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Streaming auf dem Vormarsch

Frühe Inspiration: 845-Trioden (Werkbild Nagra).Frühe Inspiration: 845-Trioden (Werkbild Nagra).

Wir stellen fest, dass auf der Webseite von Bel Canto fast ausschliesslich Tidal (mit MQA) Erwähnung findet. Bevorzugt ihr Tidal?

Nein, wir müssen die Informationen beizeiten berichtigen und ergänzen. Tidal ist in den USA mit Hi-Res-Streaming schon wesentlich länger aktiv als Qobuz und die Aktualisierung ist bei uns noch pendent. Ich nutze beide Dienste und sie gefallen mir beide sehr gut. Ich kann nicht sagen, welcher mir besser zusagen würde. Es hängt weit mehr davon ab, auf welchem der Dienste ich die Musik, die mir gefällt, zuerst aufgespürt habe.

»Die Magie liegt in der Aufnahme.« (John Stronczer)

Was halten Sie von MQA? Sehen Sie Vorteile?

Nun, ich bin der Meinung, dass es sehr gut klingt, vor allem die Klangfarben und die Dynamik. Und das «Technical Paper» von MQA leuchtet mir inhaltlich ein, nachdem ich es wirklich durchgelesen hatte (lacht). Es macht mir nichts aus, dass es nicht 1:1 Hi-Res ist, es klingt einfach sehr gut und deshalb kaufen wir auch diese Lizenzen.

Allerdings werden unsere Geräte immer besser und ich kann mit Fug und Recht sagen, dass auch die CD-Qualität (Redbook 16/44.1) dadurch immer unwiderstehlicher wird. Vieles hängt einfach vom Equipment ab – und nicht von den Digitalformaten. Ich könnte jetzt hingehen und eine Qobuz-24/96-Version von zum Beispiel Neil Young mit einer MQA-Version von Tidal vergleichen, aber das macht keinen Sinn: Beide Versionen sind schlicht unglaublich gut. Es lohnt sich nicht für mich.

Ich will Musik geniessen. Ich höre auch regelmässig eine französische Radiostation mit dem V-Tuner mit 200 kBit/Sekunde (AAC) und ich geniesse das sehr! Das ist eine tolle Möglichkeit, grossartige Musik aufzuspüren. Dann gehe ich zu Qobuz/Tidal, suche die beste Version und merke sie mir für später.

Die Magie der Musik ist eindeutig in der Aufnahme – und die gilt es wiederzugeben.

Beim von uns eben getesteten Bel Canto E1X ist der AMIP (Asynchronous Multi Input Processor Platform) erwähnt. Wie funktioniert diese Plattform, über die alle Audio-Eingänge laufen?

Die Phono Stage und alle Line-Inputs werden sofort in 24/96 gewandelt(!). Dann kommt der XMOS-MQA-Decoder, dessen Digitalfilter wir auch für «Nicht-MQA-Signale» verwenden, und dann kommt der DAC. Aufwändige Stromversorgungen inbegriffen. Der grosse Vorteil von «Digital» ist, dass man jegliche Information von A nach B senden kann, ohne Verluste.

Wenn man die klassischen «Old School-Systeme» betrachtet, dann sind das 5 oder 6 Geräte, verkabelt, alle mit eigenen Stromversorgungen – eine grossartige analoge «Wunderbarkeit» sozusagen, und sehr anfällig für Interferenzen und Signalverluste.

Die Idee war also, das Signal so lange wie möglich digital zu behalten, also bis zum Eingang des Leistungsverstärkers(!). Die ganze interne Architektur ist digital. Auch die Lautstärkeregelung ist demnach in der «Digital Domain» untergebracht. Mittels Dithering wird der Quantisierungs-Geräuschpegel unter den Noisefloor gedrückt und ist daher nicht hörbar. Mit 24 Bit Quantisierung hat man 180 dB Geräuschabstand zur Verfügung. Mit 32 Bit kommt man sogar unter das thermisch bedingte Rauschen (Thermal noise). Einzig die RIAA-Entzerrung in der Phono-Stage beim E1X funktioniert mit Analog-Filtern, weil eine 40-dB-Entzerrung schon sehr viel Rechenleistung erfordern würde.

Bei der günstigeren E.One-Linie haben wir uns jedoch für eine sehr gute analoge Lautstärkeregelung entschieden, die funktioniert und wesentlich günstiger ist. Die E.One-Linie verfügt über eine ähnliche Technologie wie die Black-Linie, aber «trickled down», so dass die Magie auch bei diesem «Entry Level Product» stimmt.

»Die analogen HiFi-Ketten alter Schule sind eine grossartige analoge «Wunderbarkeit» und sehr anfällig für Interferenzen und Signalverluste.» (John Stronczer).

DSD hat eine gewisse Verbreitung und Anhängerschaft. Wie gross ist die Bedeutung für euch?

Ganz ehrlich gesprochen hat DSD bei uns keine grosse Priorität. Der Ethernet-Eingang unterstützt DSD64 und der USB-Eingang DSD128, allerdings wird dann in PCM 24/176 konvertiert (DoP = DSD over PCM). Das ist für die weitere Verarbeitung mit dem MQA-Dekoder erforderlich.

Ganz herzlichen Dank für das Gespräch!

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