TESTBERICHT
Die Nikon D800 ist eine (semi-)professionelle digitale Spiegelreflexkamera mit Nikon F Objektivanschluss und einem Sensor in der Grösse des klassischen Kleinbildfilmformats. Ihre unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 3448 Franken.Die Nikon D800 ist eine (semi-)professionelle digitale Spiegelreflexkamera mit Nikon F Objektivanschluss und einem Sensor in der Grösse des klassischen Kleinbildfilmformats. Ihre unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 3448 Franken.

Das markanteste Ausstattungsmerkmal der Nikon D800 und die Nikon D800E ist die extreme Auflösung ihres CMOS-Fotosensors in Vollformatgrösse. Bei der D800E handelt es sich um eine 400 Franken teurere Variante, die durch das Weglassen einer Filterschicht vor dem Fotosensor eine höhere Detailschärfe verspricht. Mehr dazu später im Artikel. Da beide Kameras ansonsten identisch sind, schreiben wir nachfolgend nur von der D800 und meinen dabei stets beide Modelle – ausser wir gehen auf die Unterschiede ein.

Die beiden Kameras wollte Nikon ursprünglich Ende 2011 auf den Markt bringen; sie wurden dann mit Verspätung anfangs Februar 2012 vorgestellt und sind seit Ende März bzw. Ende April auf dem Markt – allerdings nur theoretisch, denn die Lieferbarkeit der 3448 und 3848 Franken teuren Kameras ist Ende Mai noch schwierig.

Vom Namen her folgt die D800 der D700 (12 Mpx) von 2008, die wegen ihres Vollformatsensors und ihrer rauscharmen Bilder sehr beliebt war. Allerdings soll die D800 nicht eine D700-Nachfolgerin sein. Anders als die D700, die quasi eine kleine, günstiger, langsamere Variante der D3 darstellte, ist die D800 jedoch nicht eine kleine D4, sondern wegen ihrer – für heutige Verhältnisse – extrem hohen Auflösung doch eine ziemlich andere Kamera für komplett andere Aufgaben und Motive als die D4.

Funktionsmässig entspricht die D800 allerdings weitgehend der einen Monat zuvor vorgestellten Profikamera D4 (16 Mpx, Vollformatsensor), wobei die D800 gut halb so teuer, kleiner und leichter ist. Zudem besitzt sie einen internen Blitz sowie die markant höhere Auflösung.

Im aktuellen Kameraangebot über alle Marken hinweg ist die Nikon D800 dank ihrer Auflösung einzigartig. Von der Auflösung abgesehen entspricht sie im Grunde am ehesten der ebenfalls neuen Canon EOS 5D Mark III.

Die D800 und die hier abgebildete D800E besitzen einen internen Blitz, über den sich auch weitere externe Nikon-Blitzgeräte fernsteuern lassen.Die D800 und die hier abgebildete D800E besitzen einen internen Blitz, über den sich auch weitere externe Nikon-Blitzgeräte fernsteuern lassen.

 

Hinsichtlich Ausstattung und Funktionsumfang bietet die D800 alles, was heute von einem Topkameramodell erwartet wird. Dazu gehören schnelles, vielseitiges Autofokus, HD-Videofunktion, hohe Lichtempfindlichkeit und ein robustes Gehäuse.

Darüber hinaus zeichnet sich die D800 – als eine der ersten Kameras – durch die superschnelle USB 3.0-Schnittstelle aus, die bei einer hoch auflösenden Kamera für den Bildtransfer auch sinnvoll ist.

Ein bei besseren Nikon-DSLR-Kameras übliches, eher professionelles Merkmal ist zudem der duale Speicherkartenslot, der die Verwendung zweier Speicherkarten ermöglicht und diese gezielt zu nutzen erlaubt, indem z.B. Videos auf die SD und Fotos auf die CF abgelegt werden.

