TESTBERICHT
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Eindrückliche Klangpracht

Schon der erste akustische Kontakt mit den Formation Duo gestaltet sich absolut vielversprechend. So viel Klangfülle aus so kompakten Abmessungen beindruckt sogar den abgebrühten Kenner. Bereits bei kleiner bis mittlerer Lautstärke agieren die Duo vital und druckvoll. So muss man beim Hörtestklassiker «Sucker Row» aus Mark Knopflers Album «Shangri-La» gar nicht übermässig aufdrehen, um vom Klangerlebnis her auf seine Kosten zu kommen. Andererseits machen die Duo auch laut gehört richtig Spass. Sie klingen selbst bei erstaunlich hohem Pegel noch kontrolliert und präzise. Der Einsatz des «Dynamic EQ» ist dabei nicht wahrzunehmen.

Das aus zwei Kunststoffschalen (Polymer-Zellulose-Verbund) bestehende Gehäuse zeigt zwar geringe Vibrationen, eigentliche Resonanzen sind aber selbst beim Lauthören nicht auszumachen.Das aus zwei Kunststoffschalen (Polymer-Zellulose-Verbund) bestehende Gehäuse zeigt zwar geringe Vibrationen, eigentliche Resonanzen sind aber selbst beim Lauthören nicht auszumachen.

Legt man bei Bassattacken die Hand aufs Gehäuse, spürt man zwar geringe Vibrationen. Solche sind bei der kompakten, geschlossenen Bauweise wohl nicht zu vermeiden. Viel wichtiger ist, dass sie nicht in Resonanzen ausarten. Und gerade hier scheint das gut bedämpfte Gehäuse aus Polymer-Zellulose-Verbund Vorteile gegenüber anderen Konstruktionen zu haben. Natürlich «schluckt» es akustische Energie, der sogenannte Verlustfaktor kann aber bei der technischen Auslegung problemlos miteinberechnet werden.

Bei akustischem Jazz beeindrucken die Duo mit viel Drive und Rhythmusgefühl sowie klarer, dynamischer Ansprache. Hier schon wird bei guten Aufnahmen – exemplarisch etwa «Big Band Basie» von Reference Recordings (Download hier) – eine ausgezeichnete Raumausleuchtung des musikalischen Geschehens wahrnehmbar. Die Musiker des Jazzensembles erscheinen klar ortbar und wunderbar plastisch abgebildet, man kann als Zuhörer mühelos die Illusion aufbauen, live dabei zu sein. Der Jazzbass zeigt Konturen und Tiefgang, das Piano perlt wunderbar vital und die Schlagzeugbecken kommen perfekt ziseliert.

Der Eindruck superber Räumlichkeit bestätigt sich noch mehr bei der Wiedergabe von Kammermusik. So etwa bei Schuberts Trio Opus 100, interpretiert von Vera Beths, Anner Bylsma und Jos van Immerseel (downloadbar hier). Die phänomenale räumliche Transparenz der Duo betont das konzertante Zusammenspiel der Musiker – mit der Konsequenz, dass das Musikhören andächtig bis dramatisch und insgesamt spannender wird.

Dies zeigt sich auch bei Vokalmusik: Beethovens geniale Chorphantasie Op. 80 (downloadbar hier). Diese Aufnahme sprüht nur so vor Intensität und Lebensfreude. Hierbei zeigt sich, dass die Formation Duo kein Kind von Traurigkeit ist und dynamische Passagen sehr authentisch, ohne hörbare Einschränkungen in den Hörraum zaubert.

So auch bei der fantastischen HiRes-Aufnahme der 2. Symphonie von Mahler (Download hier). Dermassen ausdrucksstark habe ich dieses Werk selten gehört, wobei ein guter Teil der gesteigerten Dramatik dem ausgeprägten Tiefgang dieser Aktivboxen zu verdanken ist. Der Ruf nach einem zusätzlichen Subwoofer wird beim potenziellen Besitzer der Duo jedenfalls nicht so schnell auftauchen.

Für sich betrachtet und alleine gehört, überzeugt die Bowers & Wilkins 705 S2 sowohl optisch wie akustisch, im direkten Vergleich gegen die Formation Duo hat sie jedoch keine Chance.Für sich betrachtet und alleine gehört, überzeugt die Bowers & Wilkins 705 S2 sowohl optisch wie akustisch, im direkten Vergleich gegen die Formation Duo hat sie jedoch keine Chance.

Zu guter Letzt wollten wir auch noch wissen, wie sich der aktive Newcomer gegen das passive Pendant aus dem Hause Bowers & Wilkins schlagen würde. Immerhin offeriert Bowers & Wilkins mit der 705 S2 eine formidable 2-Weg-Box, die mit der gleichen Treiberbestückung aufwartet. Um den Vergleich einigermassen fair zu veranstalten, kombinierten wir dazu den ebenfalls testbewährten Vollverstärker Rotel RA-1572 (nachzulesen hier). Die Aktiv- und die Passiv-Lösung sind preislich durchaus vergleichbar. Ein Paar Formation Duo kostet CHF 4500; die Bowers & Wilkins-/Rotel-Kombi CHF 4235. Wobei man hier gerne noch CHF 200 für ein Paar anständige Lautsprecherkabel miteinberechnen darf. Möchte man die jeweils passenden Originalständer dazu erwerben, dann steht die Passiv-Lösung insgesamt rund CHF 300 günstiger da.

Im direkten Vergleich konnte sich die 705 S2 weder optisch noch klanglich in Szene setzen. Obwohl die 705 S2 gerade in mattem Weiss für sich betrachtet recht wohnraumfreundlich daherkommt, sieht sie neben einer Formation Duo doch eher kantig bis klobig – und trotz aufgesetztem Hochtöner letztlich altbacken aus. Dagegen schmeichelt sich das runde Design der Duo dem Auge richtiggehend ein. Ebenso krass fällt der A/B-Klangvergleich aus. Für sich gehört, tönt die Kombi aus Rotel RA-1572 brillant mit feiner Hochtonzeichnung und recht druckvoll im Bass. Schaltet man zur Duo, so erklingt die Musik nicht nur vitaler und voller, sondern ungleich plastischer und dreidimensionaler. Die Unterschiede in der räumlichen Abbildung sind nicht weniger als dramatisch, ebenso diejenigen beim Druck und Tiefgang im Bass. Der Autor traute seinen Ohren kaum, wie viel an Authentizität die Musikwiedergabe über die Formation Duo gewann. Das bringt einen natürlich zum Grübeln – und letztlich zur Vermutung, dass ein gut konzipierter digitaler Aktivlautsprecher mit fortschrittlicher DSP-Technologie einem passiven Pendant grundsätzlich überlegen sein könnte.

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