Beeindruckender Filmemacher
Nikon hat die Videoabteilung der Z6 III kräftig ausgebaut. Die umfangreiche Auswahl an Videoformaten übertrifft teilweise sogar die der grossen Geschwister Z8 und Z9. So kann zwischen zwei verschiedenen Video-RAW-Formaten gewählt und dieses dann in 6K-Auflösung direkt in der Kamera aufgezeichnet werden. Das ist bei Vollformatkameras der Mittelklasse momentan einzigartig.
Beim Video-Dateityp hat man die Wahl zwischen den Formaten NEV, MOV und MP4. Davon abhängig sind die möglichen Bildgrössen und -raten. Hinzu kommen noch drei verschiedene «Tonwerte» oder «Dynamikbereiche»: SDR Standard Dynamic Range, HLG Hybrid Log Gamma für HDR-High-Dynamic-Range-Aufnahmen oder N-Log, eine spezifische Log-Kurve von Nikon.
Die Nikon Z6 II konnte überhaupt kein RAW-Video und begnügte sich bei 4K/UHD mit einem H.264-8-Bit-Codec. Hier bietet die Mark III mit N-RAW 12 Bit, ProRes RAW 12 Bit, ProRes 422 10 Bit und H.265 in 10 und 8 Bit einiges mehr.
Zusammen mit den übrigen Neuheiten an der Z6 III wie nach vorne drehbarem Monitor, HDMI-Buchse in Standardgrösse, Mikrofonanschluss mit Line-Eingang, Timecode-Unterstützung und den einblendbaren Prüfanzeigen beim Filmen könnte sich diese Mittelklasse-Kamera zu einem Spitzenreiter beim Videofilmen entwickeln. Bisher waren solche Videofunktionen nur in speziellen filmzentrierten Kameras wie etwa der GH-Serie von Panasonic zu finden.
6K, 5.4K, 4K/UHD, Full-HD
Die vielen Videoformate in hoher Auflösung sind vor allem dank des neuen, teilweise gestapelten (partially stacked) Vollformat-CMOS-Sensors möglich. Er kann naturgemäss nicht mit den Leistungen der «fully stacked»-Sensoren der Z8/Z9 konkurrieren und liegt wohl irgendwo zwischen nicht und voll gestapelten Varianten.
Bei einer Sensorauflösung von 24 Megapixeln ist kein 8K-Video möglich. Dies braucht auch kaum jemand und die 6K der Z6 III sind ein guter Kompromiss. Damit lässt sich nicht nur Platz auf Speicherkärtchen sparen, auch Computerleistung und Archivierung sind weniger anspruchsvoll.
Dennoch sollte man auch bei 6K die Datenrate nicht unterschätzen. In N-RAW 12 Bit NEV mit hoher Qualität sind es bei 6048 x 3402 Pixeln und 60p immerhin rund 3730 Mbit/s, die auf die CFexpress-Karte geschrieben werden. Bei 6K-RAW-Aufnahmen wird immer der volle Sensor ausgelesen. Bei 4K RAW und zwischen 24p und 60p hat man die Option, auf 4032 x 3368 Pixel herunterrechnen zu lassen oder zwischen 24p und 120p auf 3984 x 2240 Pixel.
Für die meisten Videoprojekte tut es jedoch auch ein H.265- oder H.264-Codec. Hier beträgt die höchste Auflösung 5.4K, was 5376 x 3024 Pixeln entspricht. Die Datenrate liegt mit 60p bei rund 400 Mbit/s. Damit hat man nicht nur etwas Luft für Zeitlupen, sondern kann auf einer 4K-Timeline auch noch verlustfrei reinzoomen!
Für extreme Zeitlupen lässt sich in H.265 10 Bit und Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel) mit 240 Bildern pro Sekunde filmen. Damit kann man auf einer 24p-Timeline schon einiges anfangen.
RAW-, HLG- und N-Log-Video
Gleichzeitig zur RAW-Videoaufnahme, also N-RAW 12 Bit oder ProRes RAW HQ 12 Bit, wird noch eine MP4-Datei mitaufgezeichnet, damit man die Aufnahmen wenigstens in reduzierter Full-HD-Grösse in der Kamera anschauen und kontrollieren kann, denn die Z6 III kann die riesige Datenflut zwar aufnehmen, aber nicht mehr in der Kamera wiedergeben. Auch die NX-Studio-Software von Nikon muss hier passen.
Das Handbuch meint dazu: «Bei dieser Option wird davon ausgegangen, dass das Videomaterial später auf einem leistungsfähigen, für die professionelle RAW-Videobearbeitung geeigneten Computer verarbeitet wird.»
Weniger datenhungrig sind die 10- und 8-Bit MOV- und MP4-Formate. Als höchste Qualitätsstufe steht der ProRes 422 HQ 10-Bit Codec zur Verfügung. Hier beträgt die Farbunterabtastung 4:2:2 und man darf wie auch bei den RAW-Formaten im Standard-Dynamikumfang (SDR) oder Nikons N-Log aufzeichnen.
