Hörtest
Der Testraum von rund 60 m² war für die Kii 7 an der oberen Perzentile, aber immer noch funktional. Zugespielt wurde über den Linn Majik DSM via Qobuz-Hi-Res-Dienst. Da die Kii Seven den Bass mit nierenförmiger Charakteristik nach vorn abstrahlen, konnten sie problemlos fast direkt an der Rückwand und leicht auf den Hörplatz angewinkelt aufgestellt werden.
Die Chassis sind supergenau aufeinander abgestimmt, das «Time Alignment» stimmt perfekt. Sie zeigen einen absolut linearen, bruchlosen Frequenzgang, auch in heimischen Gefilden. Wie bereits erwähnt, können im reichhaltigen Menü der separaten Control-Einheit mit integriertem DSP raumbedingte Frequenz-Unlinearitäten, Latenzzeiten oder etwaige Phasenverschiebungen «weggerechnet» werden. Versuchshalber wurden Anpassungen vorgenommen, die zwar hörbar, aber immer moderat und nie brachial in die Wiedergabe-Charakteristik eingriffen. Gewünscht hätte ich mir eine automatisierte Einmess-Funktion, so wie dies andere Hersteller anbieten, wie zum Beispiel bei Denon das Audyssey-System.
Doch auch so steht am Ende, wenn man richtig justiert, ein nahezu makelloses, an den jeweiligen Raum und Aufstellungsort angepasstes Lautsprecher-Paar am Start, das mit einem harmonischen und bruchlosen Klang brillieren kann.
Auflösungsverhalten und Staffelung
Die kompakten Kii Seven klingen viel grösser als dies von der Abmessung her erahnen lässt, und sie zeichnen ein raumfüllendes Klangbild, das auch manchen weit grösseren Standlautsprecher gut anstehend würde. Beim leisen Hören behaupte ich, dass sie den meisten passiven Lautsprechern generell überlegen sind, durch den Wegfall der passiven Frequenzweiche aus Spulen und Kondensatoren hängen die Endstufen mit ihrem vollen Dämpfungsfaktor direkt an den Chassis. Diese reagieren auf die direkte Stromzufuhr mit einem feinsinnigen und dynamischen Ansprechverhalten bei kleinen Pegeln und voller Kontrolle bei höheren Lautstärken.
Die Kii Seven lösen sehr hoch auf, sind aber nie überanalytisch oder hart. Sie agieren über den ganzen Audiobereich hinweg äusserst ausgewogen und harmonisch. Die dargestellte Raumgrösse wirkt authentisch und nicht übertrieben. Die Grössen der Instrumente werden kohärent wiedergegeben: Eine Geige bleibt eine Geige und mutiert nicht effekthaschend zur Bratsche. Bei symphonischen Orchestern bildet sie die Instrumente präzise ab, sediert aber nicht. Die musikalische Szenerie erstrahlt aus einem «Guss» und zerfällt nicht Einzelelemente. Die akustische Bühne wird eher auf einer Linie bespielt. Wer mehr Tiefenstaffelung will, muss etwas mit dem Abstand zur Rückwand experimentieren.
Hörspass in allen Lagen
Vor allem im Bass können die Kii Seven durch ihre Schnelligkeit, Dynamik und Präzision punkten. Der mittlere Bassbereich ist trocken, federnd und knackig. So flirren einem, bei E-Bassriffs im Stück «City Lights» von Nils Lofgren Band nur so um die Ohren. Einzig bei hohen den Tiefbassanteilen, wie beim Song «Flight oft he Cosmic Hippo» vom Béla Fleck-Album, ging ihnen dann irgendwann die Puste aus. Dafür halten sie aber auch das Versprechen der Kii Hersteller ein: die Bässe regen den Raum nicht an und wirken daher äusserst präzise.
