Bereits das Vorgängermodell PM8006 erfreute sich bester Renommees unter den Vollverstärkern der Oberklasse. Auch das neue Model 50 punktet mit erfreulich hohem Fertigungsaufwand und astreinem Klang.
Was zeichnet einen klassischen Vollverstärker der Oberklasse aus? Nebst hochwertiger Verarbeitung und reichlich Ausgangsleistung erwartet man eine komplette Ausstattung inklusive Phono-Eingang. Das neue Model 50 bietet dies alles – und zwar auf einem Niveau, das sich sehen und hören lassen kann. Gegenüber dem Vorgänger wurden sämtliche Schaltkreise überarbeitet und punkto Rauschfreiheit sowie Signaltreue auf Vordermann gebracht. So kommen im Neuen die Marantz-eigenen HDAM-Schaltkreise in den neuesten Varianten «SA2» und «SA3» zum Einsatz. Diese dienen als Puffer und als Impedanzwandler und bereiten die ankommenden Signale optimal für den weiteren Schaltungsverlauf vor.
Unter anderem dadurch soll sich Model 50 durch ein besonders niedriges Grundrauschen (-7 dB im Vergleich zu herkömmlichen Schaltungen) auszeichnen. Dies kann durchaus Vorteile bei der Musikwiedergabe mit sich bringen. Letztere entfaltet sich sozusagen aus innerer Stille heraus. Eine hochwertige elektronische Lautstärkeregelung sorgt darüber hinaus für perfekten Kanal-Gleichlauf selbst kleinsten Pegeln; und die Balance-Einstellung geschieht – ebenso wie die die Bass- und Höhenregelung – äusserst präzise via IC. Die eingestellten Werte werden auf dem (Marantz-typisch als ikonisches «Bullauge» designten) Display angezeigt.
Grundsätzlich verfügt Model 50 über zwei Betriebsarten: Im «Source Direct»-Modus werden die Klangregler sowie der Balance-Steller überbrückt. Die Wiedergabe gewinnt dadurch tatsächlich noch etwas an räumlicher Transparenz und Feinzeichnung. Andererseits profitiert das Musikhören bei kleiner Lautstärke von einer gewissen Bassanhebung und – je nach Geschmack und angeschlossenen Lautsprechern – auch von einem massvollen Dreh am Höhenregler. In früheren HiFi-Dekaden verfügten eigentlich alle Vollverstärker über einen solchen Loudness-Steller, der einen gehörrichtigen Frequenzgang beim Leisehören sicherstellen sollte. Genau dies lässt sich mit Model 50 sehr feinfühlig realisieren, indem man sehr bequem via Fernbedienung zwischen «Source Direct» und voreingestellter Klangregelung hin- und herschalten kann.
Das Fertigungsniveau des Model 50 ist ausgesprochen hoch und orientiert sich in vielerlei Hinsicht am teureren Model 40n. Lediglich auf eine hintergrundbeleuchtete Alufrontplatte muss man verzichten. Ebenso auf die Metallfernbedienung. Der Befehlsgeber liegt aber gut in der Hand und weiss ergonomisch zu gefallen. Die mechanische Konstruktion (u. a. mit speziell bedämpften Gerätefüssen und ultrastabilen Lautsprecherklemmen) sowie der Innenaufbau von Model 50 sind exemplarisch gut.
Genügend Leistung auch an niedrigen Impedanzen
Der Leistungsverstärker im Model 50 deckt mit 2 x 70 Watt bzw. 2 x 100 Watt (an 8 resp. 4 Ohm) das Bedürfnis so ziemlich der meisten Lautsprecher ab. Laut Marantz viel wichtiger als der nominelle Wert ist die Art und Weise, wie sauber und stabil die Leistung geliefert wird. Model 40n (Test nachzulesen hier) hatte es vorgemacht: Ein sehr potentes Netzteil mit doppelt geschirmtem Ringkerntrafo (Gewicht 3,4 kg) und üppig dimensionierter Siebkapazität (2 x 18'000 µF) findet sich auch in Model 50.
Von der spontanen Stromabgabe profitiert das Dynamikverhalten der angeschlossenen Lautsprecher. Ebenso vom Umstand, dass zwei parallel arbeitende Paare Leistungstransistoren pro Kanal in bewährter Stromgegenkopplung zum Einsatz kommen. Im Unterschied zu herkömmlicher Spannungsgegenkopplung sollen hierbei die Verstärker gegenüber schwierigen Lautsprecherlasten nahezu unempfindlich bleiben. Dies ist in der Praxis nicht unerheblich. Bekanntlich haben Lautsprecher eine Wechselstromimpedanz, die – temperaturabhängig – im Leistungsbetrieb abenteuerliche Schwankungen aufweisen können.
Reiner Analogverstärker mit tollem Phono-Eingang
Im Unterschied zu Model 40n verzichtet Model 50 auf einen integrierten DA-Wandler und ein Streaming-Modul. Er kann sich somit (auch bezüglich der Stromversorgung) ganz auf seinen analogen Stammaufgaben konzentrieren und benötigt keinerlei Abschirmungen, welche seine Schaltkreise vor «digitalem Smog» schützen müssten. Augenscheinlich wird das beispielsweise beim separaten Phono-Board: Musste sich dieses bei Model 40n noch eine gemeinsame Platine mit dem DAC-Board teilen, so ist die aufwändig konzipierte, diskrete Schaltung bei Model 50 fein säuberlich für sich alleine aufgebaut. Mit der Folge, dass die Empfindlichkeit – bei gleichbleibend hervorragendem Rauschabstand von 87 dB – nochmal gesteigert werden konnte.
Mit nominellen 1,4 mV akzeptiert der Phono-Eingang problemlos auch High-Output-MC-Tonabnehmer. Wir aber machten die harte Probe aufs Exempel und schlossen ein Medium-Output Benz Micro Glider (Ausgangsspannung 1 mV bei 3,48 cm/sec) an. Selbst bei sehr hoher Lautstärke konnte das Ohr (nach angehobenem Tonarm) direkt am Lautsprecher keinerlei Rauschen vernehmen. Chapeau! Die Klangqualität des Phono-Eingangs kann nur als exzellent bezeichnet werden. Man hat wirklich den Eindruck, dass die Musikwiedergabe von der Absenz jeglichen Rauschens/Brumms enorm profitiert. Grundsätzlich eignen sich alle Tonabnehmer, die mit einer Abschlussimpedanz von 47 kOhm harmonieren. Bei leisen Exemplaren sollte man lediglich einen etwaigen Pegelsprung beim Wechsel auf den Line-Eingang im Auge behalten.
Durchweg Positives kann man auch über den Kopfhörerausgang berichten: Selbst ein relativ niederohmiger Fidelio X3 von Philips (Impedanz 30 Ohm) gefiel klanglich mit staubtrockenen, druckvollen Bässen und schöner räumlicher Transparenz.