TESTBERICHT
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Überschaubar: Switch Bonn 8.Überschaubar: Switch Bonn 8.

Silent Angel ist eine Unterfirma des chinesischen Netzwerk- und Cloud-Spezialisten Thunder Data, der sich unter anderem auf die qualitativ hochwertige Übertragung von 8k-Video spezialisiert. Offensichtlich gibt es innerhalb der Firma aber auch audiophile Zeitgenossen, welche einen Ethernet-Switch speziell für Audio-Streaming entwickelt haben. Das Ziel lautet hier ebenso, eine möglichst saubere und störungsfreie Signalübertragung beim Streamen sicherzustellen. Die Verwendung ist denkbar einfach; der Switch wird zwischen Router und Streamer positioniert. (Wird hier sinnvollerweise explizit gesagt, da mich Händler schon gefragt haben, wie der Switch zu verwenden ist).

Reduktion von EMI – elektromagnetische Interferenzen – heisst ein Teil des Rezepts, welches beim Ethernet-Switch Bonn N8 zur Anwendung kam. Dies fängt an beim externen Steckernetzteil, das die hohen Anforderungen aus der Medizintechnik erfüllen soll. 17 dB Störreduktion sollen im Gerät selber mittels einer speziellen Netzfilterung erzielt werden; weitere satte -20 dB über zwei spezielle Schaltkreise für den Quarz-Taktgeber.

Silent Angel spendierte dem Bonn N8 kurzerhand einen eigenen ultrapräzisen Quarz-Taktgeber.Silent Angel spendierte dem Bonn N8 kurzerhand einen eigenen ultrapräzisen Quarz-Taktgeber.

Jitter-Reduktion ist nämlich die zweite Hauptzutat für die Qualifikation als «Audiograde»-Ethernet-Switch. Ein sauber getaktetes und möglichst rauscharmes Ethernet-Signal ist laut Auffassung des Herstellers gerade im Gigabit-Zeitalter ein entscheidender Faktor. Dazu verfügt der Bonn 8 ein von Silent Angel ausgetüfteltes TCXO-Board, das dem Quarz-Oszillator zu einer Taktgenauigkeit im Millionstel-Bereich verhelfen soll – deutlich besser, als es herkömmliche Ethernet-Switches schaffen. Jitter bezeichnet zeitliches Taktzittern bei der Übertragung von Digitalsignalen. Die Ungenauigkeit kann in Picosekunden messtechnisch nachgewiesen werden. Silent Angel reklamiert hier eine Reduktion von rund 50 Prozent: 369 gegenüber 705 ps bei einem herkömmlichen Switch. Dies lässt sich im Rahmen dieses Tests natürlich nicht überprüfen. Ausserdem ist umstritten, ob sich Jitter tatsächlich nachteilig auf die resultierende Klangqualität auswirkt.

Auch dem Laien dürfte einleuchten, dass sämtliche «Säuberungsmassnahmen» im Digitalbereich prinzipiell zu begrüssen sind. Jedenfalls stellt man hier erleichtert fest, dass kein «Voodoo» vorliegt: Der Bonn N8 erhebt zurecht den Anspruch, die Übertragung von Musik-Datenströmen via LAN stabiler und störungsärmer zu gestalten. Zum durchweg vernünftigen konstruktiven Ansatz passt auch dies: Eine isolierende Folie auf dem Geräteboden verhindert einerseits elektromagnetische Einstreuungen, andererseits ebenso ausgehende Interferenzen.

Kein Voodoo: Das Innenleben des Bonn N8 offenbart einen beachtlichen Konstruktions- und Schaltungsaufwand.Kein Voodoo: Das Innenleben des Bonn N8 offenbart einen beachtlichen Konstruktions- und Schaltungsaufwand.

Ausprobiert

Wir testeten den Bonn N8 bewusst im Verbund mit zwei bezahlbaren Streamern (Preis rund CHF 450): Einerseits mit einem Popcorn Hour A500 Pro, der dank zwei in der Lautstärke regelbaren DACs vom Typ Sabre ES9018K2M direkt an Endstufen oder Aktivlautsprechern angeschlossen werden kann. Gehört wurde über ein Paar 805 D3 von Bowers & Wilkins, angetrieben von AVM-Monoblöcken (MA 3.2 S). Als zweites Versuchsobjekt kam ein Yamaha WXC-50 im Zusammenspiel mit dem HiRes-DAC Gustard AH20 zum Einsatz. Beiden Netzwerkspielern ist gemein, dass sie den Musikprovider Qobuz mit an Bord haben. Dieser eignet sich bestens für diesen Test, weil er in der Abo-Variante «Sublime+» auch Streaming in CD- und HiRes-Qualität mit bis zu 192 kHz (FLAC) anbietet.

