Hierzulande noch nicht so bekannt: Der finnische Hersteller Amphion baut bereits seit 1989 hochwertige Lautsprecher. Das mittelständische Unternehmen ist in Kuopio beheimatet, einer malerisch auf einer Halbinsel am Kallavesi-See gelegenen Kleinstadt. Hier werden – unter Einsatz von viel Handarbeit – sowohl professionelle Studiomonitore wie auch drei verschiedene Lautsprecherreihen für den Heimgebrauch gefertigt. Der hier getestete 7LS ist das Spitzenmodell der Argon-Serie. Diese beinhaltet – nebst einem Centerlausprecher für den Heimkino-Einsatz – fünf verschiedene Modelle, darunter die drei Regalboxen Argon0, Argon1 und Argon3S (Preise: ab CHF 1100.- das Paar) sowie die kleinere Standbox Argon3LS (Preis ab CHF 3665.-).
Die Argon 7LS sind rundum makellos verarbeitet und machen deutlich, dass Produkte «handmade in Finland» ganz offensichtlich eine ganz andere Aura mit sich bringen als Massenware aus Fernost. Auch die Industriedesigner haben ganze Arbeit geleistet und trotz funktionellem Primat der 7LS ein elegantes und geschmackvolles Aussehen verpasst. Grundsätzlich kann man sie in fünf verschiedenen Versionen bestellen (siehe: hier). Je nach Ausführung sind die Schutzgitter, der Waveguide und der Sockel in Schwarz oder Weiss gehalten. Zusätzlich kann man aber bei den drei runden Schutzgittern individuelle Akzente setzen. Diese darf man nämlich auch in anderen Farbtönen bestellen. Besonders angetan hat es dem Autor freilich die «All-White-Version», die mit durchgängig in Weiss gehaltenen Abdeckungen und Waveguide fast schon einen «Schneewittchen-Touch» in die Wohnstube zaubern. Wer es lieber rustikal mag, kann die Argon 7LS auch in Nussbaum-Echtholzfurnier bestellen, bezahlt dafür jedoch CHF 340.- Aufpreis.
Fortschrittliche Technik
Die Argon 7LS vereint alle besonderen Zutaten, welche Amphion-Lautsprecher von anderen Produkten unterscheiden. Auffälligstes Merkmal ist sicher der «Waveguide»: Die Finnen setzen im Hochtonbereich eine Titankalotte ein, die vertieft im Zentrum einer speziellen Schallführung angeordnet ist. Amphion beschäftigt sich schon sehr lange mit solchen Waveguides, deren Konturverlauf über lange Forschungsreihen immer weiter optimiert wurde. Sie ist überraschend grossflächig und reicht bis fast zum Rand der Schallwand.
Diese Konstruktionsweise kombiniert diverse akustische Vorteile: Zusätzlich zur Vermeidung von Kantenbrechungen werden auch noch der Strahlungswiderstand und damit der Wirkungsgrad im unteren Hochtonbereich verstärkt. So kann die Kalotte bis hinunter zu 1600 Hz übertragen. Amphion verspricht sich klangliche Vorteile vom tiefen Trennpunkt. Denn dieser liegt unterhalb des Frequenzbereichs, in dem das menschliche Gehör sehr empfindlich auf Unregelmässigkeiten betreffend Linearität und Phasengang der Übertragung reagiert. Amphion reklamiert für ihre Lautsprecher die Arbeitsweise einer Punktschallquelle über einen weiten Bereich. Ähnlich wie bei einem dual-konzentrischen Schallwandler ist auch hier der Hochtöner leicht nach hinten versetzt, was das Phasenverhalten zwischen Tiefmittel- und Hochtöner harmonisiert.
Der grösste Vorteil eines Waveguides liegt freilich darin, dass das Abstrahlverhalten über einen weiten Übertragungsbereich vereinheitlicht wird. Dank diesem «Constant Directivity»-Verhalten verfügt auch die Argon 7LS über eine weite Hörzone ohne sogenannten «Sweet Spot». Das wirkt sich erfahrungsgemäss positiv auf den räumlichen Klangeindruck aus. Hierzu trägt auch die «D’Apollito»-Anordnung der beiden Tiefmitteltöner bei: Unter- und oberhalb der Hochtonschallführung ist je ein 16,5-cm-Tieftöner mit Alu-Membran angeordnet. Vertikal betrachtet hat man es somit mit einem symmetrischen und konzentrisch arbeitenden Schallwandlerkonzept zu tun.
Etwas Besonderes haben sich die Amphion-Ingenieure für die Verbesserung der Tieftonwiedergabe einfallen lassen: Anstelle einer herkömmlichen Bassreflexkonstruktion kommen rückwärtig zwei Passivmembranen zum Einsatz, deren bewegte Masse und Eigenresonanz speziell auf die beiden Tieftöner abgestimmt sind. Dieses Konzept sorgt ebenfalls für verbesserten Druck im Tiefbass. Es neigt aber deutlich weniger zu auffälligen Resonanzen, wie sie ansonsten im Zusammenspiel von Bassreflexrohr, Wandabstand und Hörraum leider gang und gäbe sind. Konstruktionen mit Passivmembranen sind relativ selten anzutreffen, dies, weil sie kostenintensiv ausfallen. Ihre Vorteile sind aber nicht von der Hand zu weisen – auch weil sie viel weniger unerwünschten Indirektschall im Grund- und Mitteltonbereich abgeben.