Bei der Log-Aufzeichnung werden die Helligkeitsstufen mithilfe einer logarithmischen Funktion digitalisiert, damit man später beim professionellen Farbgrading eine gute Basis für die Optimierung von Lichtern und Schatten hat. Log-Aufnahmen sehen dadurch im Original verwaschen, milchig und kontrastlos aus.
Dagegen lässt sich eine «Darstellungshilfe» aufrufen, die in der Live-Vorschau die Log-Aufnahmen wieder kontrastreicher anzeigen. Die Farben des aufgezeichneten Videomaterials werden davon nicht beeinflusst.
Der Nikon-Leitfaden «N-Log Video Technical Guide» erklärt am Beispiel der Software «DaVinci Resolve» eine Variante der Bearbeitung von N-Log-Videos und das Einbinden einer «LUT» oder «Lookup-Tabelle», die auf der Nikon-Website zur Verfügung steht.
Eine «LUT» erlaubt es, den Bildeindruck einer Aufnahme ohne individuelle Anpassungen mit wenigen Handgriffen zu verändern. Also ähnlich wie Vorgaben in einer Bildbearbeitung.
Die Nikon Z6 III unterstützt beim Filmen mit Nicht-RAW-Formaten die Funktion «Active D-Lighting», die es ermöglicht, dunkle Motive mit mehr Details aufzunehmen. Es lohnt sich, wie beim Fotografieren verschiedene «D-Lighting»-Einstellungen auszuprobieren.
Die Kamera unterstützt Farbwerte von 8 Bit bis zu 12 Bit pro RGB-Kanal, was eine höhere Bildqualität ermöglicht, jedoch auch mehr Speicherplatz und leistungsfähigere Computer erfordert. Für Projekte, die keine absolute Bildqualität erfordern, können einfache Farbnachbearbeitungen mit den «Picture-Control-Konfigurationen» wie «Auto» oder «Flat» durchgeführt werden. Somit bietet die Z6 III sowohl professionellen Filmemachern als auch Gelegenheitsvideografen zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten für ihre Projekte.
Die meisten Foto-Einstellungen sind auch für Videoaufnahmen relevant und können bei Bedarf speziell angepasst werden. Alternativ können die aktuellen Foto-Werte für das Filmen übernommen werden. Die Videoeinstellungen lassen sich am einfachsten über das i-Menü ändern, ähnlich wie beim Fotografieren.
Bewegende Bilder
Die Videobildqualität der Nikon Z6 III ist bereits im Automatikmodus sehr überzeugend und in 4K/UHD- und Full-HD-Auflösung ausgezeichnet. Insbesondere bei Filmen bis 60p ist das Bild hervorragend, da es durch «Downsampling» von der 6K-Sensorauflösung heruntergerechnet werden kann.
Die vielen «Picture Profiles» der Kamera können den Aufnahmen auf einfache Weise verschiedene Stimmungen verleihen oder sie künstlerisch verfremden. Wer in «N-Log» filmt, kann in der Nachbearbeitung beim Color grading noch einiges herausholen und sich seinen eigenen Filmlook erstellen.
Der H.265-Codec mit 10-Bit Auflösung (4:2:0 Farbabtastung) erlaubt Aufnahmen in High Dynamic Range (HDR) mit der HLG-Technologie (Hybrid Log Gamma). Der grössere Kontrastumfang beeindruckt und ist faszinierend anzusehen, sofern Fernseher oder Monitor HLG-kompatibel sind.
Dazu muss eventuell im Fernseher-Menü auf UHD- und HDR-Inhalte (z. B. RGB 4:4:4 oder YCbCr 4:4:4/4:2:2/4:2:0) umgeschaltet werden, sollte dies nicht automatisch erfolgen. Das war zum Beispiel am HDMI-Eingang meines Philips-OLED-TVs notwendig. Erst danach erschien das HDR-Logo.
Scharfstellen, verlagern und verfolgen
Wie bei Nikons Z-Vollformatkameras üblich, lässt sich auch bei der Z6 III das Autofokus-Verhalten beim Filmen dem Motiv anpassen, indem man AF-Geschwindigkeit und AF-Tracking-Empfindlichkeit individuell einstellt.
Stellt man den «Zeitpunkt der Anwendung» der AF-Geschwindigkeit auf «immer», stellt die Kamera im Videomodus stets mit der gewählten Geschwindigkeit scharf. Sonst nur während der laufenden Aufnahme.
Die AF-Tracking-Empfindlichkeit kann von 1 bis 7 eingestellt werden, wobei bei 7 (schwach) die Schärfe möglichst auf dem eigentlichen Hauptobjekt bleibt. Richtung 1 (stark) reagiert die Kamera durch schnelles Verlagern der Schärfe auf ein neues Objekt im gleichen Bereich.
