TESTBERICHT
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Auch mit Kompaktboxen grandios

Die 805 D3 von Bowers & Wilkins verfügt über einen 16-cm-Tiefmitteltöner mit Continuum-Membran und einen Diamantkalotten-Hochtöner. Diese High-Tech-Materialien sorgen für überragende Klangtransparenz.Die 805 D3 von Bowers & Wilkins verfügt über einen 16-cm-Tiefmitteltöner mit Continuum-Membran und einen Diamantkalotten-Hochtöner. Diese High-Tech-Materialien sorgen für überragende Klangtransparenz.

Dass Standboxen mit einem Paarpreis von über 20'000 Franken derart gut tönen, kann nicht wirklich verwundern. Schon eher, dass ein Vollverstärker für 5500 Franken so viel Potenzial aus ihnen schöpft. Uns interessierte aber fast noch mehr, wie ein preislich adäquater Spielpartner am Sigma 2200i tönen würde. Und fanden mit der B&W 805 D3 (Paarpreis: CHF 6700.-) das passende Gegenstück.

Hier konnte der Classé Amp beweisen, dass heutzutage selbst mit Kompaktboxen ein Musikerlebnis fast ohne Abstriche möglich wird: Beim direkten A/B-Vergleich mit der grossen Schwester war natürlich zuerst der Eindruck vorhanden, dass alles ein wenig "kleiner" wirkt und die Musikwiedergabe insgesamt weniger "autoritativ" rüberkommt.

Hört man sich aber in die 805 D3 rein, verfliegt dieser Eindruck schnell, und es stellt sich die Erkenntnis ein, dass hier eine ganz grossartige Kombination am Werk ist. Die kleine Box entfaltet des Musikgeschehen völlig losgelöst und quasi ohne Schranken zum Konzertsaal. So beeindrucken die exorbitante räumliche Transparenz und Durchhörbarkeit feinster Klangdetails.

Die natürlichen Klangfarben von klassischen Originalinstrumenten wie auch von Vokalmusik kommen wunderbar zum Tragen. Ein Schlüsselerlebnis hierbei war Bachs Weihnachtsoratorium in einer Einspielung mit La Petite Bande, einer ganz hervorragenden Hi-Res-Aufnahme, die auch als Zweikanalmix keine Wünsche offen lässt. Die Stimmenwiedergabe und räumliche Abbildung über die hier getestete Lautsprecher-Verstärker-Kombi kann nur als überragend beschrieben werden. Dem Refrain "Jauchzet, frohlocket!" kann man sich da nur anschliessen.

Die kleine Edelbox aus dem Hause Bowers & Wilkins lässt sich aber auch nicht lumpen, wenn es um die Entfaltung härterer musikalischer Gangarten geht: Fiese Dynamiksprünge lassen sie ebenso kalt wie Tieftonorgien, die sie impulsschnell, trocken und erstaunlich tiefreichend wiedergibt.

Da wird gerockt und gegroovt, dass es eine Freude ist. Woran der Classé Sigma wesentlichen Anteil hat. Uns nahm es nämlich wunder, wie dieser Class-D-Amp im Vergleich zu einem sehr guten Verstärker in herkömmlicher Class-AB-Technik klingen würde, und schlossen dazu die 805 D3 am testbewährten Rotel RA-1592 an.

Dieser kann sich über mangelnde Leistung wahrlich nicht beschweren, denn er verfügt nominell über die gleiche Ausgangsleistung wie der Classé (2 x 200 Watt). Aber schon bei den ersten Tönen wurde klar, dass hier ein ganz anderes Temperament am Werke war. Alles wirkte zwar schön rund und ausgewogen, mit sattem Bass und feinen Höhen. Aber im direkten Vergleich weit weniger vital und spielfreudig.

Der Classé Sigma 2200i zündete regelrecht einen Turbo und brachte das Musikgeschehen in allen Belangen deutlich besser auf den Punkt. Vorteile konnte er insbesondere bei der Impulswiedergabe wie auch bei der räumlichen Transparenz verbuchen. So profitierte das Ansprechverhalten des Lautsprechers insgesamt – alles wirkte leichtfüssiger, offener und unbeschwerter, und erstaunlicherweise hatte der Class-D-Amp sogar Vorteile bei der Nuancierung von Klangfarben.

Dieses Ergebnis ist für den Rotel-Verstärker zwar ernüchternd. Dabei kann man ihm eigentlich nichts vorwerfen, denn für sein Arbeitsprinzip und seine Preisklasse bleibt er ein ausgezeichnetes Gerät. Dennoch erstaunt, dass ihm ein Class-D-Verstärker – wenn auch zum doppelten Einstandsspreis – dermassen zum Nachsehen verhilft.

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