TESTBERICHT
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Waschechter Digitalo

Ziel der Classé-Entwickler war es, einen Verstärker zu bauen, der durchgängig – also vom Signaleingang bis zum Lautsprecherausgang – auf der digitalen Ebene arbeitet. Hier kann ein entsprechend konzipierter Class-D-Vollverstärker nämlich einen prinzipbedingten Vorteil ausspielen: Während getrennte Vor- und Endverstärker notwendigerweise analog miteinander "kommunizieren", kann beim integrierten Modell dank fortschrittlicher DSP-Technik die gesamte Schaltung – inklusive Lautstärkeregelung – digital erfolgen. Somit entfallen eine D/A- und eine A/D-Wandlung. Letztere ist nämlich vonnöten, damit eine Class-D-Endstufe ein zuvor analog vorliegendes Musiksignal verarbeiten kann.

Zwar verfügt der Sigma 2200i auch noch über drei analoge Eingänge (bei denen das Signal A/D-gewandelt wird), das Hauptaugenmerk ist aber zweifellos aufs digitale Zeitalter ausgerichtet: Dafür verfügt er nicht nur über die herkömmlichen Digitaleingänge (sechs an der Zahl), sondern zusätzlich über vier HDMI-Eingänge. Dies kennt man sonst ja nur von AV-Receivern, welche Mehrkanal-Tonformate verarbeiten.

Hierfür ist der 2200i zwar nicht ausgelegt. Die Idee hinter der HDMI-Ausstattung ist dennoch bestechend: So ist er in der Lage, den Ton von Set-Top-Boxen, Blu-ray-Spielern sowie vom Fernseher (der ja auch im Digitalformat anliegt) wiederzugeben. Allerdings kann der Sigma über HDMI nur PCM-Stereo-Signale verarbeiten. Deshalb müssen die Quellgeräte entsprechend konfiguriert werden. Dolby Digital oder gar hochaufgelöste Surroundformate bleiben aussen vor.

Ganz interessant ist der Sigma für Zeitgenossen, die (wie der Autor) eine Sammlung an SACDs besitzen. Auf diesem Hi-Res-Tonträger erscheinen nach wie vor auch neue Aufnahmen, vor allem im Klassikbereich. Der Clou: Die SACD verfügt über drei Tonspuren – nebst CD und DSD-Surround auch noch über eine Zweikanal-DSD-Spur. Und diese kann man über den 2200i verlustfrei – und damit in optimaler Qualität – wiedergeben.

Voraussetzung dafür bildet ein Universalplayer: also ein Blu-ray-Spieler, der auch SACDs abspielen kann. Solche Geräte werden von verschiedenen Herstellern – auch schon zu günstigen Preisen – angeboten. Um sie erfolgreich mit dem Sigma 2200i zu verkuppeln, muss man im Hauptmenü den HDMI-Ausgang auf PCM konfigurieren. Das Musiksignal wird dann im Spieler von Original-DSD auf 24-Bit/88-kHz gewandelt ausgegeben. Diese Umrechnung von DSD auf PCM ist in Bezug auf eine mögliche Qualitätsminderung verschmerzbar, zumal das Signal auf der digitalen Ebene und in Hi-Res erhalten bleibt.

Der 2200i verarbeitet per HDMI keine Videosignale, sondern gibt diese eins zu eins an den HDMI-Ausgang weiter. Der Eingang HDMI 1 unterstützt auch 4k (entsprechend der Norm HDMI v2.0) und den Kopierschutz HDCP 2.2, sodass man selbst 4k-BD-Spieler anschliessen kann. Der HDMI-Ausgang unterstützt ARC (Audio Return Channel), so kann man darüber bidirektional den TV-Ton über den Sigma wiedergeben.

Wir verwendeten für den Hörtest einen Universalspieler BDP-103D von Oppo, der über einen zweiten HDMI-Ausgang nur für Audio verfügt. Dieser Hersteller hat übrigens gerade eben einen Ultra-HD-Blu-ray-Spieler angekündigt, der ebenfalls SACDs wiedergeben kann. Das neue Modell hört auf den Namen UDP-203 und wird hierzulande wohl Anfang 2017 auf den Markt kommen.

Aber auch wer lieber auf Hi-Res-Streaming anstatt auf physikalische Tonträger setzt, kommt mit dem Sigma auf seine Kosten: So verfügt er über einen Ethernet-Anschluss, dank dem er als DLNA-Client eingesetzt werden kann. Dazu offeriert Classé keine eigene Streaming-Software; der Sigma arbeitet aber mit allen gängigen UPNP-Streaming-Apps wie zum Beispiel der empfehlenswerten (da einsteigerfreundlichen) "mconnect" für iOS-Geräte, die gleichzeitig kabelloses Airplay beherrscht. Sie erkennt den 2200i als "Airplay-Komponente" im Heimnetzwerk und schaltet ihn automatisch auf Streaming-Musikwiedergabe.

Für die Hi-Res-Musikwiedergabe ab PC oder Audioserver empfiehlt sich der rückwärtige USB-Eingang, der zwar auf 24 Bit/192 kHz limitiert ist, sich jedoch dank asynchroner Arbeitsweise und eigenem Taktgenerator als resistent gegenüber digitalen Taktschwankungen erweist. Alternativ kann man auf je zwei Coax- und Toslink-Eingänge zugreifen.

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