TESTBERICHT
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Innenleben

Doch zurück zum Burson Conductor 3XP. Er verwendet eine durchgehende Dual-Mono-Konstruktion. Das gilt auch für die Wandler-Chips, wo man pro Kanal zwei Sabre ESS 9038Q2M einsetzt.

Die Sabre-DA-Wandler bieten von Haus aus diverse Ausgangsfilter mit leicht unterschiedlicher Klangsignatur. Löblicherweise reicht Burson die Wahl zwischen einem der acht PCM-Filter sowie der digitalen Phasenschleife für PCM und DSD an den Benutzer weiter. Entsprechende Einstellungen finden sich im Menu. Erwartet hätte ich aber eine Erklärung zur Wirkungsweise der Filter. Stattdessen verlinkt man im sehr knapp gehaltenen Manual aber lediglich auf ein 66-seitiges und nur für Experten verständliches, technisches PDF von Sabre.

Für die Verarbeitung der Signale am USB-Eingang ist die XMOS-USB-Plattform zuständig. Sie ist zum Quasi-Standard bei modernen DACs geworden und findet sich auch im Burson Conductor 3XP. Sie unterstützt alle über USB gängigen HighRes-Formate wie PCM bis zu 32 Bit und 768 kHz sowie DSD bis zu DSD512 über DoP.

Aufwendiger und sehr schöner Innenaufbau des Burson Conductor 3X Performance.Aufwendiger und sehr schöner Innenaufbau des Burson Conductor 3X Performance.

Die USB-Treiber für Windows bezieht man bei den Software-Spezialisten von Thesycon in Deutschland, die ihre bitgenauen Audiotreiber mit niedriger Latenz auch im Studiobereich anbieten.

Das Bluetooth-Modul beinhaltetet den Qualcomm-Chip CSR8675. Er decodiert aptX HD, das von allen aktuellen Android-Smartphones unterstützt wird. Apple mag bekanntlich Qualcomm keine Lizenzgebühren zahlen, daher wird aptX auf iOS auch nicht angeboten.

Das Versprechen auf der Burson Website: «Playing back at 24bit/96khz with aptX HD audio codec» ist natürlich falsch. Der Audio-Codec verarbeitet 24 Bit / 48 kHz, aber mit einer Komprimierung im Verhältnis von 4:1 und einer Bitrate von 576 kbps. Das ist immer noch eine Auflösung unterhalb des CD-Standards.

In der Packung finden Sie auch einen Torx-Schraubenzieher. Der ist für engagierte Klangtüftler gedacht. Durch die Abnahme von vier Schrauben an der Unterseite des Gehäuses bekommen sie Zugriff auf die Leiterplatte und die austauschbaren analogen Operationsverstärker. Wer nun etwas Klangtuning betreiben will, kann die Operationsverstärker austauschen. Burson liefert zum Testen gleich mal einige Exemplare im Lieferumfang mit. Die Garantie bleibt übrigens ausdrücklich erhalten. Wir verzichten trotzdem auf das «Pimp-My-Amp».

Praxis und Hörtest

Der Burson Conductor 3XP musste sich im Hörtest an diversen dynamischen Kopfhörern sowie an den Magnetostaten Sendy Audio Aiva bewähren. Zudem hatte ich ihn über den Zeitraum von zwei Wochen im Wohnzimmer als Vorverstärker an den Aktivlautsprechern Manger S1 im Einsatz.

Immer wieder mal trifft man auf ein Testgerät, das einem echt in Erstaunen versetzt. Der Burson Conductor 3X Performance gehört dazu. Seine Klangaufbereitung besitzt eine vereinnahmende Klasse und Qualität, die man in diesem Preissegment nicht unbedingt erwarten würde. 

Das beginnt mit einer überragend detaillierten und kraftvollen Darstellung im Hochtonbereich. Egal, ob fein ziselierte Becken, ein perliger Synthesizer oder der Diskant eines Pianos: Er akzentuiert, positioniert und verleiht Details eine ungeahnte Strahlkraft. Seine Fähigkeit, Instrumente klar zu fokussieren und auch in komplexen Passen ihre Konturen zu definieren und gegeneinander abzugrenzen, fasziniert.