Die D800-Modelle markieren – von den beiden teureren Profimodellen D3x und D4 abgesehen – die Spitze im Kameraangebot von Nikon und richten sich an versierte Hobby- sowie an Profifotografen. Dementsprechend erfolgen viele Einstellungen aussen an der Kamera über Tasten und Drehräder. Zudem lässt sich die Kamera in hohem Mass konfigurieren und so den eigenen Bedürfnissen anpassen.

Ein Doppellaufwerk ermöglicht die Verwendung von CF- und SD-Speicherkarten. Im Menü wird festgelegt, ob gleichzeitig auf beide gespeichert oder ob erst die eine, dann die andere gefüllt wird. Auch möglich: RAWs kommen auf die eine, JPEGs auf die andere.Ein Doppellaufwerk ermöglicht die Verwendung von CF- und SD-Speicherkarten. Im Menü wird festgelegt, ob gleichzeitig auf beide gespeichert oder ob erst die eine, dann die andere gefüllt wird. Auch möglich: RAWs kommen auf die eine, JPEGs auf die andere.
Der Blick auf das robuste, etwas bullige Gehäuse der Nikon D800 und auf einige der äusseren Bedienelemente auf der Oberseite offenbart ihren Charakter als leistungsstarkes Werkzeug für versierte Fotografen.Der Blick auf das robuste, etwas bullige Gehäuse der Nikon D800 und auf einige der äusseren Bedienelemente auf der Oberseite offenbart ihren Charakter als leistungsstarkes Werkzeug für versierte Fotografen.

Lediglich die Seriengeschwindigkeit der D800 ist nicht gerade berauschend, was  der auflösungsbedingten Datenmenge geschuldet sein dürfte. Im Vollformat soll die Kamera 4 Fotos pro Sekunde (fps) schaffen, bei Nutzung des Sensorausschnitts im DX-Format sind es dann immerhin 5 fps und mit dem optionalen Batteriegriff lässt sich das Serientempo im DX-Format auf 6 fps steigern. Für mehr Tempo greift der Nikon-Fan zur ebenfalls neuen D4 (16 Mpx, 11 fps) oder zur alten D300s (12 Mpx, bis 8 fps) bzw. deren für Sommer erwarteten Nachfolgemodell.

Bessere Videofähigkeiten

Video zeichnet die D800 in Full-HD oder kleineren Formaten mit verschiedenen Bildraten auf. Zur Wahl stehen 1080p mit 30, 25 und 24 fps sowie 720p mit 60, 50, 30 und 25 fps. Gespeichert werden die Videos – wie heute allgemein üblich –   als "H.264/MPEG-4 AVC" in Dateicontainern mit der Endung ".MOV". In der besseren von zwei Qualitätsstufen werden Videos noch stark komprimiert, so dass die Datenrate für Full-HD maximal 24 MBit/s beträgt (normale Qualität: 12 MBit/s). Mancher wünscht sich hier mehr.

Fortschrittlich ist die Videofunktion der D800 aber nicht wegen der HD-Auflösung und den verfügbaren Bildraten, sondern dank weiterer Merkmale. Die D800 kann nämlich während Videoaufnahmen das Signal per HDMI (ohne Kameraanzeigen) unkomprimiert ausgeben, wodurch sich Videos in bester Qualität auf einem externen HDMI-Recorder aufzeichnen lassen. Unter allen filmenden Fotokameras sind die D800 und die D4 bislang die einzigen, die einen cleanen Video-Output über HDMI bieten.

Neben USB 3.0 und WLAN mit teurem Zubehör für den Datentransfer und zur Fernsteuerung (Tethering) bietet die D800 HDMI, die Stereomic-Buchse und einen Kopfhörerausgang. Zu sehen auf der Rückseite ist der mitgelieferte transparente LCD-Schutz.Neben USB 3.0 und WLAN mit teurem Zubehör für den Datentransfer und zur Fernsteuerung (Tethering) bietet die D800 HDMI, die Stereomic-Buchse und einen Kopfhörerausgang. Zu sehen auf der Rückseite ist der mitgelieferte transparente LCD-Schutz.

