TESTBERICHT
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MLS 3 in Concerto

Schlanke Spitzenbox Piega MLS 3 mit und ohne Frontverkleidung sowie in rückseitiger Ansicht der akustischen Linse mit ihren zahlreichen Lamellen.Schlanke Spitzenbox Piega MLS 3 mit und ohne Frontverkleidung sowie in rückseitiger Ansicht der akustischen Linse mit ihren zahlreichen Lamellen.

Ein bei jedem Test obligates Musikstück, das sich seit Jahren als knallharter Test für Gehäusevibrationen bewährt hat, ist Rebecca Pidgeons glockenreine Stimme in «Fhear a Bhata». Und sogleich wird klar: Das Gehäuse ist praktisch frei von unerwünschten Vibrationen. Kein einziger Ton sticht aus der simplen Melodie heraus und verunstaltet die Linie. Die Homogenität des Klanges ist perfekt.

Die Räumlichkeit des Klangbildes ist absolut phänomenal. Bei geschlossenen Augen glaubt man doch tatsächlich im Konzertsaal und nicht vor lediglich zwei Standboxen zu sitzen. Bei der Art und Weise, wie hier Mozarts Klaviertrio (Guarneri Trio, harmonia mundi) in den Abhörraum gestellt werden, meldet sich auch bei einem abgebrühten High-End-Freak wieder einmal der kalte Schauer, der wohlig den Rücken herunterrieselt. Exzellent ist die Feinzeichnung Cenek Pavliks Violine, einer Guarneri aus dem Jahre 1735, wie auch Marek Jeries Cello, das ebenfalls von Guarneri stammt und im Jahre 1684 hergestellt wurde. Elegant perlend dann der von Ivan Klansky meisterhaft gespielte Flügel. Absolut verblüffend ist, wie hier mit nur zwei Lautsprechern die Akustik dieses mittelgrossen Kammermusik-Saals mit all seinen feinen Schallrückwürfen in den Abhörraum dargestellt wird.

Bei grossräumiger, symphonischer Musik zeigen die MLS 3, dass sie auch betreffend Weiträumigkeit und Dynamik ganz gross aufspielen können. Nicht nur Kesselpauken, auch die Kontrabässe erscheinen mit Druck und Tiefgang und wirken erst noch lupenrein. Bei der Wiedergabe sakraler Orgelmusik glaubt man die Kühle und die Stimmung eines grossen Domes leibhaftig erleben zu können.

Dass es allerdings Boxen im Piega-Programm gibt, die den Tiefstbass noch druckvoller bringen können, und die so richtig die Zwerchfelle der Zuhörer massieren, zeigt die Wiedergabe David Sanbornes «Tequila». Das Kontra C des Basses erscheint wohl tief und auch klar, aber nicht mit dem umwerfenden Druck, den man etwa bei einer Coax 711 zu hören kriegt. Doch mit welcher Kraft und Dynamik über den gesamten Frequenzbereich die MLS 3 rockige Sounds bringt, kann auch Pegelfetischisten überzeugen.

Absolut begeisternd sind Brillanz und Attacke, wie die Bändchen-Mittel-Hochtöner den Trompetensatz von Big Bands oder etwa auch Harry James Solo-Trompete in livegerechten Schallpegeln in den Hörraum stellen. Aber auch bei einem Jazz-Trio wie Ray Brown, Monty Alexander und Russel Malone glaubt man, dass die Musiker leibhaftig im Abhörraum stehen.

Zum Abschluss sei noch erwähnt, dass die MLS 3 trotz ihrem grossartigen Klangbild nicht verdimensionieren. Damit ist gemeint, dass das Stimmorgan einer Sopranistin nicht überdimensional, sondern in natürlicher Grösse dargestellt wird und zum Beispiel eine Gitarre nicht vom Fussboden bis zur Decke reicht. So zu hören bei den meisten grossen Flächenstrahlern.

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