Echte Alternative zum guten HiFi-Lautsprecher
Wer sehr gute HiFi-Lautsprecher sein Eigen nennt, kennt das Problem. Man ist von der tollen Klangqualität dermassen verwöhnt, dass man nur ungern auf Kopfhörer umsteigt. Allzu oft wirkt das Hörvergnügen dann doch arg eingeschränkt – sei es, weil man Abstriche bei der Verfärbungsfreiheit hinnehmen muss, oder weil man einfach die mehr oder weniger stark reduzierte Räumlichkeit des Klangs nicht goutiert.
Der Fidelio X3 macht einem den Umstieg auf das ganz private Hörvergnügen hingegen leicht. Schon frisch ausgepackt beeindruckt er mit einer unangestrengten Musikwiedergabe frei von tonalen Eigenheiten. Auf Anhieb hat man das Gefühl, einen sehr guten Schallwandler auf dem Kopf zu tragen. Man muss sich also nicht erst an einen besonderen Sound gewöhnen. Der X3 vermittelt durchaus den Eindruck: «Genau so muss eine gute Aufnahme tönen.»
Mit der grösste Fortschritt wurde bei der Basswiedergabe erzielt. Erhalten wurden Druck und Tiefgang, die schon bei den Vorgängern Fidelio X1 und X2 überdurchschnittlich gut waren. Deutlich verbessert wurde hingegen die Definition: Der X3 schafft das Kunststück, ein gleichermassen kraftvolles wie perfekt konturiertes Tieftonfundament zu generieren, von dem eigentlich sämtliche Musikarten gleichermassen profitieren. So werden sogar LFE-Anteile etwa bei Opern-Live-Aufnahmen hörbar. Gezupfter Jazzbass kommt wunderbar grummelnd mit vollem, rundem Körper. Sogar Techno-Tanzmusik profitiert von der druckvoll-agilen Basswiedergabe.
Die Mitten erklingen aussergewöhnlich frei und transparent; das Differenzierungsvermögen ist für einen dynamischen Hörer dieser Preisklasse exzellent. Auch hier wurde ein klarer Fortschritt gegenüber dem X1 und X2 erzielt. Dem Fidelio X3 fehlt jegliches «Mulmige», wohingegen etwa ein X1 in den unteren Mitten fast schon etwas «hohl» sowie deutlich kompakter klingt.
Die Höhen sind perfekt dosiert, weder zu spitz noch zu sanft-verwaschen, und kommen wunderbar definiert. Wer hier noch mehr Auflösung möchte, muss schon zu einem (deutlich teureren) magnetostatischen Hörer greifen.
Die verantwortlichen Ingenieure hatten bei der tonalen Abstimmung des Fidelio X3 ein goldenes Händchen. So werden gute Opern-Aufnahmen zum veritablen Hörgenuss, zumal Männer- wie Frauenstimmen verblüffend dreidimensional, ausdrucksstark und mit authentischem Timbre in den Raum gestellt werden.
Die räumliche Abbildung des X3 weiss zu überzeugen. Die virtuelle Vorne-Ortung fällt sehr leicht, man hat nicht das Gefühl, dass sich das musikalische Geschehen vorwiegend seitlich oder gar hinter dem Kopf abspielt. So kann man auch den Eindruck räumlicher Tiefe sehr gut nachvollziehen.
Damit, und dank insgesamt sehr schöner, authentischer Klangfarben, taugt der Fidelio zum musikalischen Alleskönner und Langzeit-Hörpartner. Dazu tragen auch die ausgeprägten fein- und grobdynamischen Fähigkeiten bei. Aufgrund seiner unaufdringlichen, ungemein feinzeichnenden Wiedergabe ertappt man sich öfter dabei, dass man über längere Zeit lauter hört, als es dem Gehör eigentlich zuträglich wäre. Hier muss man sich halt selber bei der Nase – äh, bei den Ohren nehmen.
Fazit
Der neue Fidelio X3 von Philips gehört ganz klar zur Spitzenklasse unter den offenen, ohrumschliessenden HiFi-Hörern. Tonale Schwächen sind weder bei der Verfärbungsfreiheit noch bei der räumlichen Abbildung auszumachen. Die Klangqualität ist insgesamt erfreulich hoch. Verarbeitung und Tragekomfort liegen ebenfalls auf einem adäquaten Niveau, sodass man diesem Hörer ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis attestieren darf.