Das kommt gleichzeitig dem Gesamtklangbild zugute. Die Mitten kommen sehr schön zur Geltung und werden nicht «verwaschen»: authentisch, offen, gelöst und luftig. Die Stimme von Cassandra Wilson im Stück «Strange Fruit» klingt kratzig, rauchig und beim Song «Come on in my Kitchen», hat man tatsächlich das Gefühl, mit ihr am Küchentisch zu sitzen.
Die Tweeter klingen über die von Bruno Putzeys (Gründer von Grimm-Audio- und Mitinhaber Kii Audio) eingesetzten Purifi Klass-D-Verstärker, die zurzeit zu den Besten weltweit gelten, glockenklar. So im Song «Highlife», vom Album Jazz at the Pawnshop, von Bengt Hallberg, ab Minute 4, wo kleine Glocken und Schellen einsetzen, werden diese in den verschiedenen Grössen klar erkennbar und tonal richtig abgebildet.
Kii Seven, Kii Three oder doch ein anderes Produkt?
Ob die neue Kii Seven tatsächlich keinen «Kannibalismus-Effekt» bei der ehemaligen Kii Three auslösen wird, wird sich zeigen, denn die neue «Kleine» macht vieles frappant gut.
Die Kii Three klingt vielleicht noch einen Hauch organischer, geht im Bass tiefer und erscheint noch mächtiger, vermag in den Mitten noch filigraner aufzulösen und in den Höhen seidiger aufzuspielen. Dafür punktet die Kii Seven mit ihrem schnellen, dynamischen, «punchigen» Sound und ihren kristallklaren Höhen. Für diejenigen, die zudem einen hohen Wert auf Konnektivität über WLAN/Bluetooth und Musikdienste legen und beim Budget geerdet bleiben, dürfte die Wahl im Kii-Segment sowieso klar sein.
In diesem «Genre» der kleinen, audiophilen Aktivlautsprecher gibt es aber auch einige namhafte Mitbewerber: Cabasse Perl, KS Digtial c 1000, Genelec 8361 AW, Devialet Phantom, Geithain ME 801K1, Silbersand FM 3 Delphi u.a.m. Diese Anbieter sind teilweise bereits länger auch im Studiobereich aktiv. Aber auch andere Marken, welche bisher vor allem für passive Home-Lautsprecher bekannt waren, mischen mittlerweile im Bereich der Aktivlautsprecher mit: Bower & Wilkins Formation Duo, nuPro XS-4000 RC, Piega ACE 50 Wireless, Dynaudio Core 59.
Kaum einer bietet jedoch so eine konsequente Integration von Streamingdiensten und WLAN/Bluetooth-Konnektivität wie die Kii Seven.
Fazit
Die Kii Seven ist ein moderner und gleichzeitig audiophiler Lautsprecher. Die bescheidenen Abmessungen und die klare, moderne Formgebung begünstigen ihm wohl den Einzug in viele Wohnstuben oder Tonstudios. Die Kii Seven ist besonders auch für Nutzerinnen und Nutzer geeignet, die mit den Herausforderungen der Raumakustik im Bassbereich zu kämpfen haben. Die einzigartige «Active Wave Focusing»-Technologie reduziert effizient unerwünschte Raummoden im Tieftonbereich.
Der Paarpreis von 7500 Franken ist kein Schnäppchen. In Anbetracht dessen, was «all-inclusive» ist, wie Netzwerk-Streamer, DA-Wandler und Endstufen, kann man die Kii Seven als kosteneffiziente Gesamtlösung betrachten: Neben einem Zuspieler, wozu auch ein Tablet oder Smartphone reicht, benötigt man keine weitere Komponente für ein klanglich und systemisch mehr als überzeugendes Audiosystem, das erst noch kaum Platz in der Wohnstube beansprucht.
Auch all jene, die genug vom übergrossen Geräte-Fuhrpark haben, aber trotzdem grossartigen Klang wollen, könnten so wie ich zur gleichen Erkenntnis kommen: «Mehr Lautsprecher braucht man heutzutage eigentlich nicht».