Praktisch ist auch die videorelevante Ausstattung. Neben dem internen Monomikrofon und dem Anschluss für ein externes Stereomikrofon, die beide heute üblich sind, gibt es endlich auch einen Kopfhörerausgang für die Tonkontrolle. Bei Aufnahmen hilfreich sind die wählbare manuelle Aussteuerung, die stufen- und geräuschlose Blendensteuerung sowie die Möglichkeit, Indexmarkierungen im Video zu setzen. Leider funktioniert die manuelle Aussteuerung nicht während der Aufnahmen, sondern lässt sich nur vorab einstellen.

Videotauglich: Die D800 kann Video unkomprimiert und ohne Bildschirmanzeigen über HDMI ausgeben. Praktisch auch die Tonaussteuerungsanzeige mit Balken fürs Mic und die Kopfhörerlautstärke (beides links auf dem LCD) Videotauglich: Die D800 kann Video unkomprimiert und ohne Bildschirmanzeigen über HDMI ausgeben. Praktisch auch die Tonaussteuerungsanzeige mit Balken fürs Mic und die Kopfhörerlautstärke (beides links auf dem LCD)

Neu und nett ist, dass die bei den meisten Nikon-Kameras integrierte Intervallaufnahme nicht mehr nur Fotos liefert, sondern auf Wunsch gleich in der Kamera einen Zeitrafferfilm erzeugen kann. Allerdings muss man sich entweder für Fotos (JPEG und/oder NEF) oder für ein Video entscheiden.

Sensor: Format und Auflösung

Das extremste Merkmal der D800 ist ihre Auflösung von 36,3 Megapixel. Bislang markierten 24 Mpx bei Spiegelreflex- und den spiegellosen Systemkameras die absolute Spitze, während seit rund zwei, drei Jahren das Gros der Kameras 14 bis 16 Mpx und die höherwertigen Modelle gar 18 bis 21 Mpx aufweisen.

36 Megapixel ist nun ein gewaltiger Sprung nach vorne, wobei sich diese immerhin auf einem Fläche von 35,9 x 24 mm verteilen, während bereits länger  Spiegelreflexkameras erhältlich sind, die auf dem halb so grossem Sensor (APS-C-Format, ca. 17 x 23 mm) 16 oder 18 Mpx bieten.

Mit ihren 36 Mpx dringt die D800 jedenfalls auflösungsmässig in Bereiche vor, die bislang dem hoch professionellen digitalen Mittelformat vorbehalten war, wo die Sensoren theoretisch bis zu 4,5 x 6 cm gross und Auflösungen um 40 Mpx üblich sind, aber auch bis zu 80 Mpx für den Preis eines grösseren Autos angeboten werden.

Hinweis: Mittel-, Kleinbild- und das noch kleinere APS-Format sind fotografische Filmformate, die auch zur Klassifizierung von digitalen Kameras dienen, denn die Sensorenflächen entsprechen annäherungsweise jenen Filmformaten. (Mehr übers Mittelformat lesen Sie in einem PDF der Zeitschrift Publisher. Alle Systemkameras samt den Mittelformatmodellen finden Sie im Marktübersicht-PDF des Autors aufgelistet.)

Vielfältige Aufnahmeformate

Was die D800 auszeichnet, ist nicht nur die Auflösung des Sensors, sondern auch dessen Grösse. Mit 35,9 x 24 mm entspricht er dem zur Zeit der analogen bzw. filmbasierten Fotografie stark verbreiteten Kleinbildformat, bei dem Negative und Dias im Format 36 x 24 mm auf 35mm-Film (135er Filmpatronen) belichtet wurden/werden. Bei Digitalkameras spricht man in dem Fall von einem Vollformatsensor. Nikon bezeichnet dies als FX-Format und die kleinere Sensorgrösse als DX-Format (allgemein als APS-C-Format bezeichnet). Lange  bot Nikon nur Kameras mit Sensor im DX-Format und noch heute stellen diese die Mehrheit im Kameraangebot dar. Passend dazu hat Nikon eine separate, eher günstige Objektivlinie geschaffen.

