Burson Audio wurde vor über 20 Jahren von einem kleinen Team von Toningenieuren gegründet und hat ihren Sitz in Melbourne, Australien. In den letzten Jahren wurde der Brand aus Downunder insbesondere wegen seiner Kopfhörerverstärker bekannt. Kein Wunder, gehören doch Kopfhörer zu den Hauptwerkzeugen jedes Toningenieurs.
Viel Wert legt man auf konsequente Eigenentwicklungen. Von Standard-Komponenten ab Stange hält man nicht viel, stattdessen entwickelt man diskrete Schaltungen und tüftelt intensiv an Detaillösungen. Am bekanntesten sind wohl ihre diskreten Operationsverstärker, für die das Unternehmen eine lebenslange Garantie gibt und sie auch als Update-Paket für Verstärker anderer Hersteller anbietet.
Konsequente Weiterentwicklung
Man nahm sich drei Jahre Zeit für die Entwicklung der dritten Generation der Conductor-Reihe. Dabei blieb kaum ein Stein auf dem anderen. Neben der Aktualisierung der Elektronik – insbesondere in der digitalen Sektion – wurden sowohl das Gehäuse als auch die Stromversorgung komplett neu entworfen.
Der Burson Conductor 3 wird in zwei Serien – Reference und Performance – mit jeweils einer symmetrischen und einer asymmetrischen Version angeboten. Die Reference-Serie wurde bereits im letzten Herbst lanciert. Nun legt man in diesem Sommer die leicht abgespeckt und preislich interessante Performance-Serie nach.
Man verzichtete für die Performance-Serie auf den analogen Line-Eingang und halbierte die Leistung am Kopfhörerausgang. Dank der Reduktion kommt man nun mit einem kleineren Gehäuse aus. Der Kopfhörverstärker nimmt so deutlich weniger Platz auf einem Desktop ein. Da hörte man durchaus auch auf Kritik in den gängigen Userforen. Die klangrelevante Elektronik der Digitalsektion und der analogen Vorverstärker mit den diskreten Operationsverstärkern sind jedoch identisch zur Reference-Serie.
Man war sichtlich um ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bedacht. Der Conductor 3X Performance in diesem Test ist dann auch 800 Franken preiswerter als sein Bruder aus der Reference-Serie.
Das «X» in der Modellbezeichnung zeigt an, dass es sich um die symmetrische Variante handelt. Das macht ihn nicht nur interessant als Verstärker für Kopfhörer mit symmetrischen Kabeln, sondern prädestiniert ihn auch als Vorverstärker im Wohnzimmer, wo lange Verbindungen zu Aktivlautsprechern die Regel und symmetrische Kabel daher Pflicht sind. Wer weder das eine noch das andere beansprucht, kann sich für die nochmals 300 Franken günstigere asymmetrische Variante entscheiden.
«Cool Case»
Das von Burson als «Cool-Case» betitelte 6-mm-Aluminiumgehäuse bestimmt das Erscheinungsbild des Conductor 3XP. Persönlich gefällt mir das eigenständige Design des Burson Conductor 3XP ausgesprochen gut.
Die Gehäusezarge dient mit seinen ausgefrästen Aluminiumrippen als geräteumspannender Kühlkörper. Gegenüber dem Vorgänger soll die neue Gehäuseform die Wärme um Faktor 3 effizienter abführen. Eine gute Kühlung wird auch benötigt. Die Class-A-Verstärker produzieren Abwärme, und zwar auch im Leerlauf. Das «Cool-Case» wird im Betrieb zwar nicht heiss, erwärmt sich aber – im Kontrast zu seiner Namensgebung – doch recht markant.
Leider fehlt ein Stromnetzschalter. Das Zeitalter der Energieeffizienz scheint in Downunder noch nicht recht angekommen zu sein. Anders kann ich mir es nicht erklären, dass man trotz der hohen Verlustenergie auf einen Stromschalter verzichtet. Ein kleiner Wippschalter an der Rückseite hätte es schon getan. So bleibt nur das unpraktische Ein-/Ausschalten über eine externe Stromleiste.
