Meisterleistung
Technisch betrachtet ist der PM7000N ein Meisterwerk. Das solid verarbeitete Gerät gefällt mit üppig dimensionierten, vorbildlich stabilen Lautsprecherklemmen. Das Innenleben zeichnet sich durch eine hohe Packungsdichte aus. Schier unglaublich, was hier alles Platz gefunden hat. Dabei reichte es für einen massiven Aluguss-Kühlkörper und einen gekapselten Ringkerntrafo. Eine weitere Spezialität ist wie gesagt die bewährte HDAM-Technik: Sie setzt anstelle herkömmlicher Operationsverstärker gekapselte, diskrete Schaltkreise in SMD-Bauweise ein, deren Einsatz sich – laut Marantz – in einem dynamischeren, präziseren und detaillierteren Klang auszahlen soll. Eine Werbeaussage, die unser Hörtest für einmal bestätigte. Wobei wohl auch die Marantz-eigene Stromgegenkopplung ihren Beitrag leistet.
Wer im Übrigen Angst vor der «negativen Ausstrahlung» von Streaming-Modul und DAC auf den analogen Bereich hat, nimmt beruhigt zur Kenntnis, dass beide gut abgeschirmt, separat untergebracht sind und bei Nichtgebrauch intern abgeschaltet werden. Traditionalisten werden im Übrigen die Klang- und den Balanceregler zu schätzen wissen. Puristen hingegen aktivieren lieber «Tone direct» und kommen so tatsächlich in den Genuss von noch mehr klanglicher Transparenz.
2 x 60 Watt Ausgangsleistung an 8 Ohm klingt zwar nicht nach sehr viel, sollte aber für Musikliebhaber in Mietverhältnissen allemal ausreichen. Zumal der Verstärker mit sehr vitalem, dynamischem Klang auf Anhieb zu beeindrucken weiss. Er legt los wie ein ganz Grosser und zeigt auch vor machtvollen Tieftonattacken keine falsche Scheu. Der Bass kommt druckvoll und für einen Vollverstärker dieser Preisklasse sehr gut konturiert. Erstaunlich ausgeprägt ist das Mass an Konturenschärfe und räumlicher Durchhörbarkeit, welches der Marantz aus guten Aufnahmen hervorzaubert. Er bildet Einzelinstrumente plastisch und präzise nach und lässt ihnen dabei genügend Luft im Ensemble. Man kann als Zuhörer mühelos die Illusion nachvollziehen, sehr nahe «live» dabei zu sein, und muss dennoch nicht auf den Eindruck räumlicher Tiefe verzichten. Das ist ein Kunststück, das längst nicht allen Verstärkern gelingt.
Ebenso authentisch erscheinen die Klangfarben beispielsweise von alten Instrumenten, wobei der PM7000N kratzige Anstriche von Saiteninstrumenten keineswegs glattbügelt. Er agiert vergleichsweise prägnant in den oberen Lagen, was bei weniger gelungenen Aufnahmen gelegentlich zum Problem werden kann. Hier unterscheidet er sich signifikant etwa von einem Cambridge Audio CXA81 (Test hier), der deutlich mehr Nachsicht mit analytischem Klangmaterial zeigt. Wie immer kommt es jedoch auf die Kombination mit dem passenden Lautsprecher an. Solche, die von Hause aus eher brillant abgestimmt sind, mögen am Marantz dann und wann etwas zu viel an Lebensfreude an den Tag legen (selbst, wenn gerade hier die räumliche Transparenz oft sehr gut zum Tragen kommt). Auf der anderen Seite gibt es viele gute Schallwandler, welche die sehr vitale und präzise Gangart des PM7000N zu schätzen wissen. Im passenden Set kann man für vergleichsweise wenig Geld eine audiophile Wiedergabegüte realisieren, deren Faszination man sich nur schwer entziehen kann. Und dies sowohl bei digitalen wie analogen Quellen – Vinyl inklusive.