Solche DX-Objektive lassen sich auch an der D800 verwenden. Wer also schon DX-Objektive besitzt, kann diese an der D800 verwenden. Man kann auch absichtlich das DX-Format wählen, denn dies bringt unter Umständen in der Praxis Vorteile.

Durch die Beschneidung des Bildwinkels (Crop) kommt es zum Effekt, der als Brennweitenverlängerung bekannt ist und den Verlängerungsfaktor 1,5 aufweist. Ein 24-120 mm-Objektiv zeigt bei (automatisch oder manuell) aktiviertem DX-Format den Ausschnitt eines 36-180 mm-Objektivs. Ansonsten würden Aufnahmen mit DX-Objektiven (je nach Brennweite und Blende) mehr oder weniger starke Randabschattungen und -unschärfen in Vollformataufnahmen zeigen.

Man kann den DX-Modus aber auch bei Vollformatobjektiven manuell wählen und als  "eingebauten Telekonverter" nutzen. Neben der Brennweitenverlängerung bietet dies noch folgende zwei Vorteile. Im DX-Format beträgt die maximale Auflösung der Fotos 16 Mpx mit entsprechend kleineren Dateien (Platzersparnis), und es lassen sie schnellere Serien schiessen (5 statt 4 fps).

Neben dem FX- und dem DX-Format im 3:2-Seitenverhältnis stehen zwei weitere Formate für Fotos zur Verfügung. Das Format Seitenverhältnis 5:4 mit seitlicher Beschneidung für gewisse Zeitungsformate nutzt nur 30 x 24 mm des Sensors, und dann gibt es noch einen weiteren Crop-Modus 1,2x (3:2) mit entsprechender Brennweitenverlängerung.

Videos werden übrigens stets in 16:9 aufgenommen, profitieren aber im aktivierten DX-Format von der Brennweitenverlängerung.

D800E: die etwas schärfere D800

Die eingangs erwähnte Nikon D800E unterscheidet sich nur in einem hauchdünnen Detail und dem höheren Preis von der normalen D800. In dem unmittelbar vor dem Sensor platzierten Filterpaket der D800E fehlt die Anti-Aliasing- bzw. Low-Pass-Filterschicht. (Andere Filterschichten wie z.B. das Infrarotfilter sind aber vorhanden.) Dadurch fallen die Aufnahmen schärfer aus, doch umgekehrt erhöht sich das Risiko von Moirés und Aliasing in den Aufnahmen. Moirés sind störende Mustereffekte, die durch Interferenz von sich überlagernden Mustern entstehen. Bei Aufnahmen sind dies die schachbrettartig angeordneten Sensorelemente und allfällige regelmässige Strukturen im Motiv wie z.B. Stofftextur, Druckraster. Wer beispielsweise mit einem Flachbettscanner Zeitschriften mit gerasterten Bildern digitalisiert, begegnet diesem Problem. Als Aliasing wird die stark auffallende stufenartige Darstellung von schrägen Linien bezeichnet.

Die D800E wird deshalb mit dem RAW-Entwicklungsprogramm Nikon Capture NX2, für die Bildoptimierung geliefert, das beim Beseitigen allfälliger Moirés am Computer hilft. Ausserdem wird die D800E nur über Nikon Fachhändler ausgeliefert, die mit ihrem Knowhow den Käufern die nötige Beratung bieten können, statt einfach nur zu verkaufen.

In unserem Test haben wir parallel Aufnahmen mit beiden Kameramodellen gemacht. Bei normaler Betrachtung von Aufnahmen ist der Schärfevorteil kaum sichtbar und erst die stark vergrösserte Darstellung offenbart den ausgesprochen minimalen Vorsprung. Lapidar formuliert ist die Wirkung mit der um eine Stufe erhöhten kamerainternen Schärfung vergleichbar. Umgekehrt stellten auch Moirés kein grosses Problem bei Fotoaufnahmen dar bzw. können auch mir der normalen D800 auftreten. Sie können bei RAW-Fotos wirksam entfernt werden. Bei Aufnahmen kann eine Änderung der Aufahmedistanz oder ein Abblenden (vergrössert Schärfentiefe, veringert aber ab ca. Blende 11 die Detailschärfe) helfen. Im Praxistest traten Moirés vor allem bei Videoaufnahmen und besonders solchen mit 720p störend in Erscheinung – sehr stark bei abgefilmten Drucksachen oder Lamellenstoren, kaum bei verschiedenen Stoffmustern.

