Bildqualität
Die Nikon D800 liefert klare und in den meisten Situationen neutrale Bilder. Die Kamera bietet zahlreiche Einstellmöglichkeiten, um den "Bildstil" den Bedüfnissen und dem Geschmack anzupassen. Die Farben lassen sich kräftiger oder neutraler, die kamerainterne Schärfung in mehreren Stufen wählen. Die Bildstile wirken sich auf die kameraintern aufbereiteten Bilder aus, d.h. auf JEPGs, TIFFs und Movies. Im RAW-Format, das im Fall von Nikon die Endung NEF (Nikon Electronic File) trägt, sind die Einstellungen vermerkt, können aber beim Konvertieren bzw. "Entwickeln" beliebig geändert werden.
An dieser Stelle noch ein Wort zur Datenmenge. Die hohe Auflösung schlägt sich natürlich auch in der Datenmenge und der Grösse der Bilddaten nieder. JPEG sind im Schnitt etwa 19 MB schwer, während die auf Wunsch komprimierten RAW-Daten mit gewählter 14 Bit Farbtiefe etwa 45 MB wiegen. In einer Bildbearbeitung geöffnet, beanspruchen die Bilder alleine 103 MB.
Die brennendste Frage zur Bildqualität ist aber, wie sich die hohe Auflösung auswirkt. Allerdings zeigt sich, dass auch die Ansprüche an das Auflösungsvermögen von Objektiven entsprechend hoch sind. Tatsächlich weisen die Bilder alleine durch die Zahl der Pixel eine enorme Detailfülle auf, doch längst nicht jedes Objektiv vermag dies rüber zu bringen – geschweige denn auch bis an den Bildrand durchzuhalten. Dementsprechend stellt sich beim Betrachten – sprich "Pixel-Peeping" – schnell eine gewisse Ernüchterung ein. Generell sind ja Festbrennweiten den variablen Brennweiten (Zooms) überlegen und so testeten wir die Bilder mit einigen Standardzooms sowie Weitwinkel- und Makrofestbrennweiten. Unter optimalen Umständen (Makroobjektiv, Stativ) erhält man sehr detailscharfe Aufnahmen. Mit weniger geeigneten Objektiven fallen die Aufnahmen allerdings deutlich weniger detailscharf aus, lassen sich aber in gewissem Masse per Software nachschärfen.
Ebenfalls ein wichtiger Aspekt der Bildqualität ist das Empfindlichkeits-abhängige Rauschen bzw. die Frage, wie sich die Kamera bei knappen Lichtverhältnissen schlägt (Available Light). Neben Fortschritten in der Sensortechnologie und den Bildaufbereitungsalgorhythmen sorgt die Physik für gewisse Grenzen. Je grösser bzw. breiter ein Sensorelement ist, desto mehr Licht kann es aufnehmen. Dieser Umstand hat Skeptiker die hohe Auflösung der D800 und als Folge die hohe Pixeldichte des Sensors in Frage stellen lassen. Tatsächlich kann die Nikon D800 nicht mit anderen ebenso modernen Kameras, wie der D4 oder der Canon EOS 5D Mark III, mithalten, sie ist aber dennoch deutlich besser als manche alte DSLR- oder gar Kompaktkamera.
Ihre Grundempfindlichkeit liegt bei ISO 100 und reicht bis auf – heute wenig beeindruckende – ISO 6400. Zusätzlich lässt sich die Empfindlichkeit noch um zwei Stufen auf ISO 12800 und ISO 25600 steigern. Bei ISO 6400 zeigen die Bilder ein deutliches Grieseln und dezente Farbwolken, sind aber noch gut. Mit niedrigeren ISO-Werten sind die Bilder entsprechend besser. Vorzugsweise sollte man unter ISO 3200 bleiben.
FaZitt
Die Nikon D800 ist eine ausgezeichnete Kamera, die vom Funktionsumfang, der Ausstattung, dem Handling und der Bildqualität her überzeugt. Schwächen sind die für den heutigen Stand etwas langsame Serienbildgeschwindigkeit und die eingeschränkte Available-Light-Fähigkeit, wobei letztere weniger schlimm als befürchtet ist. Als D800 hätte sich der Autor von Nikon lieber eine kleine Variante der D4 gewünscht, doch ist die D800 zu einer vielseitigen und guten Kamera geworden.
Dennoch kann der Autor die Kamera nicht generell und jedermann empfehlen. Einerseits ist die nicht gerade günstige Kamera mit ihren reichhaltigen Einstellmöglichkeiten an versierte Fotografen gerichtet und nicht für die Facebook-Schnappschüsse gedacht. Die anvisierte Zielgruppe – sprich die versierten und/oder technikverliebten Hobbyfotografen oder auch Profis – müssen sich im klaren sein, dass die Vor- und Nachteile der hohen Auflösung (und die des Vollformatsensors) sich aufwiegen, was die Freude an der hohen Auflösung trüben kann.
Wer jedoch sorgfältig und bewusst fotografiert oder – besser – allfällige Erwartungen in die perfekte Bildschärfe abschütteln kann, wird mit der D800 uneingeschränkt glücklich werden.