Top-Klangqualität mit verschiedenen Lautsprechern
Ein paar Tage Einspielzeit sollte man einem brandneuen Marantz Model 50 schon gönnen. Anfänglich tönt er zwar schon sehr kultiviert, aber noch etwas brav. Nach und nach taut er spürbar auf, um schliesslich punkto Fein- und Grobdynamik eine überzeugende Leistungsentfaltung an den Tag zu legen. Wir hörten Model 50 zunächst mit einem Paar Bowers & Wilkins 703 S3 (Paarpreis: CHF 5000) und konstatierten dieser Kombi ein Ausmass an Klangkultur und Finesse der musikalischen Ansprache, das selbst allerhöchste Ansprüche zufriedenstellt. Klassikliebhaber werden das wunderbare Klangfarbentimbre lieben, das der innovative Continuum-Mitteltöner der 703 S3 in Verbund mit dem karbonbeschichteten Alukalotten-Hochtöner zum Besten gibt.
Model 50 bringt die Talente dieses Ausnahmelautsprechers voll zum Tragen. Auch die Raumausleuchtung guter Aufnahmen gehört zum Besten, was die Preisklasse hergibt. Und im Frequenzkeller hat man ebenfalls nie den Eindruck, dass die 100-Watt-Endstufen zu wenig Schub oder Tiefgang produzieren würden. Im Gegenteil: Selbst bei sehr hohen Pegeln kommen die zwei 16,5-cm-Tieftöner nie ans Limit, sondern agieren immer noch sauber und bestens konturiert. Dies werden auch die Anhänger härterer musikalischer Gangarten zu schätzen wissen.
Das Einzige, was die Metal- und Hardrockfraktion vielleicht monieren könnte: So kultiviert und schön wie die Bowers & Wilkins 703 S3 im Hochtonbereich agieren – richtig «die Hände schmutzig machen» möchten sie sich angetrieben vom ebenfalls ausgesprochen harmonisch abgestimmten Model 50 nicht. Aggressive Gitarrenriffs hat man schon härter vernommen. Wir schauten uns deshalb im Bowers & Wilkins-Portfolio um und fanden die idealen Spielpartner (nicht nur) für dieses Musikgenre: Die Standboxen 603 S3 (Paarpreis: CHF 2300) setzen dank neu entwickeltem Titankalotten-Hochtöner Rock- und Popmusik ungemein vital und anspringend in Szene und bieten die gewünschte Härte – ohne dabei auf Kultiviertheit zu verzichten.
Schier unglaublich, auf welchem Niveau sich diese Kombination klanglich profiliert. Dies gilt ebenso für die direkte und offene musikalische Ansprache im tonalen Bereich: Der Continuum-Mitteltöner zeigt auch in der 603 S3 die Vorteile dieses Membranmaterials auf und verhilft diesem Lautsprecher zweifelsfrei zum Attribut «Stimmenwunder». Die beiden 16,5-cm-Tieftöner lassen ebenfalls nichts anbrennen und generieren, angetrieben von Model 50, scheinbar mühelos Druck bis in tiefste Lagen. Die Konturiertheit im Bass beeindruckt selbst bei hoher Lautstärke. Da ufert nichts aus, da dröhnt nichts: ganz offensichtlich auch ein Verdienst dieses Vollverstärkers. Model 50 von Marantz tritt zusammen mit den 603 S3 von Bowers & Wilkins den Beweis an, dass auch Pop- und Rockliebhaber allerbestes High-Fidelity verdienen.
Zu guter Letzt und spasseshalber nutzten wir die Gelegenheit, das absolute Potenzial dieses Vollverstärkers im Zusammenspiel mit einem Paar Bowers & Wilkins 805 D4 Signature auszuloten. Eine solche Kombination wird in der Praxis (aufgrund der hohen Preisdifferenz zwischen Lautsprecher und Elektronik) zwar kaum je vorkommen. Dennoch zeigt sie, zu welchem Wiedergabeniveau ein Verstärker fähig – bzw. eben nicht mehr fähig – ist. Eigentlich sollte man eine solche Vorführung ja im Blindtest machen, ohne zu wissen, dass ein Verstärker der Preisklasse unter CHF 2000 am Werke ist.
Model 50 motivierte die 805 D4 Signature zu einer klanglichen Darbietung, welche manchem High-End-Boliden gut anstehen würde. Keine Spur von klanglicher Enge oder mangelnder Feinzeichnung. Die Talente dieses Ausnahmelautsprechers – schier unglaubliche räumliche Transparenz und eine musikalische Ansprache, die ihresgleichen suchen – wurden ohne hörbare Abstriche überzeugend in Szene gesetzt. Und selbst punkto Dynamik liess sich der Marantz nicht lumpen und trieb die doch recht anspruchsvolle 805 D4 Signature problemlos zu kultivierter, raumfüllender Wiedergabe.
Fazit
Bei der Konzeption und der klanglichen Feinabstimmung dieses Vollverstärkers haben die Marantz-Ingenieure wieder mal ein goldenes Händchen bewiesen. Model 50 harmoniert mit allen möglichen Top-Lautsprechern und hat zweifellos das Zeug zum Klassiker. Der Verzicht auf ein integriertes DAC- und Streaming-Modul ergibt Sinn. Damit holt Model 50 traditionelle Musikliebhaber ab, die digital und analog lieber getrennt haben. Dazu passt bestens auch der hervorragende Phono-Eingang.
Als ideale Ergänzung zu Model 50 offeriert Marantz im Übrigen den CD 50n. Dieser kombiniert CD-Spieler, DAC und Streaming in einem Gerät und gefällt klanglich – so viel sei schon verraten – mit einer unglaublich stimmigen Wiedergabe von Compact Discs. Den Test des CD 50n lesen Sie demnächst hier auf avguide.ch …