Wer also aufgrund des kleinen Vorteils mit der D800E für Fotoaufnahmen liebäugelt, sollte die Kamera anhand seiner bevorzugten Motive samt geeigneten Objektiven im eigenen Workflow erproben. Für Videofilmer dürfte die D800 in der Regel die bessere Wahl sein.

Weitere Funktionen und Bedienung

Die Bedienung der D800 ist aufs aktive Fotografieren ausgelegt und bietet schnelle Einstellungen über diverse vorgegebene Tasten und Einstellräder. Sie unterscheidet sich somit stark von digitalen Kompaktkameras oder den Einsteiger-DSLRs, die auf eine Bedienung mittels Menü ausgelegt sind.

Topansicht der Nikon der D800. Links an der Stelle einer Filmrückspulkurbel befinden sich häufig genutzte Direkttasten. Am Fuss dieses Knopfes werden die Bildauslösemodi aktiviert. Rechts befinden sich Auslöser, Betriebsmodustaste, EV und Statusdisplay.Topansicht der Nikon der D800. Links an der Stelle einer Filmrückspulkurbel befinden sich häufig genutzte Direkttasten. Am Fuss dieses Knopfes werden die Bildauslösemodi aktiviert. Rechts befinden sich Auslöser, Betriebsmodustaste, EV und Statusdisplay.

Die meisten Werte werden durch Drücken einer Taste und Drehen des vordereren oder hinteren Einstellrades verstellt, die sich rechts oben an der Kamera befinden. Die Werte können dabei am Statusdisplay oder am LCD mit aktivierter "Infoanzeige" abgelesen werden. Alternativ ist auch die Einstellung per Menü möglich. Zusätzlich gibt es noch auf der Rückseite den Multifunktionswähler, der vor allem bei der Navigation durchs Menü oder durch Bildbestände hilft.

Praktisch für den Wechsel zwischen Foto- und Videoaufnahmen ist der Umschaltknopf hinten, untern rechts neben dem hochauflösenden und grossen LCD. Drücken des Umschalters schaltet den Live-View-Modus ein. Für die eigentlichen Aufnahmen gibt es hinter dem klassischen Auslöser und ebenfalls gut für den Zeigefinger erreichbar den kleinen Videoauslöser.

Das Kameramenü ist ausgesprochen umfangreich. Es gliedert sich durch Register in Wiedergabe (z.B. Diaschau, Fotodruck), Aufnahme (z.B. Bildqualität, Bildstil), Individual (detaillierte Kamerakonfiguration: wie z.B. Laufzeit des Selbstauslösers), Grundeinstellungen (Zeit etc.), Bildbearbeitung (z.B. nachträgliche Effekte, Videos kürzen) und angepasstes Menü (zeigt wahlweise letzte benutzte Menüeinträge oder anpassbares Menü). Zu vielen der Menüeinträge kann zudem eine kurze Erklärung aufgerufen werden.

Miniatur-Landschaft: Die normale Aufnahme wurde in der D800 mit der kamerainternen Bildbearbeitung mit einem Miniatureffekt versehen. Rechts ist ein Screenshot des entsprechenden Kameramenüs eingesetzt. Für den Effekt wird ein scharfer Bereich gewählt.Miniatur-Landschaft: Die normale Aufnahme wurde in der D800 mit der kamerainternen Bildbearbeitung mit einem Miniatureffekt versehen. Rechts ist ein Screenshot des entsprechenden Kameramenüs eingesetzt. Für den Effekt wird ein scharfer Bereich gewählt.

