Kraftvoll, räumlich, schön
Wir hörten die Argon 7LS in Kombination mit dem famosen Vollverstärker 340iX mit eingebautem DAC (Test: nachzulesen hier). Musik wurde über einen Aurender Netzwerkspieler ab Qobuz gestreamt. Zunächst durfte sich die Argon LS7 barocker Vokalmusik widmen: Und dies tat sie bravourös, mit viel Inbrunst und Lebensfreude: Händels «Tra Le Fiamme» (downloadbar: hier) erklang mit unaufdringlichen, fein dosierten Höhen und schönen Klangfarben, ausdrucksstark und vital. Auffällig war der gut strukturierte und wohldosierte Grundtonbereich, der dem musikalischen Vortrag ein überzeugendes Fundament verlieh. Richtiggehend spannend wurde die Darbietung jedoch durch eine verblüffend realistische räumliche Abbildung mit ausgeprägter Tiefenstaffelung und feiner stereofoner Auffächerung.
Davon profitierte auch Mozarts Klavierkonzert Nr. 21, in einer Aufnahme von Reference Recordings: Die Streicher klingen hier – je nach Lautsprecher – auch schon mal «strähnig» bis spröde. Nicht so über die Argon, die den richtigen Mittelweg zwischen Härte und Sanftheit einschlägt und die Geigen wunderbar definiert, überhaupt nicht scharf in Szene setzt. Der Flügel ertönt livehaftig, plastisch auf der Bühne vorstellbar. Hier schon stellt man erfreut fest, dass die 7LS ein besonderes Faible für gut aufgenommene Klaviermusik besitzt. Hierzu prädestiniert sie nebst der überzeugenden räumlichen Abbildung auch eine hervorragende Fein- und Grobdynamik. So kennt sie scheinbar keine Kompressionseffekte und bringt Fortissimo-Stellen ungeschnitten und in voller Pracht. Damit wird insbesondere sinfonische Musik zum Vergnügen. Dies zeigte sich auch bei der hervorragenden Aufnahme von Camille Saint-Saens Symphonie Nr.3, «Orgelsymphonie», mit dem Orchestre De La Suisse Romande (downloadbar hier).
Auch hier erklangen die Streicher wunderbar timbriert, das Ganze untermauert von einem bestens definierten Tief- und Grundtonfundament. Damit wird insbesondere Cello-Musik zum ausserordentlichen Hörvergnügen. Die finnische Standbox verleiht jedweder Darbietung viel Substanz und klingt nie dünn, sondern farbenprächtig und ausdrucksstark. Dabei hat sie alle Register drauf und zelebriert Kammermusik andächtig bis spannend und expressiv. Zugute kommt ihr dabei der Verzicht auf artifiziellen Obertonglanz. Im Zusammenspiel mit dem wohlklingenden Moon-Verstärker vermeidet die Argon 7LS eine sonst oft zelebrierte Brillanzbetonung. Die fein dosierten Höhen tragen denn auch – nebst dem guten Dynamikumfang – dazu bei, dass man mit diesen Lautsprechern Musik gerne über längere Zeit laut hört. Der damit verbundene Ermüdungsfaktor der Ohren ist sehr gering. Dies ist immer ein Kennzeichen für Qualität und verspricht ein hohes Mass an Langzeitspass.
Bei akustischem Jazz – so etwa bei «Big Band Basie» – gefiel die Finnin mit präzisem Timing, schlackenlosem Rhythmus und perkussiver Spielfreude. Blechbläser klingen authentisch und machen sehr viel Spass. Die Standbox klingt ausgesprochen erwachsen und grösser, als es die vergleichsweise zierlichen Abmessungen vermuten lassen. Auch hier erweist sich die schier ungebremste Dynamik als grosses Plus. Eine reife Leistung zeigte die Argon 7LS beim Zusammenspiel des exzellenten kubanischen Jazzpianisten Gonzalo Rubalcaba mit dem Bassisten Charlie Haden und dem Schlagzeuger Jack DeJohnette (downloadbar: hier). Diese bald schon 30 Jahre alte Aufnahme erwachte unwiderstehlich zu neuem Leben und beeindruckte mit perlendem Pianospiel, druckvollen und bestens definierten Bassläufen sowie feinsten perkussiven Glanzlichtern.
Wie nicht anders zu vermuten, gab die Argon 7LS schlussendlich auch noch Pop- und Rockmusik ansprechend, geschmackvoll, mit viel Drive und Ausdruckskraft wieder. Die wohldosierte Hochtonabstimmung und das gute Dynamikvermögen führen wiederum dazu, dass man gerne richtig laut aufdreht – zumal dann, wenn ein standfester und wohlklingender Verstärker wie der Moon 340iX das Sagen hat. Schön dabei ist, dass sich auch weniger audiophil produzierter Mainstream-Pop noch goutieren lässt. Bei guten Studio-Aufnahmen zeigt sich die Argon dann voll in ihrem Element und beweist, dass auch die Liebhaber von Pop- und Rockmusik oder auch Techno und Trance etc. audiophile Lautsprecher schätzen sollten – umso mehr, wenn sie wie die 7LS mit plastischer Abbildung und toller Dynamik aufwarten. Hier merkt man, dass der finnische Hersteller Amphion eben auch Studio-Lautsprecher herstellt. Die ideelle Verwandtschaft der 7LS mit einem sehr guten Midfield-Monitor ist nicht zu verleugnen.
Fazit
Klar, die Argon 7LS kostet eine ganze Stange Geld. Angesichts der tollen Verarbeitung, handmade in Finland, und dem hervorragenden Zeugnis bei der Wiedergabe jedweden Musikgenres kann man dennoch von hoher Preiswürdigkeit sprechen. Wer etwas weniger ausgeben, aber trotzdem nicht auf die speziellen klanglichen Tugenden wie etwa die ausgezeichnete räumliche Abbildung verzichten möchte, kann bei den kleineren Modellen innerhalb der Argon-Linie fündig werden. Amphion darf man beim bevorstehenden Lautsprecherkauf jedenfalls ruhig mit auf dem Radar haben.