Beim Yamaha WXC-50 handelt es sich um einen ausgereiften Netzwerkspieler mit guter App-Steuerung. DAC- und Vorstufen-Funktion sollte man für hohe Ansprüche aber separaten Komponenten überlassen.Beim Yamaha WXC-50 handelt es sich um einen ausgereiften Netzwerkspieler mit guter App-Steuerung. DAC- und Vorstufen-Funktion sollte man für hohe Ansprüche aber separaten Komponenten überlassen.

Uns interessierte insbesondere, inwieweit Klangunterschiede beim Streaming in unterschiedlicher Auflösung und Bit-Tiefe hörbar werden. Zuerst testeten wir den Switch mit Standard-Ethernetkabeln. Bereits in dieser Konfiguration zeige sich, dass die über den Switch gestreamte Musik besser klang. So hatten Instrumente ein grösseres Klangfarbenspektrum, und die Basswiedergabe war präziser und die Abbildung räumlicher.

Kombinierte man den Bonn N8 jedoch mit einem etwas besseren Ethernet-Kabel, so war der Mehrwert sehr viel deutlicher. Ohne zusätzlichen Switch und Kabel klang die Stimme irgendwie matt, wie in Watte gepackt, im Verbund mit ihnen hingegen befreiter und dynamischer. Auch das Piano perlte schöner im Diskant.

Unsere Vermutung, dass sich nur schon das Upgrade von einem Standard- auf ein Qualitätskabel klanglich auszahlen würde, wurde jedenfalls klar bestätigt. Den Wechsel auf ein durchaus noch bezahlbares Ethernetkabel (Inakustik Exzellenz, 1 m für rund CHF 65) brachte bereits einen Zugewinn bezüglich Timbre und Präsenz der Gesangsstimme. Interessant war, dass Zischlaute bei der 44-kHz-Variante, mit Standardkabel, ohne Audiograde-Switch, unangenehm auffielen, was der Wiedergabe fast schon einen billigen Anstrich verlieh.

Es sei hier vermerkt, dass das mit 0,5 m recht kurze Ethernet-Kabel im Lieferumfang des Bonn N8 keinen Anlass zur Beanstandung gab. Man muss also nicht gleich zwei hochwertige Verbindungskabel hinzukaufen, um den Mehrwert dieses Switchs voll ausschöpfen zu können. Was sich auf jeden Fall lohnt: Zwischen Switch und Netzwerkspieler kein Standard- sondern ein etwas besseres Ethernet-Kabel einzusetzen, wie es bereits ab rund CHF 50 von Audio-Spezialisten angeboten wird.

16-Bit/44,1-kHz bis 24-Bit/192-kHz

Von Norah Jones gibt es auf Qobuz drei Alben, die in verschiedenen Samplingfrequenzen und Auflösungen gestreamt werden können.Von Norah Jones gibt es auf Qobuz drei Alben, die in verschiedenen Samplingfrequenzen und Auflösungen gestreamt werden können.

Zugegeben: Streaming-Angebote in 24-Bit/192-kHz sind auch auf Qobuz noch Mangelware – dies im Unterschied zum reichhaltigen Angebot im Download Store. Wir wurden aber dennoch fündig: So kann man die drei bekannten, sehr gut aufgenommenen Alben von Norah Jones – «Come Away With Me», «Fells Like Home» und «Not Too Late» in allen drei Varianten (16-Bit/44-kHz, 24-Bit/96-kHz und 24-Bit/192-kHz) streamen – ideal, um dem Thema «Einfluss von Ethernet-Adaptern und -Kabeln auf den Klang» auf den Grund zu gehen. Dies gestaltet sich recht mühsam, muss man doch immer wieder Kabel umstöpseln. Deshalb macht man das am besten zu zweit. Der Autor durfte für einmal bequem auf dem Sofa sitzen bleiben. Diese Methode erlaubt natürlich auch erst einen Blindtest, ohne den man eher im Ungewissen bleibt. Aber selbst so bleibt ein gewisses Mass an Subjektivität der folgenden Höraussagen, die immerhin über einen längeren Zeitraum gewonnen und verfestigt wurden.  