Gehäuse und Handling

Die D800 ist als (semi-)professionelle Kamera ausgesprochen robust und gegen Spritzwasser abgedichtet (siehe Fotostrecke). Das Kameragehäuse ist nicht gerade klein und leicht, misst es doch 123 x 146 x 82 mm und wiegt mit Akku rund ein Kilogramm. Die Kamera fühlt sich sehr wertig, aber auch massiv und voluminös an. Sie liegt gut in kräftigen, grösseren Händen, auch dank ihrer griffigen Belederung und dem Griff. Die wichtigsten Bedienelemente auf der rechten Seite (oben und hinten) sind gut zu erreichen. Die meisten anderen Tasten, wie z.B. die für das Menü, die Wiedergabe, oder die Zoomlupe sind links neben dem LCD oder auf der Oberseite links zu finden, wo bei analogen Fotoapparaten die Rückspulkurbel sass.

Rück- und Unterseite einer D800: Wie es sich gehört, ist das Stativgewinde in der optischen Achse positioniert (wichtig z.B. für präzise Panaorama-Aufnahmen). Rechts unten ist das Fach für den Lithium-Ionen-Akku.Rück- und Unterseite einer D800: Wie es sich gehört, ist das Stativgewinde in der optischen Achse positioniert (wichtig z.B. für präzise Panaorama-Aufnahmen). Rechts unten ist das Fach für den Lithium-Ionen-Akku.

Besser gegenüber früheren Nikon-Kameras und Modellen anderer Hersteller ist die Platzierung des Videoauslösers. Dieser ist gleich oben hinter dem Fotoauslöser platziert und nicht etwa auf der Rückseite, wo er oben mit dem Daumen (oder noch schlimmer irgendwo unten - wie z.B. bei der Nikon D300s) gedrückt werden muss. Ist er hinten oben platziert, kommt es nämlich nur allzuoft zu unbeabsichtigten Fehlauslösungen. Allerdings ganz perfekt ist die Platzierung nicht, denn im Praxiseinsatz hat der Autor mehrmals  danebengegriffen, d.h. die beiden sehr nahe zusammenliegenden Tasten "Mode" (Betriebsart bzw. Wahl des Belichtungsprogrammes) und den roten Videoauslöser beim blinden Ertasten verwechselt, obwohl die Haptik beider Tasten unterschiedlich ist. Übrigens aktiviert wird der Videomodus über den Live-View-Schalter hinten unten rechts neben dem Bildschirm, wo auch  zwischen Live-View-Fotomodus und -Videomodus gewchselt wird.(siehe vorangegangenes Bild)

Etwas zu versteckt und eher ungünstig platziert, weil vorne beim Objektiv, sind die kombinierten AF-Schalter bzw. AF-Modustaste. (Gut zu sehen auf dem zweiten Bild am Artikelanfang.)

Für Hochformataufnahmen gibt es noch optional einen Batteriegriff, der die Kamera allerdings noch grösser macht, aber bei einer Serie von hochformatigen Bildern besseren Halt und bessere Bedienbarkeit bietet. Er nimmt einen zweiten Akku auf oder acht AA-Rundzellen (Akkus oder Batterien).

Bildqualität

Die Nikon D800 liefert klare und in den meisten Situationen neutrale Bilder. Die Kamera bietet zahlreiche Einstellmöglichkeiten, um den "Bildstil" den Bedüfnissen und dem Geschmack anzupassen. Die Farben lassen sich kräftiger oder neutraler, die kamerainterne Schärfung in mehreren Stufen wählen. Die Bildstile wirken sich auf die kameraintern aufbereiteten Bilder aus, d.h. auf JEPGs, TIFFs und Movies. Im RAW-Format, das im Fall von Nikon die Endung NEF (Nikon Electronic File) trägt, sind die Einstellungen vermerkt, können aber beim Konvertieren bzw. "Entwickeln" beliebig geändert werden.

