TESTBERICHT
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Publikationsdatum
30. April 2021
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Polk Audio gehört zu den etablierten US-amerikanischen Lautsprecherherstellern. Bereits seit den 70er-Jahren hat sich die Marke mit innovativer Technologie zu bezahlbaren Preisen einen Namen gemacht. Auch die neue Reserve-Serie bietet keineswegs durchschnittliche Technik im exotischen Gewand an, sondern verbaut durchwegs edle Schallwandler, die aus der teureren Legend-Serie übernommen wurden. Um dies preislich möglich zu machen, verzichten die Reserve-Modelle auf Echtholzfurnier und bieten lediglich mattschwarzen Finish an – immerhin nicht in Form einer billigen Folie, sondern rundum sauber gespritzt.

«Turbine Cones»: Die Membranen der Tiefmitteltöner sind speziell konturiert, um Partialschwingungen zu vermeiden.«Turbine Cones»: Die Membranen der Tiefmitteltöner sind speziell konturiert, um Partialschwingungen zu vermeiden.

Die übrigen Zutaten können sich ebenfalls sehen lassen: Die zwei 16,5-cm-Tiefmitteltöner verfügen über speziell geformte Membranen mit integrierten Versteifungen, die optisch an Turbinen-Rotoren erinnern. Deshalb die Bezeichnung «Turbine Cones». Durch diese besondere Profilierung werden die Konusse deutlich steifer; für hohe innere Materialdämpfung ist zusätzlich ein Schaumstoffkern eingearbeitet. Diese Verbundmassnahmen sollen eine natürliche und verfärbungsfreie Wiedergabe des Mitteltonbereichs mit tiefreichenden, impulsstarken Bässen kombinieren.

Sonst selten zu sehen: Im Hochtonbereich setzt Polk Audio auf einen besonders feinzeichnenden Ringradiator.Sonst selten zu sehen: Im Hochtonbereich setzt Polk Audio auf einen besonders feinzeichnenden Ringradiator.

Auch zur Abdeckung des oberen Frequenzspektrums beschreitet Polk Audio keinen konventionellen Weg, sondern spendiert der Reserve den speziellen Hochtöner aus der Legend-Serie. Zum Einsatz kommt ein sogenannter Ringradiator – ein Bauprinzip, das in den 90er-Jahren in Skandinavien entwickelt wurde. Im Unterschied zu einer herkömmlichen Hochtonkalotte ist die Membrane nicht nur aussen, sondern auch in der Mitte aufgehängt. Es schwingt also keine Kuppel, sondern eine Ringmembrane. Dies hat den Vorteil, dass Partialschwingungen (wie sie bei einer Kalotte unweigerlich auftreten) praktisch ausgeschlossen sind. Prinzipbedingte Nachteile des Ringradiators sind die vergleichsweise kleine Membranfläche und die im obersten Frequenzbereich minim engere Richtcharakteristik.

Beide Punkte lassen sich jedoch durch entsprechende Massnahmen entschärfen: Die schwingende Fläche wird beim Polk-Hochtöner um eine breite Sicke ergänzt, und ein sogenannter Phaseplug – ein mittig angeordneter Metallkegel – korrigiert das Abstrahlverhalten im Brillanzbereich. Der Radiator sitzt leicht vertieft in einer Schallführung ähnlich einem flach-konturierten Kugelwellenhorn. Dies verbessert wiederum den Strahlungswiderstand am unteren Ende des Hochton-Übertragungsbereichs. Messtechnisch zeichnen sich Ringradiatoren durch ein spezielles Verzerrungsverhalten aus: K 2 (die erste Oberwelle) ist ausgeprägt, wie bei einem Röhrenverstärker, was der Hochtonwiedergabe erfahrungsgemäss einen besonders harmonischen, lieblichen Anstrich verleiht.

Volle Tiefton-Power

Erklärtes Ziel der Entwickler war es, der Reserve 600 zu «einer tieferen und lauteren Basswiedergabe als bei Lautsprechern mit herkömmlichen Bassreflexöffnungen» zu verhelfen. Dazu wurde ein spezielles «Power Port»-Design entwickelt, das den rückwärtig ins Gehäuseinnere abgestrahlten Schalldruck im Tieftonbereich über eine spezielle Schallführung wieder nach aussen führt. Damit lassen sich Tiefgang und Wirkungsgrad im Bass deutlich steigern.

Der Power Port ist in der Bodenplatte der Boxen integriert und bildet mit dem Sockel und den Standfüssen eine Einheit. Es handelt sich nicht einfach nur um ein Bassreflexrohr; in die grossflächige Öffnung ist ein trompetenförmiges Element eingearbeitet, dass den indirekten Tieftonschall rundherum gleichmässig verteilt. Nur schon durch das «Down-firing»-Prinzip arbeitet diese Bauweise viel effizienter als eine herkömmliche Reflexöffnung auf der Front- oder Rückseite einer Box. Das aerodynamische Portdesign trägt das Seine dazu bei, Bassenergie nahtlos an den Hörraum abzugeben.

Die aerodynamisch geformte, nach unten gerichtete Reflexöffnung leitet einen Grossteil des ins Gehäuse abgestrahlten Tieftonschalldrucks nach aussen ab.Die aerodynamisch geformte, nach unten gerichtete Reflexöffnung leitet einen Grossteil des ins Gehäuse abgestrahlten Tieftonschalldrucks nach aussen ab.

Die aufwändig konstruktiven Massnahmen gehen voll auf: Eine so beeindruckende, geradezu machtvolle Tieftonwiedergabe findet man selbst bei ausgewachsenen Standboxen sonst nur selten. Die Kehrseite der Medaille: Eine wandnahe Aufstellung oder Raumecken in der Nähe behagen der Reserve 600 gar nicht. Und in kleineren Hörräumen resultiert fast unweigerlich eine Überbetonung der unteren Klangregister.

Passive  Massnahmen zur Reduzierung des Tieftonvolumens (etwa in Form von Schaumstoffstöpseln) sind vom Hersteller nicht vorgesehen. Da bleibt nur, bei der Platzierung gebührend Abstand zur Rück- und Seitenwand einzuhalten. Frei im Hörraum (ab 25 m², besser noch: 30 m²) platziert, zeigt die Reserve 600 erst ihr volles Potenzial. Hier kommt der Bass dann herrlich druckvoll, impulsschnell und tiefreichend – ohne den Grund- und Mitteltonbereich akustisch zu überdecken.

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