichen.
Filmen in der Praxis
Für Videoaufnahmen dreht man das Einstellrad ganz nach rechts auf das Filmkamera-Symbol. Eine spezielle Start/Stop-Taste für Videoaufnahmen gibt es nicht. Dazu dient der Foto-Auslöser. Am einfachsten filmt man wie schon beim Fotografieren im Automatikmodus. Der aufklappbare Bildschirm erleichtert das bequeme Filmen aus Hüfthohe, mit der Kamera am Boden oder über den Kopf gehalten.
Das Fehlen eines separaten Video-Auslösers ist einer meiner Kritikpunkte. Wer zum Beispiel an Hochzeiten fotografiert und filmt, muss jeweils umständlich und zeitraubend zwischen beiden Funktionen umschalten. Die jeweils eingestellten Werte für Blende und Verschlusszeit gehen dabei verloren. Man kann sie auch nicht wie viele andere Parameter zwischenspeichern. Beim Fotografieren zwischendurch schnell eine Videoszene aufnehmen ist so nicht möglich. Hat man das Drehrad endlich auf dem Filmkamera-Symbol stehen, ist nun das Fotografieren blockiert.
Wer im manuellen Kameramodus fotografiert hat und das Drehrad auf Video stellt, wundert sich vielleicht, wieso nicht kontinuierlich scharfgestellt wird. Vermutlich steht der Fokus-Schalter auf Einzel-AF und die Gesichtserkennung ist aus. Erst nach deren Aktivierung wird bei Personenaufnahmen bzw. Gesichtern die Schärfe automatisch nachgeregelt, auch bei Einzel-AF-Einstellung.
Besser ist es jedoch, gleich den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) zu wählen. Dann wird dauernd fokussiert – und zwar gegenüber einer X-T20 jetzt klar schneller und genauer. Das Autofokus-Verhalten lässt sich auch beim Filmen auf die jeweilige Situation feintunen, indem AF-Geschwindigkeit und Verfolgungs-Empfindlichkeit angepasst werden.
Den Video-AF-Modus stellt man am besten auf Vario-AF, dann arbeitet er bei genügend Licht und Kontrast sehr treffsicher, wenn auch manchmal ein kurzes Pumpen festzustellen ist. Im Beispielvideo «Enten» ist gut zu erkennen, wie die Schärfe auf den Enten bleibt, auch wenn Äste und Blätter im Vordergrund erscheinen. Erst wenn diese zum grossen Teil das Bild ausfüllen, wird darauf scharfgestellt.

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