An dieser Stelle noch ein Wort zur Datenmenge. Die hohe Auflösung schlägt sich natürlich auch in der Datenmenge und der Grösse der Bilddaten nieder. JPEG sind im Schnitt etwa 19 MB schwer, während die auf Wunsch komprimierten RAW-Daten mit gewählter 14 Bit Farbtiefe etwa 45 MB wiegen. In einer Bildbearbeitung geöffnet, beanspruchen die Bilder alleine 103 MB.

Die brennendste Frage zur Bildqualität ist aber, wie sich die hohe Auflösung auswirkt. Allerdings zeigt sich, dass auch die Ansprüche an das Auflösungsvermögen von Objektiven entsprechend hoch sind. Tatsächlich weisen die Bilder alleine durch die Zahl der Pixel eine enorme Detailfülle auf, doch längst nicht jedes Objektiv vermag dies rüber zu bringen – geschweige denn auch bis an den Bildrand durchzuhalten. Dementsprechend stellt sich beim Betrachten – sprich "Pixel-Peeping" – schnell eine gewisse Ernüchterung ein. Generell sind ja Festbrennweiten den variablen Brennweiten (Zooms) überlegen und so testeten wir die Bilder mit einigen Standardzooms sowie Weitwinkel- und Makrofestbrennweiten. Unter optimalen Umständen (Makroobjektiv, Stativ) erhält man sehr detailscharfe Aufnahmen. Mit weniger geeigneten Objektiven fallen die Aufnahmen allerdings deutlich weniger detailscharf aus, lassen sich aber in gewissem Masse per Software nachschärfen.

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Bildqualität ist das Empfindlichkeits-abhängige Rauschen bzw. die Frage, wie sich die Kamera bei knappen Lichtverhältnissen schlägt (Available Light). Neben Fortschritten in der Sensortechnologie und den Bildaufbereitungsalgorhythmen sorgt die Physik für gewisse Grenzen. Je grösser bzw. breiter ein Sensorelement ist, desto mehr Licht kann es aufnehmen. Dieser Umstand hat Skeptiker die hohe Auflösung der D800 und als Folge die hohe Pixeldichte des Sensors in Frage stellen lassen. Tatsächlich kann die Nikon D800 nicht mit anderen ebenso modernen Kameras, wie der D4 oder der Canon EOS 5D Mark III, mithalten, sie ist aber dennoch deutlich besser als manche alte DSLR- oder gar Kompaktkamera.

Ihre Grundempfindlichkeit liegt bei ISO 100 und reicht bis auf – heute wenig beeindruckende – ISO 6400. Zusätzlich lässt sich die Empfindlichkeit noch um zwei Stufen auf ISO 12800 und ISO 25600 steigern. Bei ISO 6400 zeigen die Bilder ein deutliches Grieseln und dezente Farbwolken, sind aber noch gut. Mit niedrigeren ISO-Werten sind die Bilder entsprechend besser. Vorzugsweise sollte man unter ISO 3200 bleiben.

FaZitt

Die Nikon D800 ist eine ausgezeichnete Kamera, die vom Funktionsumfang, der Ausstattung, dem Handling und der Bildqualität her überzeugt. Schwächen sind die für den heutigen Stand etwas langsame Serienbildgeschwindigkeit und die eingeschränkte Available-Light-Fähigkeit, wobei letztere weniger schlimm als befürchtet ist. Als D800 hätte sich der Autor von Nikon lieber eine kleine Variante der D4 gewünscht, doch ist die D800 zu einer vielseitigen und guten Kamera geworden.

Dennoch kann der Autor die Kamera nicht generell und jedermann empfehlen. Einerseits ist die nicht gerade günstige Kamera mit ihren reichhaltigen Einstellmöglichkeiten an versierte Fotografen gerichtet und nicht für die Facebook-Schnappschüsse gedacht. Die anvisierte Zielgruppe – sprich die versierten und/oder technikverliebten Hobbyfotografen oder auch Profis – müssen sich im klaren sein, dass die Vor- und Nachteile der hohen Auflösung (und die des Vollformatsensors) sich aufwiegen, was die Freude an der hohen Auflösung trüben kann.

