TESTBERICHT
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Praxis- und Hörtest

Mit 420 Gramm ist der Sendy Audio Aiva kein Leichtgewicht. Verantwortlich für das Gewicht sind die schweren Festmagnete des Schallwandlers. Trotzdem ist er komfortabel zu tragen. Die Ohrpolster schliessen hervorragend ab. Kopfband und Polster fühlen sich angenehm sanft und weich an. Nach kurzer Zeit nimmt man ihn kaum mehr wahr. Beim Langzeithören neigt er nicht dazu, «heisse Ohren» zu verursachen. Gerne verwendete ich ihn daher für Bearbeitungen von Audioproduktion am PC. Einziger Wermutstropfen: Leider lässt sich der Bügel in der horizontalen Ausdehnung nicht anpassen. Bei Personen mit kleiner Kopfgrösse kann es eng werden mit dem Anpressdruck.

Mit einer Impedanz von 32 Ohm und 96 dB Wirkungsgrad – beides gemäss Datenblatt – sollte er keine grossen Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der  Verstärker stellen. Trotzdem würde ich empfehlen, den Aiva mit einem guten Kopfhörerverstärker zu betreiben. Die Wiedergabe gewinnt dann an Transparenz und Frische. Hervorragend harmoniert er mit dem portablen iFi Hip DAC. Dass ausgerechnet der Apollo-Quad-Wandler Mühe hatte, den Aiva mit Leistung zu versorgen, stellt primär dem teuren Profigerät kein gutes Zeugnis aus. Es zeigt aber exemplarisch, dass Magnetostaten mit ausreichend Strom versorgt werden müssen.

Schalldruck am Kunstkopf gemessen: Gut zu sehen – und zu hören – ist die Absenkung in den oberen Mitten. Die Resonanz bei 16 kHz ist kaum noch wahrnehmbar.Schalldruck am Kunstkopf gemessen: Gut zu sehen – und zu hören – ist die Absenkung in den oberen Mitten. Die Resonanz bei 16 kHz ist kaum noch wahrnehmbar.

Als perfekter Spielpartner erwies sich der Burson Conductor 3. Der klangschöne und quirlige Class-A-Kopfhörer-Amp aus Australien trieb den Newcomer aus China zu einem beeindruckenden Klangerlebnis an. Die Folie des Magnetostaten benötigte erst mal 20 Stunden Einlaufzeit, um eine gewisse Zurückhaltung in den Mitte zu überwinden, dann glänzte der Newcomer aus China mit einer geschmeidig weichen und frappant mühelos luftigen Klangentfaltung.

Die tonale Balance zeigt einen dezenten Hang zu Loudness-Effekt. Damit ist gemeint, dass die oberen Mitten – dem Bereich, in dem unser Gehör am empfindlichsten ist – leicht zurückgenommen sind. Ein Ansatz, der bei Kopfhörern, bei denen die Schallauslösung ja direkt am Ohr liegt, sinnvoll ist. Zusammen mit dem leicht akzentuierten Grundtonbereich ergibt sich eine wunderbar samtige und angenehm unaufdringliche Klangbalance, die auch nach stundenlangem Hören nicht ermüdet.

Feinsinnige Hörer werden die nervenschonende Abstimmung geniessen. Der Aiva klingt aber nicht muffig. Im Gegenteil: Mit der typischen Leichtigkeit eines Magnetostaten brilliert er mit hohem Auflösungsvermögen und öffnet den Raum für den akustischen Tiefenblick. Mühelos bringt der filigrane Nuancen in Spielweise und Klangfarben plastisch zu Geltung. Zum Beispiel bei den meditativen und sensibel rhythmisierten Piano-Texturen aus Nik Bärtschs neuem Album «Entendre» oder den wundervoll modulierten Moog-Synthesizerklängen von Lisa Bella Donnas «Mysterium, Unión Futura».

Der Sendy Audio Aiva mit dem Burson Conductor 3 Performance.Der Sendy Audio Aiva mit dem Burson Conductor 3 Performance.

Der Aiva klingt tonal immer warm sonor, mit körperhaften unteren Mitten und einer – wenigstens für meinen Geschmack – ausgesprochen harmonischen Stimmenwiedergabe. Nie wirkt er angestrengt und schon gar nie dröhnend (Fragments Part I – «Traviata» von Teodor Currentzis).

Nicht minder überzeugend ist die Impulswiedergabe, die ich mit präzise, mehr als ausreichend dynamisch und frei von Artefakten beschrieben würde. Der Aiva profitiert sicherlich auch von seiner offenen Bauweise. Wo kein Kompressionsdruck durch ein Gehäuse vorhanden ist, kann sich Leichtigkeit breitmachen. Komplexe Arrangements bekommen Luft zum Atmen. Davon profitieren komplexe Arrangements und klangfarbenreiche Instrumente wie das Saxophon von ‌Charles Lloyd im Titelstück zum Album «Vanished Gardens» («Blue Note»), bei dem der Aiva mit einem wunderbaren Stakkato an Klangfarben und schöner Separierung der Musiker glänzte.

Im Vergleich zur bekannten Prominenz von Sennheiser agiert der Sendy Audio Aiva im Präsenzbereich sicherlich zurückhaltender, ja fast distanzierter in der Stimmenwiedergabe und mit einem dezent akzentuierten Bass.

Ob es an den in Handarbeit geschnitztem Holz-Ohrmuscheln liegt, werde ich wohl nie eruieren können, Doch der Sendy Audio Aiva hat einen organisch temperierten Klangcharakter, den man kaum missen möchte. Das Klangtimbre wirkt ungemein natürlich und klingt so gar nicht nach Plastik.

Fazit

Sendy Audio Aiva.Sendy Audio Aiva.

Mit einem Preis von 699 Franken ist der Sendy Audio Aiva Magnetostat ein Volltreffer. Er ist ein Kopfhörer für Geniesser eines weichen, in den Mitten zurückhaltenden Klangbilds. Mit seiner Leichtigkeit, nuancierte Spielweisen und Klangfarben aufzuzeigen, sorgt er für viel Hörspass. Klanglich spielt er mindestens eine Klasse über seinem Preisbereich. Der Tragekomfort und die hohe Verarbeitungsqualität runden das gelungene Gesamtbild ab.

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STECKBRIEF
Modell:
Aiva
Profil:
Der Sendy Audio Aiva Magnetostat ist ein Volltreffer. Warmer und detailliertrer Klang. Herausragend verarbeitet. Der Tragekomfort steht der Verarbeitungqualität in nichts nach.
Pro:
Warme Klangsignatur
Komfortabel zu Tragen
Herausragende Verarbeitung
Contra:
Mangelnde Anpassung an kleine Kopfgrössen
Preis:
699.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2021
Vertrieb:
Gewicht:
0.42 kg
Farbe:
Schwarz Zebrano-Holz
Bluetooth:
Nein
Noise Cancelling:
Nein
Wireless:
Nein
Bauprinzip:
Offener Magnetostat
Impedanz:
32 Ohm
Treibereinheit:
Magnetostat