TESTBERICHT
Mute von Teufel, ein Kopfhörer mit aktiver GeräuschunterdrückungMute von Teufel, ein Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung

Für einen Trompetenspieler bedeutet "to mute", dass er  in den Schallbecher seines Instrumentes einen Dämpfer einsetzen soll, um den hohen Schallpegel seines Instrumentes zu reduzieren.  Beim "Mute"-Kopfhörer von Teufel bewirkt ein elektronischer Dämpfer mit der Bezeichnung  ANC (Active Noise Cancellation) wenn auch nicht die totale Stille, so doch eine deutliche Verminderung der Umgebungsgeräusche. Offen und ehrlich gibt der Audiospezialist Teufel bei der Beschreibung seines Mute-Kopfhörers zu, dass "es kein Verfahren gibt, das Störgeräusche komplett eliminiert".

Zudem betritt Teufel mit seinem ersten Kopfhörer mit aktiver Lärmreduktion Neuland und wirft sich als ruhespendender Newcomer mutig ins inzwischen gar nicht so schlecht bestückte Schlachtfeld der aktiven Lärmkiller. Wie Tests mit diversen aktiven, lärmreduzierenden Kopfhörern gezeigt haben, beherrschen nicht alle Firmen diese Technik gleich gut - die Unterschiede sind bisweilen beachtlich gross. Wie eine aktive Lärmunterdrückung funktioniert, haben wir bei avguide.ch bereits beim Artikel "Schall und Antischall" ausführlich beschrieben.

Gross und kein Leichtgewicht

Damit Umgebungsgeräusche auch passiv ausreichend bedämpft werden, muss ein Kopfhörer recht massiv gebaut werden.Damit Umgebungsgeräusche auch passiv ausreichend bedämpft werden, muss ein Kopfhörer recht massiv gebaut werden.

Ein miniaturisiertes Leichtgewicht erwartet wohl niemand von einem Kopfhörer, welcher das Gehör vom Umgebungslärm wirkungsvoll abschotten soll. Dass der Tragekomfort des Mute trotz seiner Grösse und Gewichts dennoch recht gut ausfällt, hat man den luxuriösen Polstern am Bügel und an den Ohrmuscheln zu verdanken. Ein gewisser Anpressdruck, der auf die Dauer für sensible Personen doch etwas unangenehm werden kann, ist hier leider notwendig, damit die Polster gut abdichten und wenig Lärm zum Gehör passieren lassen. So wird auch bei Brillenträgern eine gute Abdichtung erzielt.

Zu bemerken sei noch, dass eine junge Dame, welche den Hörer einfach über ihr wallendes Haar stülpte, über eine mangelhafte Abschirmung gegen Umgebungslärm klagte. Erst als sie ihre Haarpracht dann nach hinten verlegte und der Hörer direkt an den Ohren lag, war sie von der Abschirmung gegen Umgebungsgeräusche befriedigt.

Gegen die Verarbeitung dieses preisgünstigen Hörers gibt es kaum etwas einzuwenden, es sei denn, man vermisse ausser dem hier eingesetzten Plastik Gelenke aus Metall, Polster aus teurem Schafleder und ähnliche Schikanen. Bei diesem Preis ist solcher Luxus offenbar nicht mehr möglich. Trotzdem hinterlässt der Hörer ganz und gar keinen "billigen" Eindruck.

Zu bedienen ist der Hörer sehr einfach, und rasch hat man die Funktionen der Multifunktionstaste im Griff. Befeuert wird die Elektronik mit einer AAA-Batterie, welche 40 Stunden Musikgenuss garantiert. In jeder Muschel sitzen 40 mm-Linear-HD-Treiber mit kraftstrotzenden Neodym-Magneten, welche laut Hersteller für einen "sehr detaillierten, leicht bassbetonten Klang" sorgen.  Mitgeliefert werden ein stabiles Case, eine AAA-Batterie, ein Flugzeugadapter und ein simples Audiokabel, allerdings ohne integriertes Mikrofon und ohne Bedienelemente für die Steuerung von Smartphones.

