Kohlefaser-Membran
Der Px8 teilt die neue Akustik-Plattform mit dem günstigeren Px7 S2. Beide kommen mit neu entwickelten Treibern, die – gegenüber dem älteren PX7 – über grössere Schwingspulen und effizientere Magnete verfügen. Das entscheidende Plus des Px8 gegenüber dem Px7 S2: Die Treiber sind mit neuartigen Membranen aus Karbonfaser bestückt. Diese sollen laut Bowers & Wilkins ein «extrem schnelles Reaktionsvermögen sowie besonders niedrige Verzerrung im gesamten Frequenzbereich realisieren».
Die musikalische Performance des Px8 soll damit natürlicher ausfallen und «dem authentischen Originalklang noch näher» kommen. Die speziellen Membranen sind in den Ohrmuscheln schräg positioniert, um an jeder Stelle denselben Abstand zum Ohr des Nutzers einzuhalten. Damit soll eine besonders räumliche und klar ortbare Klangbühne geschaffen werden.
Und Bowers & Wilkins hat nicht zu viel versprochen: Der Px8 beeindruckt auf Anhieb. Schon frisch ausgepackt – und noch überhaupt nicht eingespielt – gefällt er mit einer bemerkenswert gut definierten und perfekt dosierten Höhenwiedergabe, schön timbrierten offenen Mitten sowie einem druckvollen und wirklich tief reichenden Bass. Demgegenüber hatte der PX7 damals im Hörtest (nachzulesen hier) doch einige Einspielzeit benötigt, um vital und feindynamisch in die Gänge zu kommen. Im Vergleich dazu agiert der Px8 auf Anhieb offener und freier.
Schon der PX7 hatte mit einer superben räumlichen Abbildung gepunktet. Auch hier setzt der Px8 noch eins drauf: Eine dermassen losgelöste, plastische Wiedergabe kennt man von einem geschlossenen Hörer sonst kaum. Der britische Edelhörer generierte eine verblüffend dreidimensionale Bühne, auf der die verschiedenen Solisten und Einzelinstrumente unglaublich differenziert und weiträumig aufgefächert sind. Damit kann man auch grossorchestrale klassische Musik ohne Abstriche geniessen. Kleinere Ensembles und Kammermusik gefallen über den Px8 gehört mit zartem Timbre und authentischem Ambiente.
Bei einschlägiger Vokalmusik kommt gar Feststimmung auf, so etwa beim brandneuen «Vespro di Natale» (Kompilation von Weihnachtsmusik Monteverdis) mit dem La Cetra Barockorchester & Vocalensemble Basel unter der Leitung von Andrea Marcon. Diese tolle Musik wurde in der Basilica di San Marco in Venedig in hervorragender Qualität aufgenommen. Über den Px8 erstrahlt sie in festlichem Glanz und in einer livehaftigen Unmittelbarkeit, die keinerlei Distanz zur musikalischen Darbietung aufkommen lässt. Die gebotene Klangkultur ist so hoch, dass man – selbst, wenn man genauso gut über die heimischen Stereo-Lautsprecher hören könnte – gerne auch mal über diese geschlossenen Kopfhörer Musik geniesst. Die akustische Abschirmung von aussen nach innen – und vice versa – ermöglicht eben einen ganz intimen und privaten Rahmen beim Musikhören. Was gerade in hektischen Zeiten ein grosses Mass an Entspannung mit sich bringt.
Bei akustischem Jazz ist der Px8 ebenso voll in seinem Element: Der Jazzbass kommt wunderbar druckvoll und reicht enorm tief. An Konturen mangelt es ebenfalls nicht. Perkussion wird mit hoher Detailfreude und schönem Glanz wiedergegeben. Jazzpiano mit wunderbar perlendem Diskant und grossartiger Abbildung. Und auch Pop, Rock und Country werden über diesen Kopfhörer sehr geschmackvoll und mit viel Drive in glaubhafter Authentizität wiedergegeben. Der Px8 agiert dabei so verzerrungsarm und ermüdungsfrei, dass man darauf achtgeben sollte, nicht zu laut zu hören. Glücklicherweise bleiben jedoch die Feindynamik und Transparenz auch bei vernünftigem Abhörpegel erhalten.
Fazit
Mit CHF 699 verlangt Bowers & Wilkins selbstbewusst einen hohen Preis für das neue Topmodell unter den geschlossenen Wireless-Kopfhörern. Die tolle Verarbeitung mit luxuriöser Haptik, ein guter Komfort auch bei längerer Tragezeit sowie eine effiziente Geräuschunterdrückung sprechen für den Px8. Vor allem empfiehlt er sich aber dank seiner tollen Klangqualität mit superber räumlicher Abbildung als kompromissloser HiFi-Hörer für (fast) jeden Einsatzzweck.