Auf der linken Seite der Frontpartie dominieren die Kopfhöreranschlüsse mit der 4-poligen XLR-Buchse für symmetrische Kabel und die 3-polige 6,3-mm-Klinkenbuchse. Erfreulicherweise sind beide Anschlüsse parallel geschaltet und können gleichzeitig benutzt werden.
Man darf sich nun trefflich streiten, ob statt der XLR-Buchse nicht der zum neuen Standard avancierte 4,4-mm-Pentaconn-Anschluss sinnvoller wäre. Sennheiser und Sony setzten jedenfalls bei ihren neuen Top-Kopfhörern bereits konsequent auf Pentaconn, während bei Hifiman und Audeze noch das XLR-Format vorherrscht.
Der Burson Connector 3XP liefert mit 6 Watt an XLR- und 3 Watt an Klinken-Ausgang mehr als genug Ausgangsleistung auch an leistungshungrigen Kopfhörern.
Unüblich für ein Audiogerät dieser Klasse, aber durchaus praktisch, ist die 3,5-mm-Buchse für Headsets mit Mikrofon. Das Feature wird der eine oder andere im Homeoffice inzwischen durchaus schätzen.
Die Quellenwahl für vier Eingänge (USB, SPDIF und Toslink sowie Bluetooth) erfolgt im relativ kleinen, monochromen Display und einem Drehwahlschalter, welcher durch das Menu führt. Persönlich hätte ich Direktwahltasten an der Front eindeutig bevorzugt. Die Anwahl der Quelle durch Scrollen im Menu und nachfolgenden Bestätigungsklick am Drehwahlschalter empfand ich auf die Dauer als unnötig kompliziert und unhandlich.
Die mitgelieferte, sehr schmucke Aluminium-Fernbedienung hilft da leider auch nicht viel weiter. Diese wählt sich zwar per Klick sequentiell durch die Eingänge. Leider erhält man aber vom Display keine lesbare Rückmeldung zur angewählten Quelle. Dazu ist die Schrift schlicht viel zu klein. Immerhin wird die Lautstärke mit einem zweistelligen Nummernwert im Display gut angezeigt.
Ausgangsseitig bietet der Conductor 3XP einen Line-Level und einen Vorverstärker-Ausgang auf der Rückseite. Jeweils symmetrisch mit XML-Steckern und Single-ended mit Cinch-Buchsen.
Class-A-Design
Der Burson Conductor 3XP ist wie eingangs erwähnt vollständig symmetrisch mit vier diskreten Class-A-Ausgangsstufen aufgebaut.
Class-A-Verstärker-Designs haben diverse Vorteile: Sie kommen mit einer reduzierten Anzahl von Komponenten im Signalweg aus. Weniger Bauteile heisst auch weniger Einfluss auf das Audiosignal. Der Arbeitspunkt der Transistoren liegt zwischen Sättigung und Nullbereich und damit immer im linearen Teil der Verstärkungskennlinie. Umschaltverzerrungen gängiger Verstärker fallen da komplett weg.
Da ein Class-A-Verstärker aber sozusagen mit «Vorspannung» arbeitet, führt er konstant einen Ruhestrom. Auch wenn kein Signal anliegt, entsteht so eine Verlustenergie, die in Form von Wärme abgeführt werden muss. Class-A-Verstärker erreichen typischerweise dann auch nur einen Wirkungsgrad von 30 Prozent. Bei Endstufen ist die anfallende Verlustenergie schnell unpraktisch, sodass grosse Kühlkörper notwendig werden.
Ein «Class-A-Versprechen» bei einem Verstärker, der nicht warm wird, ist garantiert eine Mogelpackung. Bei einem Vorverstärker, bei dem die Ausgangsleistung relativ klein ist, mag der «Sündenfall» im Strombedarf in der Regel angehen. Klanglich ist das Schaltungsdesign meist überlegen. Man sagt ihm einen bezaubernd feinsinnigen Klang nach.