Das Messen nicht vergessen

Gemessen wurde der Frequenzgang im passiven und aktiven Betrieb sowie die lärmvermindernde Wirkung der Muscheln ohne und mit eingeschalteter, aktiver Lärmkompensation. Die Frequenzgang-Messungen zeigen, dass der an sich ausgewogene Verlauf zu mittleren und hohen Frequenzen leicht abfällt. Wie sich das klanglich äussert, zeigt der Hörtest. Im aktiven Betrieb hat man den Frequenzgang linearisiert und gerade die Mitten etwas angehoben. Der Hörer spielt locker von 20 Hz bis 20 kHz. Die Muscheln schirmen auch im passiven Betrieb recht gut ab. Mit eingeschalteter Lärmreduktion werden vor allem die Störanteile unterhalb 300 Hz nochmals recht stark abgesenkt. Ein Vergleich zum Bose QC 25 zeigt, dass der Mute wohl recht gute, aber keine Spitzenergebnisse liefern kann.

Wenn Musik zum Geräusch wird

Im mitgelieferten und sehr stabilen Case ist der Mute bereit für die ReiseIm mitgelieferten und sehr stabilen Case ist der Mute bereit für die Reise

Wilhelm Busch schrieb sicher ganz zu recht: Musik wird oft nicht schön gefunden,weil sie stets mit Geräusch verbunden. Und so höre ich, wie im unteren Stock unseres Miethauses - wie schon bei früheren Test mit ähnlichen Kopfhörern - eine Musiklehrerin Flötenunterricht gibt. Zudem begleitet sie die Schüler auf dem Klavier. Diese Klänge werden nun als Testsignale für die aktive Lärmkompensation benutzt. Durch den Holzboden ist jeder Ton klar und deutlich zu hören, was leider nicht immer zu musikalischen Höhenflügen führt. Nun wird der Mute als reiner Lärmverminderer, also ohne Musik, benutzt und nur auf die Wirkung der Lärmdämfung geachtet.

Bei aufgesetztem Mute, aber ohne eingeschaltete Lärmreduktion, wird der Störschall bereits ganz ordentlich gedämpft. Aber im Prinzip sind alle Tonlagen noch zu hören. Mit aktivierter Lärmkompensation werden tiefe Töne des Klaviers nochmals deutlich abgeschwächt und die Musik erscheint in einer Lautstärke, die mich nun wirklich nicht mehr sonderlich stört, auch auch wenn der Schüler mal so richtig daneben spielt.

Natürlich darf hier ein Vergleich zum Klassenprimus in Sachen Noise Cancelling, dem allerdings rund 130 Franken teureren Bose QC 25, nicht fehlen. Nun zeigt sich, dass das Bessere halt der Feind des Guten ist: Bei aufgesetztem QC 25 herrscht fast Stille! Klavier und die Flöte scheinen im Nachbarhaus zu spielen und sind nur noch sehr leise zu vernehmen. Diese Unterschiede in Sachen Lärmreduktion machen sich auch bei leisem Musikhören bemerkbar, nicht aber dann, wenn lautstarke Musik ohne leise Passagen gehört wird.

Störendes Zischeln

Nun wird das Fester geöffnet und die Dämpfung des Strassenlärms beurteilt. Die Dämpfung des Mute ohne aktive Lärmreduktion ist beachtlich. Mit eingeschalteter Lärmreduktion werden zudem auch tiefe Motorengeräusche erfreulich stark gedrosselt. Aber gerade die hohen, zischelnden Reifengeräusche bei nassen Strassen sowie kreischende Schienengeräusche von Strassenbahnen und Zügen sind noch gut zu hören. Doch auch der Klassenprimus QC 25 macht seine Arbeit in Bezug auf dieses Zischeln und Kreischen nicht entscheidend besser.

Hochfrequente Geräusche sind nach wie vor das grosse Problem der Kopfhörer mit aktivem Noise Cancelling. Das zeigt sich auch bei hellen Stimmen und Zischlauten: Die absolute Stille im lärmigen Grossraumbureau ist denn auch mit allen heutigen Kopfhörern mit aktiver Lärmverminderung noch ein Wunschtraum.