Geschmackvollen Mix aus Pop, Jazz und Folk bietet das Album «Not Too Late» von Norah Jones.Geschmackvollen Mix aus Pop, Jazz und Folk bietet das Album «Not Too Late» von Norah Jones.

Der Wechsel von 16-Bit auf die 24-Bit-/96-kHz-Versionen der gleichen Aufnahmen brachte wie zu erwarten einen klaren Zugewinn an Feinzeichnung und Klangkultur. Auch war hier der Unterschied mit/ohne Bonn-8-Switch/Inakustik-Kabel fast noch deutlicher. Die zusätzliche Hardware zahlte sich in mehr Offenheit und räumlicher Transparenz aus. Es klang subjektiv empfunden natürlicher und auch schöner. Insbesondere Vitalität und musikalischer Ausdruck profitierten.

Norah Jones' Album «Come Away With Me» verströmt viel jugendlichen Charme, der via 192-kHz-Stream besonders gut zur Geltung kommt.Norah Jones' Album «Come Away With Me» verströmt viel jugendlichen Charme, der via 192-kHz-Stream besonders gut zur Geltung kommt.

Das Tüpfelchen auf dem i zeigte sich dann noch bei der Wiedergabe der 24-Bit/192-kHz-Versionen der Aufnahmen. Norah Jones' unnachahmliche Stimme gewann einen richtiggehend intimen Touch, der zwar ansatzweise auch schon auf der 96-kHz-Version zu entdecken war, aber eben weniger ausgeprägt. Auch diesen wohlklingenden Effekt steigerte der Einsatz des Bonn N8 im Verbund mit dem besseren Ethernet-Kabel deutlich. Die räumliche Transparenz und Durchhörbarkeit profitierten ebenfalls von dem Mehraufwand. Man gewann den Eindruck, dass Details insgesamt besser zu Geltung kommen – im Sinne einer gesteigerten Feindynamik. So musste man auch gar nicht mehr besonders laut hören, um punkto Vitalität und Ausdruckskraft der Musik auf seine Kosten zu kommen.

Der Zugewinn von der 96-kHz- zur 192-kHz-Version war für den Autor insofern erstaunlich, als sich das rational nicht so leicht erklären lässt. Zumal das menschliche Ohr für den erweiterten Frequenzumfang gar nicht sensibel genug ist. Eine mögliche Erklärung ist, dass sich der von Qobuz angebotene 192-kHz-Stream auch noch in anderer Hinsicht von der 96-kHz-Version unterscheidet.

Fazit

Natürlich sind Hörerfahrungen immer auch subjektiv. Dennoch kann der Autor diesem «Audiograde»-Ethernet-Switch ein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Der Bonn N8 von Silent Angel ist speziell für Audio-Streaming optimiert. Schon für sich alleine genommen, lässt sich mit dem Switch eine bessere Klangqualität erzielen. In Kombination mit einem höherwertigen Ethernetkabel resultiert aber eine nochmals gesteigerte Klangqualität. Erfreulich ist die Preisgestaltung hier in der Schweiz: Kostet der Bonn N8 von Silent Angel im EU-Raum glatte 400 Euro, so ist er hierzulande für äusserst faire 359 Franken zu haben.

Der Bonn N8 verfügt über acht Gigabit-Ports. Im Lieferumfang ist ein besonders emissionsarmes Steckernetzteil dabei.Der Bonn N8 verfügt über acht Gigabit-Ports. Im Lieferumfang ist ein besonders emissionsarmes Steckernetzteil dabei.
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STECKBRIEF
Modell:
Bonn N8
Profil:
Der Ethernet-Switch Bonn N8 von Silent Angel ist speziell für Audio-Streaming optimiert. In Kombination mit einem hochwertigen Ethernetkabel resultiert eine hörbar bessere Klangqualität.
Pro:
- hoher technischer Aufwand
- einwandfrei verarbeitet
- störarmes, effizientes Netzteil
- geringer Stromverbrauch
- zahlt sich im Verbund mit hochwertigen Audiokomponenten in hörbar besseren Klang aus.
Contra:
- mitgeliefertes Ethernet-Kabel etwas kurz
Preis:
359.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2019
Vertrieb:
Masse:
155 x 214 x 66 mm
Gewicht:
1,2 kg
Farbe:
Schwarz
Netzwerkanschluss:
Ja