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Klangbeurteilung

Opus 3 ist auch als DSD128 erhältlichOpus 3 ist auch als DSD128 erhältlich

Die Diskussion, ob nun DSD oder PCM besser klingt, ist kontrovers. Eindeutige Urteile sind nicht möglich. Das Problem ist unter anderem die schwierige Vergleichbarkeit: Es kommt selten vor, dass die exakt gleiche Aufnahme sowohl als natives PCM- und natives DSD-File vorliegt. Liegt einem DSD-File und einem PCM-File ein Analog-Master zugrunde, dann kann man oft nicht wissen, ob eine digitale Bearbeitung (mit PCM) vorgenommen wurde, beim dem einen oder dem anderen File. Man kann auch nicht wissen, ob exakt das selbe Master verwendet wurde.

Dazu kommen geschmackliche Präferenzen und Erwartungshaltungen, die unsere subjektive Wahrnehmung beeinflussen. Last but not least wird die subjektiv empfundene Qualität der Musik gerne dem digitalen Format zugeordnet, dabei hatten die Tontechniker einfach einen sehr guten Tag. Bei der Hybrid-SACD ist es einfacher: Man kann beim SACD-Player den CD-Layer hören und dann den SACD-Layer. Dabei hat aber die unterschiedliche optische Abtastung (Infrarot-Laser und Rot-Laser) einen Einfluss. Das berühmte Zitat „wer misst, misst Mist“ lässt sich wohl auch ein wenig auf kritisches Hören übertragen.

Bei meiner persönlichen Klangbeurteilung habe ich darauf geachtet, wie mich die Musik berührt und einnimmt. Ich versuchte das Musikerlebnis in meiner Hörerfahrung einzuordnen. Gehört habe ich mit dem MAN301 (Weiss) als Quelle über den LINEA SE Röhrenvorverstärker und SONATA EL34 Röhrenendstufe (WLM). Lautsprecher: WLM Gran Viola.

Klangbeispiele

Mahler Symphony No.1, Tilson Thomas, San Francisco Symphony. DSD64-Aufnahme (ev. unbearbeitet)
Noch zu Zeiten aufgenommen, als DSD nur auf SACD erhältlich war, bietet diese Aufnahme dem Musikhörer eine der Wirklichkeit entsprechende Klangbühne in allen Dimensionen. Die Transparenz des Klanggeschehens ist aussergewöhnlich, genau wie der innere Zusammenhang. Ich kann z.B. die Bratschen in einer Passage auseinander halten aber auch perfekt als Einheit verstehen. Der 4. Satz - „stürmisch bewegt“ - bewegte mich persönlich in der Tat stürmisch.

When You Know von Dayan Kai. Blue Coast Special Event (15.11.2012). Natives DSD64 (unbearbeitete DSD-Aufnahme)
Akustische Gitarre und Gesang. Man spürt eine tiefe Intimität und Nähe zum Interpreten, obgleich ich den Song als eher trivial empfinde. Die hohe Natürlichkeit beweist mir, dass auf die digitale Bearbeitung verzichtet wurde.

And It’s Supposed To Be Love von Jenna Mammina & Matt Rollings. Special Event (15.5.2012). Natives DSD64 (unbearbeitete DSD-Aufnahme)
Die engelhafte Frauenstimme klingt sehr einnehmend und intim/gedämpft mit hoher Ortungsschärfe. Das Klavier hingegen hat einen hallig-schwebenden Charakter, wie wenn es in einem anderen Raum stünde. Vermutlich wurde die Stimme bei der Aufnahme akustisch beeinflusst. Ich empfinde die Aufnahme zwar als unrichtig, aber das Ergebnis hört sich ausgesprochen natürlich und echt an.

I Can’t Get Started von John Moriarty (The Duo). DSD64
Stehbass (akustisch) und Klavier bilden eine wunderbar natürliche Einheit. Enorme Dynamik und Feinzeichnung. Man „sieht“ die linke Hand des Pianisten und daneben die rechte Hand, so wie es sein soll. Ich wage, diesen inneren Zusammenhalt der Musik auf DSD zurückzuführen.

While She Sleeps von Art Lande, Piano Lullabies. Analog-Aufnahme zu DSD64
Eine reine Konzertflügel-Aufnahme. Beeindruckend sind die räumlich korrekte Abbildung des Instruments und die tonale Integrität. Hier stimmt auch die Interpretation des Musikers für mich. Zauberhaft. Der „Umweg“ über analog ist mir nicht ganz zugänglich, denn die Aufnahme ist aktuell.

Opus3 DSD Showcase. Analog-Master von Opus3 zu DSD128
DSD eröffnet dem Hörer auf dieser Kompilation einen neuen Zugang zu den tontechnisch einmaligen Opus3 Aufnahmen (Analog-Master). Wer Opus3 nicht auf Vinyl besitzt, gelangt hier direkt ans Ziel. Einmalige Atmosphäre.

Fazit

Wenn ich meine Eindrücke dieser Beispiele von DSD-Downloads auf einen Nenner bringen möchte, dann ist es das, was ich als inneren Zusammenhalt der Musik bezeichnen würde. Wenn ich aufnahmetechnische Aspekte und inhaltliche Präferenzen auf der Seite lasse, dann bleiben magische Momente.

Ich bin grundsätzlich eher DSD-kritisch und besitze über 900 Aufnahmen mit hoher Auflösung (24 Bit …) in verschiedenen PCM Formaten. Darunter gibt es vieles, das mich bewegt. Die getesteten DSD-Tracks haben mich sehr nahe an die Musik gebracht. An DSD scheint mir etwas dran zu sein.

Das Ziel ist das Musikerlebnis, egal wie es entsteht. Das Digitalformat ist nur ein Rad im Getriebe. Gut dass es DSD auch als Download zu kaufen gibt und dass man weiter an diesem Prinzip und an der praktischen Wiedergabe arbeitet. Gut auch, dass wir nicht mehr an normierte Datenträger (Tonträger) gebunden sind. Das meine ich mit „DSD reloaded“. Egal was noch kommt, es steht uns auf jeden Fall zur Verfügung, und wir können es nehmen oder lassen.

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