Wer jedoch sorgfältig und bewusst fotografiert oder – besser – allfällige Erwartungen in die perfekte Bildschärfe abschütteln kann, wird mit der D800 uneingeschränkt glücklich werden.

Die Nikon D800 mit Nikon-F-Bajonettanschluss (mit AF-Kupplung und AF-Kontakten) für Wechselobjektive
Die Nikon D800 mit Nikon-F-Bajonettanschluss (mit AF-Kupplung und AF-Kontakten) für Wechselobjektive
Der CMOS-Sensor im FX-Format (Vollformat) mit 36,3 Megapixel verpricht ein grosses Signal-Rausch-Verhältnis und hohen Dynamikumfang.
Der CMOS-Sensor im FX-Format (Vollformat) mit 36,3 Megapixel verpricht ein grosses Signal-Rausch-Verhältnis und hohen Dynamikumfang.
Das robustes Chassis der D800 aus Magnesiumlegierung ist staub- und feuchtigkeitsbeständig.
Das robustes Chassis der D800 aus Magnesiumlegierung ist staub- und feuchtigkeitsbeständig.
Darstellung der Dichtungen an der D800 und ihrem optionalem Batteriegriff
Darstellung der Dichtungen an der D800 und ihrem optionalem Batteriegriff
Der 8 cm (3,2 Zoll) grosse Monitor mit ca. 921'000 Bildpunkten verfügt über automatische Steuerung der Monitorhelligkeit und eine Antireflexbeschichtung.
Der 8 cm (3,2 Zoll) grosse Monitor mit ca. 921'000 Bildpunkten verfügt über automatische Steuerung der Monitorhelligkeit und eine Antireflexbeschichtung.
Das verständliche Menü der D800 bietet sehr viele Möglichkeiten um die Kamera den persönlichen Bedürfnissen anzupassen - z.B. die Menüsprache Deutsch zu wählen.
;o)
Das verständliche Menü der D800 bietet sehr viele Möglichkeiten um die Kamera den persönlichen Bedürfnissen anzupassen - z.B. die Menüsprache Deutsch zu wählen. ;o)
Der Sucher mit einer Bildfeldabdeckung von 100 % hat drei Bildformate 5:4, 1,2-fach- und DX-Format.
Der Sucher mit einer Bildfeldabdeckung von 100 % hat drei Bildformate 5:4, 1,2-fach- und DX-Format.
Häufig benutzte Funktionen sind über Direkttasten gut zugänglich
Häufig benutzte Funktionen sind über Direkttasten gut zugänglich
Der gut platzierte Videoauslöser startet Full-HD-Filmsequenzen (1080p) im FX- und DX-Format mit einer Bildrate von 30p, 25p und 24p.
Der gut platzierte Videoauslöser startet Full-HD-Filmsequenzen (1080p) im FX- und DX-Format mit einer Bildrate von 30p, 25p und 24p.
Die Anschlüsse von Mic über USB 3.0 bis HDMI. Über den optionalen Wireless-LAN-Adapter WT-4 wird Wireless-LAN und Ethernet unterstützt.
Die Anschlüsse von Mic über USB 3.0 bis HDMI. Über den optionalen Wireless-LAN-Adapter WT-4 wird Wireless-LAN und Ethernet unterstützt.
Die ii-TTL-Blitzsteuerung mit 86'400-Pixel-RGB-Sensor ist mit dem integrierten Blitzgerät sowie den u.a. dem externen Blitzgeräten SB-910 verfügbar.
Die ii-TTL-Blitzsteuerung mit 86'400-Pixel-RGB-Sensor ist mit dem integrierten Blitzgerät sowie den u.a. dem externen Blitzgeräten SB-910 verfügbar.
Als optionales Zubehör ist das Mikrofon ME1 erhältlich, das sich auf dem Zubehörschuh montieren lässt.
Als optionales Zubehör ist das Mikrofon ME1 erhältlich, das sich auf dem Zubehörschuh montieren lässt.