Warm, dennoch brillant

Nicht alles ist beim Mute aus Plastik. Der Bügel besteht aus flexiblem Stahl.
Aus den massiven Muscheln kommt ein bassfreudiger, warm-brillanter SoundNicht alles ist beim Mute aus Plastik. Der Bügel besteht aus flexiblem Stahl. Aus den massiven Muscheln kommt ein bassfreudiger, warm-brillanter Sound

Auch der Mute hatte das bei avguide.ch übliche Testprozedere zu durchlaufen. Und dieses beginnt, solange alle Gehörsnerven noch frisch und der Geist aufmerksam ist, mit anspruchsvoller klassischer Kammermusik. Mozarts Klaviertrios erscheinen mit sehr sympathischem, angenehmen Klang. Auch bei hohen Tonlagen nervt die Violine nicht durch Aggressivität. Ganz im Gegenteil, dieser warme Klang, dem es aber an Feinzeichnung und Brillanz nicht mangelt, erfreut alle Testhörer. Dasselbe charmante Spiel auch bei orchestraler Musik, wo der Mute nicht nur eine bemerkenswert weiträumige Klangbühne, sondern auch einen sehr breitbandigen Klang zu Gehör bringt.

Und wenn dann Harry James' Bigband entfesselt loslegt, dann fetzt es ganz tüchtig. Wie hier die Trompetensektion losschmettert, erfreut Kenner der Bigbandszene! Die Bläserattacken kommen generell kraftvoll aber nicht ordinär-grell. Und genau dies ist die hohe Kunst eines Schallwandlers.

Gut hörbar rückt der Mute den Bass etwas in den Vordergrund, was mich als aktiven Bassspieler natürlich ganz besonders freut. Endlich mal ein Hörer, der das "wichtigste" Instrument an den "richtigen" Platz setzt! Stimmen kommen warm und edel, sei es bei Solo- oder Chorwerken. Mit seinem satten, warmen und bassfreudigen Klangbild trumpft der Mute bei rockig-poppigem Sound ganz gehörig auf.

Obwohl der Tiefstbass bei David Sanbornes Tequila einem glatt aus den Socken haut, kommt er wohl kraftstrotzend aber nicht dröhnend. Der Mute kann zudem bemerkenswert laut spielen, ohne das Gehör mit Verzerrungen zu peinigen. Generell ist der Hochtonbereich diskret aber ganz und gar nicht unterbelichtet. Das zeigt sich auch bei perkussiven Instrumenten, insbesondere bei der Wiedergabe der feinen, gut definierten Beckenimpulse.

Wenn die Batterie mal schlapp macht

Macht die Batterie dann doch mal in einem ungünstigen Moment schlapp, ist das kein Grund, auf Musik zu verzichten, denn der Hörer spielt auch im passiven Betrieb weiter. Der Klang mit und ohne aktiver Geräuschverminderung ist nicht identisch. Der Grund liegt darin, dass im aktiven Betrieb zusätzlich zur Lärmkompensation eine Frequenzgang-Linearisierung vorgenommen wird. Und diese macht den Klang deutlich transparenter. Mit Vorteil hört man im aktiven Betrieb. Passiv betrieben ist der Klang zwar etwas matter, aber immer noch hörenswert. Dies wiederum widerspricht der Behauptung, dass die aktive Lärmreduktion den Klang deutlich hörbar verschlechtere. Offenbar bringt eine Linearisierung des Frequenzganges in vielen Fällen mehr, als eine aktive Lärmreduktion verschlechtert

Fazit

Mit dem Mute bringt der Audiospezialist Teufel seinen ersten Kopfhörer mit aktiver Geräuschverminderung und einem sehr guten Preis/Leistungsverhältnis auf den Markt. Er erfreut nicht nur bei poppig-rockiger Musik mit einem satten, warmen und bassfreudigen Klang, er kann bei Klassik auch anspruchsvolle Hörer überzeugen. Ein "gut" erhält  der Tragekomfort, sowie die Wirkung der aktiven Lärmreduktion.

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