TESTBERICHT
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Audeze LCD-4 vs. Sennheiser HD 800

Der HD 800 ist mit seinen 360 Gramm etwa halb so schwer wie der LCD-4, was eine deutlich kleinere Prüfung für untrainierte Nackenmuskeln darstellt.Der HD 800 ist mit seinen 360 Gramm etwa halb so schwer wie der LCD-4, was eine deutlich kleinere Prüfung für untrainierte Nackenmuskeln darstellt.

Da es sich bei dem HD 800 um ein allgemein bekanntes Referenzprodukt handelt, ist der Schlagabtausch des LCD-4 mit diesem altbewährten Champion sehr spannend und aufschlussreich.

Das Erste, was auffällt, ist der Gewichtsunterschied der beiden Kopfhörer. Der HD 800 ist mit seinen 360 Gramm etwa halb so schwer wie der LCD-4, was eine deutlich kleinere Prüfung für untrainierte Nackenmuskeln darstellt als der LCD-4. Bei meinem Empfinden ist der LCD-4 aber der deutliche Gewinner bei Optik und Wertigkeit.

Der Hochtonbereich kommt beim HD 800 brillant und akzentuiert – des guten zuviel für einige. Bei diesen Leuten punktet der LCD-4, welcher bei den Höhen stärker abfällt als der HD-800, jedoch niemals dunkel erscheint.

Die grösste Gemeinsamkeit haben die beiden Kopfhörer bei den Mitten, wobei der LCD-4 aber in den oberen Mitten stärker abfällt als der HD 800. Das ist per se  aber keinesfalls schlecht, wenn man keinen analytischen Studioklang sucht. Dieser kleine Abfall der oberen Mitten führt dazu, dass der Klang subjektiv angenehmer wirkt.

Die Bässe des HD 800 haben mich in Erstaunen versetzt. Ich erwartete dem Ruf des HD 800 entsprechend DEN analytischen und etwas langweiligen Studioklang. Ein wenig überrascht nahm ich zur Kenntnis, dass die Bässe des HD 800 mindestens genauso präsent sind wie beim LCD-4. Den grössten Unterschied fand ich in der Kontrolle und der Qualität der Bässe. Währendem der HD 800 qualitativ eher leicht rumpelnde Bässe aufweist, waren diese beim LCD-4 quantitativ etwa gleich stark wahrnehmbar, jedoch ungleich kontrollierter und wohldefinierter.

Dies führt zum grössten Unterschied zwischen den Kopfhörern. Der HD 800 vermittelt punkto Räumlichkeit viel mehr Offenheit und Luftigkeit, was eine viel gesuchte und sehr hoch gewertete Qualität bei Kopfhörern darstellt. Beim Vergleichstest musste ich beim HD 800 punkto Räumlichkeit an einen Garten an einem kühlen Frühlingstag denken, wobei der LCD-4 eher an die warme Geborgenheit eines geräumigen Holzhauses mit Teppichen und Kaminfeuer erinnerte.

Beim Song "Deny" von Yasmine Handan hatte ich beim LCD-4 das prickelnde Gefühl, dass sich die Künstlerin in eben diesem Raum hinter mir befindet, ihre Arme um meinen Hals schlingt und mir das Lied ins Ohr haucht – wohlige Gänsehaut.

Beim HD 800 befand sie sich im Garten ca. 5 Meter vor mir, das gesamte Klangbild transparent, feingliedrig und klar. Bei der Räumlichkeit hat der HD 800 quantitativ auf allen drei Achsen die Nase vorne. Was der LCD-4 aber mit der grösseren klanglichen Intimität anstellt, ist sehr bemerkenswert.

Wo der HD 800 mit klanglicher Luftigkeit trumpft, stellt der LCD-4 etwas an, was ich bisher noch nicht in dieser Form gehört habe. Jede Note ist da, wohldefiniert und fett, wie mit einer Linie umrandet und innerhalb dieser Linie im inneren klar und mit einer wunderschönen Textur.

Abschliessend sträubt sich jede Faser in mir, einen Gewinner auszurufen. Keiner der Kopfhörer ist eine ernsthafte Konkurrenz für den anderen. Wo sich der HD 800 dem Ideal der Luftigkeit und klanglicher Linientreue verschrieben hat, setzt der LCD-4 seinen Schwerpunkt definitiv bei der subjektiven klanglichen Schönheit für das menschliche Gehör. Die anfängliche Boxer-Metapher geht hier als Einzige in die Knie. Ein unerwarteter Ausgang dieses "Schlagabtausches".

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