Cembalo oder Klavier?
Es wird gemunkelt, dass Bach, hätte er die Vorzüge des anschlagsdynamischen Hammerklaviers damals schon gekannt, seine Tastenwerke nie und nimmer für das in Bezug auf Ausdrucksmöglichkeiten beschränkte Cembalo geschrieben. So darf man denn auch mehr als gespannt sein, wie dieser Stilbruch von Murray Perahia ausgeführt wird.
Das Ergebnis zieht den Hörer gleich ab den ersten paar Takten in den Bann und entführt ihn in die Bachsche Klangwelt. Das ist kein normales Konzertieren, das ist schlicht eine Offenbarung! Auch bei wiederholtem Abspielen dieses Albums wird der Abhörraum jeweils von einer Stimmung erfüllt, die unter die Haut geht und einem zutiefst berührt! Dabei spielt Perahia nicht sich selber im Stile einer Primadonna in den Vordergrund, sondern amtet lediglich als Medium, welches Bach, mindestens für eine kurze Zeit, wieder aufleben lässt.
Dank der Wiedergabe an einem Konzertflügel sind Schattierungen möglich, die mit einem Cembalo nicht möglich wären. Bei dieser Musik verstummen alle Streitereien über Authentizität, Stilbruch und so weiter. Dieses Bach-Erlebnis ist über solch unbedeutenden Diskussionen erhaben!
Und der Versuch, dieser Interpretation eine Bewertung mit Noten zu geben, scheitert deshalb, weil es für mich in unserem irdischen Zahlensystem keine passende Zahl gibt. Ein Versuch zur Benotung wäre eventuell das Markenzeichen einer US-Lautsprecherfirma, die mit ihren Servo-Static-Elektrostaten Ende der 60er-Jahre einen brillanten Auftritt hatte.
DGG audiophil
Wenn Murray Perahia auf dem Klavier Bach spielt, entfallen Diskussionen um Authentizität.
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