Bei meinem üblichen AF-Verlagerungstest hatte die Nikon Z6 III auf den ersten Blick keine Probleme. Dennoch entdeckte ich zwei- oder dreimal ein minimales Schärfepumpen, ähnlich sehr kurzen Bildblitzern, wie wenn sich die Kamera nicht sicher ist, worauf sie fokussieren soll. In der gleichen Situation zeigten eine Z8, bzw. Z9 nichts dergleichen. Dies könnte jedoch auch an der zur Verfügung gestellten, noch nicht finalen Testkamera gelegen haben.
Beim ersten Durchgang war mir die Fokussierung etwas zu langsam. Nachdem ich sie von Standard 0 auf +3 erhöht hatte, erfolgten die Übergänge zwischen den Schärfepunkten in angenehmer Geschwindigkeit – auch problemlos durch Fensterscheiben hindurch nach draussen.
Die Motiverkennung der Z6 III funktioniert auch während des Filmens. Bei der Aufnahme des Traktors habe ich «Fahrzeuge» ausgewählt und die AF-Tracking-Empfindlichkeit etwas Richtung «schwach» verschoben. Dadurch sind auch längere Verfolgungen von Motiven möglich. Es erfordert oft etwas Ausprobieren, um die optimale Reaktionsgeschwindigkeit und Empfindlichkeit des Autofokus auf neu hinzukommende Elemente im Bild zu bestimmen.
Im nahe gelegenen Stadtweiher zeigte mir eine Ente ihr Vollwasch- und Pflegeprogramm, das ich natürlich gleich mit der Z6 III aufnehmen musste. Dazu wählte ich die Tier-Motiverkennung und stellte die Messfeldauswahl auf «Motivverfolgung». Die Ente wurde als relativ grosses Tier problemlos als solches erkannt und ohne Schärfe-Abschweifung auf Hintergrund oder anderes Federvieh im Fokus gehalten und übers Wasser verfolgt.
Eine Zugkomposition wurde von der Motivwahrnehmung der Nikon Z6 III korrekt erkannt und der Autofokus beim Schwenken nachgeführt. Ein «Rolling-Shutter»-Effekt konnte dabei nicht festgestellt werden. Die Masten und Strassentafeln blieben senkrecht im Bild.
Mit der Nikon Z6 III darf man natürlich auch beim Filmen manuell fokussieren. Dabei kann als Hilfe eine Kantenhervorhebung («Fokus-Peaking») im Sucher oder auf dem Bildschirm angezeigt werden. In den «Individualfunktionen» sind Stärke und Farbe der Hervorhebung veränderbar.
Ein Schärfeindikator in der Aufnahmeanzeige gibt zudem an, ob das Objekt im ausgewählten Fokusmessfeld scharf gestellt ist (elektronische Einstellhilfe). Zudem leuchtet das Fokusmessfeld grün, wenn das Objekt in der Schärfe liegt. Zur genaueren Ansicht kann man während der Filmaufnahme in eine 1:1-Darstellung (100 %) des Bildes zoomen.
Vertrauen ist gut ...
Beim Filmen hilft einem die Z6 III mit speziellen Funktionen. Während einer Videoaufnahme erscheint ein dicker roter Balken rund um die Anzeige. Damit hat man eine eindeutige optische Rückmeldung, dass tatsächlich gefilmt wird.
Zur Überwachung des Videosignals stellt die Z6 III als Mittelklasse-Kamera einige sehr professionelle Instrumente zu Verfügung. Bei der Warnung gegen überbelichtete Flächen im Bild, im Videojargon «Zebra» genannt, kann zwischen zwei Anzeigemustern ausgewählt sowie ein Lichter-Schwellwert und ein Mittelton-Bereich bestimmt werden.
Es lassen sich Hilfslinien in verschiedenen Gitterformen, ein virtueller Horizont, ein Fadenkreuz und sogar eine Helligkeitsinformation in Form eines RGB-Histogramms oder eines Wellenformmonitors (Waveform) einblenden.
In der obigen Abbildung ist oben links eine Hitzewarnung zur erkennen. In 10 Sekunden wird die Nikon Z6 III infolge Überhitzung abschalten. Ich hatte mehrere Videoaufnahmen in 5.4K im H.265 10-Bit Codec und 50 fps draussen unter praller Sonne bei gut 30 Grad Celsius aufgenommen. Erst erschien ein gelbes Thermometer-Symbol als Hitzewarnung, danach ein rotes und schliesslich als «letzte» Warnung ein Countdown in Sekunden. Unter kühleren Bedingungen hatte ich auch mit längeren Videosequenzen keine Hitzeprobleme.
Bis auf den AF-Verlagerungstest wurden alle Foto- und Videoaufnahmen ohne Stativeinsatz erstellt. Die 5-Achsen-Bildstabilisierung im Kameragehäuse und die elektronische Stabilisierung (E-VR) für Video leisteten sehr gute Arbeit.