Die Testresultate
Grundsätzlich kann man mit dem direkten und bitgenauen Signalweg über Qobuz Connect die bessere Klangqualität erwarten als über den Umweg über Smartphone/Tablet und der Übertragung per Bluetooth oder AirPlay auf das Abspielgerät.
Entscheidend ist jedoch, wie gross die Unterschiede zwischen den Wiedergabewegen tatsächlich sind und ob sie hörbar in Erscheinung treten.
«Take Five»

Das Connect-Resultat bei «Take Five» ist ausgezeichnet. Einzig die senkrechten, verpixelten Bereiche deuten auf Anomalien während der D/A-Wandlung hin. Auch der gute, aber nicht exzellente PK-Metric-Wert von 55 dBFS erstaunt bei einer gehörmässig doch exzellenten Aufnahme.
Inter-Sample-Clipping, auch bekannt als Inter-Sample-Peaks (ISP), tritt in der digitalen Audiotechnik auf, wenn ein Audiosignal zwischen zwei digitalen Abtastpunkten seinen maximalen Wert erreicht oder überschreitet. Sie sind der Grund für die in der Nulltest-Grafik erkannten Artefakte. Die Grafik unten illustriert das.

Die Analyse des «Take Five»-Tracks zeigt fast 10'000 digitale Samples mit Maximalwerten von 0 dBFS. Diese Werte führen bei der D/A-Wandlung zu Clipping bzw. Verzerrungen. Bei der analogen Rekonstruktion des Musiksignals werden auch die Zwischenwerte zwischen den digitalen Abtastpunkten berechnet. Ein digitaler Wert von 0 dBFS (Vollaussteuerung, maximaler Pegel) führt dabei in der analogen Domäne fast immer zu einem Signalwert über dem physikalischen Maximum. Dieses kann vom System nicht mehr sauber wiedergegeben werden – das Signal wird abgeschnitten, wie im obenstehenden Bild ersichtlich. Einen ausführlichen Nachtrag zu diesem Thema finden Sie am Ende des Artikels.

Die Auswertung der Bluetooth-Übertragung zeigt deutliche Veränderungen infolge der Datenreduktion: Oberhalb von 18 kHz fehlen nahezu alle Signalanteile, stattdessen treten Artefakte (rot) im Ultraschallbereich über 24 kHz auf. Klar ist: Bluetooth ist nicht für hochwertige Wiedergabe gedacht – und erhebt auch keinen Anspruch darauf.
«The Taylor and the Mouse»
Klassikaufnahmen weisen aufgrund ihrer besonderen künstlerischen Intention und der meist entsprechend sorgfältigeren Aufnahmetechnik in der Regel deutlich bessere Messwerte auf. Ein PK-Metric-Wert von knapp -80 dBFS nach der D/A-Wandlung spricht für eine hochwertige Aufnahme und eine ausgezeichnete Wiedergabekette.

«The Taylor and the Mouse» ist eine Raumaufnahme, die den Instrumenten die natürliche Dynamik lässt (DR13). Die Musiker nutzen den Gestaltungsspielraum, den Kontrast zwischen laut und leise. In der Spektralanalyse unten ist schön sichtbar (rechter Bildteil), wie die Lautheit während des Spiels reduziert wird, bedingt auch durch veränderte Instrumentierung. Die Folge ist ein weniger ausgeprägtes Hochtonspektrum. Diese innere Struktur des Musikstücks ist auch in der Nulltest-Grafik erkennbar. Bei sehr leisen Signalanteilen wirken sich Fehler in der Übertragungskette schneller aus. Dies ist in den Nulltest-Grafiken als verpixelte Struktur erkennbar.


Die obige Grafik veranschaulicht gut, was AirPlay 2 leistet: Im hörbaren Bereich bis etwa 14 kHz bleibt die Signaltreue hoch (einheitlich grün). Danach nimmt das Spektrum leicht ab und endet knapp unter 20 kHz. Wenn Qobuz in ihren Erklärgrafiken bei AirPlay 2 und Bluetooth angibt, dass eine HiRes-Aufnahme auf CD-Qualität reduziert wird, dann kann man dies bei AirPlay 2, mit einem zugekniffenen Auge, als korrekt tolerieren. Aber nicht bei Bluetooth – dort greift die Datenreduktion massiv ein, auch wenn das gehörmässig nicht so stark wahrnehmbar ist, wie in der Nulltest-Grafik sichtbar, da die Daten mittels eines psychoakustischen Algorithmus' rausgerechnet werden.
Nachtrag Intersample-Verzerrungen
Nochmals zurück zum «Take Five»-Track: Wie erwähnt, entsteht das Clipping-Problem bei der D/A-Wandlung, wenn der digitale Wert eines Samples zu nah oder an der absoluten Nulllinie (0 dBFS) liegt. Das Problem tritt in einem Bereich zwischen –3 dBFS und 0 dBFS auf. Für unseren Test wird der Pegel des «Take Five»-Tracks auf der digitalen Ebene um 3 dB reduziert. Das Pegelmaximum der Wellenform liegt nun nicht mehr bei null, sondern bei minus 3 dBFS. So steht für die D/A-Wandlung mehr Headroom (Luft nach oben) zur Verfügung – die zurückgewandelte Wellenform wird nicht mehr beschnitten. Durch die Pegelabsenkung wird der Dynamikumfang selbst in einem 16-Bit-Format nicht reduziert!


Und was ist gehörmässig feststellbar? Weniger aggressive Bläser, ruhigeres Klangbild. Sobald die Blechbläser (ab Sekunde 11) einsetzen, wird das Originalklangbild rau. Hat man die korrigierte Version im Ohr und hört anschliessend das Original, merkt man, wie stark diese Version mit ihren erheblichen Verzerrungen nervt.
Intersample-Clipping lässt sich problemlos vermeiden, indem man bei der Musikproduktion den Maximalpegel bei minus 3 dBFS festlegt – was selbst beim 16-Bit-Format keine Einschränkung ist. Man muss nur dem schwachsinnigen «laut bis über die Grenze mastern» abschwören. Die minus 3-dB-Absenkung vor der D/A-Wandlung kann auch mit Roon- oder JRiver-Software bei der Wiedergabe realisiert werden.
Fazit
Qobuz Connect – lange erwartet – erfüllt den Anspruch auf bestmöglichen Klang und bietet zugleich fundierte Hintergrundinformationen zu Musik und Gerätetechnik. Qobuz überzeugt mit einem stimmigen Gesamtpaket. Technisch hat man mit «Connect» zu Tidal und Spotify aufgeschlossen, hebt sich jedoch besonders im Bereich klassischer Musik und Jazz ab – durch ein redaktionell betreutes Magazin mit Rezensionen, Interviews, Künstlerporträts und sorgfältig kuratierten Playlists. Anspruchsvolle Musikliebhaber und Sammler schätzen zudem die Möglichkeit, Musik herunterzuladen und dauerhaft zu erwerben.