Als ob ein klangliches Polaroid-Filter aufgezogen wäre, akzentuiert der Conductor 3 Feinheiten, Texturen und Klangfarben und bringt so den Charakter einer Aufnahme wunderbar zum Tragen. Sehr schön, wie er die sinnliche Intimität von Lizz Wright auf «Orchard» oder die kraftvolle Stimme von Bettye LaVette auf dem Dylan-Cover-Album «Things have Changed» zum Ausdruck brachte.

Lizz Wright ‎– «The Orchard», Verve 2008.Lizz Wright ‎– «The Orchard», Verve 2008.

Mit Schnelligkeit und Präzision eröffnet er neue Räume, gibt den Blick in klangliche Tiefe frei. Dabei wirkt der Burson Conductor in seiner druckvollen Spielweise jederzeit entspannt und scheint noch dynamische Reserven zu haben. Das gilt auch für den Bassbereich, wo er mit druckvoller Autorität und satter Attacke aufwartet. Knorrige, mit Obertönen angereicherte Bassläufe vermitteln richtig viel Hörspass. Auch an den nicht ganz einfach zu betreibenden Magnetostaten glänzte er im Tieftonbereich mit druckvoller Leichtigkeit und variantenreicher Feindynamik.

Eine eigentliche klangliche Schwäche konnte ich nicht ausmachen. Klar, es geht immer noch etwas besser, noch einen Tick sauberer hier und da – noch ein Quäntchen zusätzlicher Schmelz in den Stimmen, ein noch ausdrucksstärkeres Fortissimo. Doch ich befürchte, dazu benötigt man einen Griff in die obere Preisetage. Mit 1500 Franken braucht sich der Conductor 3XP vor der Konkurrenz nicht zu fürchten.

Bleibt noch die Frage nach den Digitalfiltern: Sich durch die acht Einstellungen durchzuhören und qualitativ zu vergleichen, kann zu einem recht aufwendigen Unterfangen werden. Nicht in jeder Filterstellung sind wirklich grosse Unterschiede hörbar. Typischerweise tendiere ich bei DACs zum Minimalphasen-Filter, weil das «Ringing» klein ist und die Stimmenwiedergabe tendenziell einen Tick samtener erscheint. Der Conductor 3XP bietet Selbiges in der Stellung «MP slow» an. Schlussendlich lande ich aber wieder auf dem per Werk eingestellten «AP Fast»-Filter, welches den impulsiven, direkten Charakter des Conductor 3XP unterstreicht.

Fazit

Der Burson Conductor 3X Performance ist ein faszinierendes und charaktervolles Produkt. Mit den diskret aufgebauten Operationsverstärkern im Class-A-Design, durchgehendem Dual-Mono-Aufbau, modernsten Digitalkomponenten und dem innovativen Gehäuse steckt reihenweise herausragende Technik drin. Das macht sich klanglich bemerkbar. Der Condcutor 3XP spielt deutlich über seinem Preisniveau.

Als Wermutstropfen verbleiben gewisse Abstriche in der Handlichkeit. Der fehlende Stromschalter macht sich nicht wirklich gut. Da muss Burson nachbessern. Die Quellenwahl ist umständlich und ein ordentliches Manual hätte der Conductor 3XP auch verdient. Trotzdem erhält das Gerät eine dicke Empfehlung. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist überragend. Markante Charaktere haben halt auch ihre Ecken und Kanten.

Burson Conductor 3X Performance.Burson Conductor 3X Performance.
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STECKBRIEF
Modell:
Conductor 3X Performance
Profil:
Kopfhörerverstärker, DAC und Preamp mit symmetrischen Ausgängen für Aktivlautsprecher einem Gerät. Faszinierender Klang mit viel Präsenz und Definition.
Pro:
Dual-Mono-Design
Qualität der Komponenten
Herausragender Klang
Contra:
Kein Stromschalter
Quellenwahl unhandlich
kein Manual beigelegt
Preis:
1,599.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2020
Vertrieb:
Masse:
200 x 250 x 60 mm
Gewicht:
3 kg
Farbe:
Silber
Airplay:
Nein
Bluetooth:
Ja
Chromcast:
Nein
Lautstärkeregelung:
Ja
Netzwerkanschluss:
Nein
Symmetrischer Eingang:
Nein
WiFi:
Nein
Analog Output:
XLR Preamp/DAC
Cinch Preamp/DAC
6.3mm Klinken-Kopfhörer
4-pol-XLR Kopfhörer
3,5 mm Headset
Bluetooth Codecs:
SBC, AAC, aptX HD
Digital Input:
USB, SPDIF, Toslink