Geiger und Dirigent der besonderen Art
Der britische Geiger und Dirigent Andrew Manze wird zu den Interpreten gezählt, die auf sogenannt authentische Spielweisen setzten, die also mindestens versuchen so zu spielen, wie das zu Zeiten der entsprechenden Komponisten üblich war. Aber da man aus dieser Zeit keine Aufnahmen, sondern höchstens Beschreibungen zu Rate ziehen kann, eröffnet sich ein weites Feld für sehr unterschiedliche Ansichten und Behauptungen. Im Gegensatz zu anderen Musikern, die sich der authentischen Spielweise verschrieben haben, sind hier keine von völlig unmusikalischen Musikwissenschaftlern propagierten akademischen Mätzchen zu hören, die nicht nur in meinen, sondern auch in vielen anderen Ohren grauenhaft und absolut geschmacklos klingen.
Nein! Andrew Manze spielt zwar auf eine ganz besondere Art, doch klingt es immer grundmusikalisch und natürlich. Manze geizt mit dem Vibrato und setzt es nur dann ein, wenn er es wirklich für angebracht hält. So spielt er oft schnurgerade Töne, die nur ganz kurz vor dem Ausklingen noch ein dezentes Vibrato erhalten. Das klingt nicht nur ausserordentlich schön, sondern auch viel lebendiger, als wenn der Geiger jeden Ton mit gleich intensivem Vibrato spielt.
Und in Sachen bogentechnischer Feinheiten ist Manze der absolute Meister! Wie er im Pianissimo den Bogen mit federleichtem Druck über die Saiten streichen lässt und ihnen ein zartes Hauchen entlockt, erstaunt immer wieder. Dass auf diese feinste Art und Weise die Saiten überhaupt noch ansprechen, grenzt an ein Wunder. Andrerseits kann er seiner Geige mit sattem Bogenstrich auch mal kräftige, aber immer edle Töne entlocken und holt so die ganze Dynamik aus diesem Instrument.