MUSIKREZENSION
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Cembalo oder Klavier?

Wenn Murray Perahia auf dem Klavier Bach spielt, entfallen Diskussionen um Authentizität.Wenn Murray Perahia auf dem Klavier Bach spielt, entfallen Diskussionen um Authentizität.

Es wird gemunkelt, dass Bach, hätte er die Vorzüge des anschlagsdynamischen Hammerklaviers damals schon gekannt, seine Tastenwerke nie und nimmer für das in Bezug auf Ausdrucksmöglichkeiten beschränkte Cembalo geschrieben. So darf man denn auch mehr als gespannt sein, wie dieser Stilbruch von Murray Perahia ausgeführt wird.

Das Ergebnis zieht den Hörer gleich ab den ersten paar Takten in den Bann und entführt ihn in die Bachsche Klangwelt. Das ist kein normales Konzertieren, das ist schlicht eine Offenbarung! Auch bei wiederholtem Abspielen dieses Albums wird der Abhörraum jeweils von einer Stimmung erfüllt, die unter die Haut geht und einem zutiefst berührt! Dabei spielt Perahia nicht sich selber im Stile einer Primadonna in den Vordergrund, sondern amtet lediglich als Medium, welches Bach, mindestens für eine kurze Zeit, wieder aufleben lässt.

Dank der Wiedergabe an einem Konzertflügel sind Schattierungen möglich, die mit einem Cembalo nicht möglich wären. Bei dieser Musik verstummen alle Streitereien über Authentizität, Stilbruch und so weiter. Dieses Bach-Erlebnis ist über solch unbedeutenden Diskussionen erhaben!  

Und der Versuch, dieser Interpretation eine Bewertung mit Noten zu geben, scheitert deshalb, weil es für mich in unserem irdischen Zahlensystem keine passende Zahl gibt. Ein Versuch zur Benotung wäre eventuell das Markenzeichen einer US-Lautsprecherfirma, die mit ihren Servo-Static-Elektrostaten Ende der 60er-Jahre einen brillanten Auftritt hatte.

DGG audiophil

Das gelbe Signet der DGG weckt in mir keine guten Erinnerungen an den Klang, der in früheren HiFi-Zeiten von mir und etlichen anderen Audio-Freaks als alles andere als audiophil empfunden wurde. Doch hat DGG mit etlichen kürzlich erschienenen Alben bewiesen, dass sich dies grundlegend geändert hat. Ein Beispiel ist das Album "Portraits" mit Andreas Ottensamer.

Aber nun zum neusten Album von Perahia: Die im Berliner Funkhaus im Saal 1 bereits im Juli 2013 aufgenommenen, aber erst 2016 in Flac 96/24 veröffentlichten Bachwerke können klanglich voll und ganz überzeugen. Der Flügel (Marke wird nicht erwähnt) ist ein unglaublich differenziertes Instrument zur Wiedergabe feinster Empfindungen. Der Tonmeister Martin Nagorni hat den Klang mit einer natürlichen Distanz eingefangen und er erscheint sehr räumlich und von den Boxen gelöst im Abhörraum.

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