Praxis & Hörtest
Der integrierte Netzwerk-Player bietet die heute üblichen Optionen. Neben der Einbindung der Streamingdienste Qobuz, Tidal und Spotify sowie vTuner für Internetradio agiert er auch als UPnP-Renderer für alle, die ihre Musik lieber als Dateien auf einem NAS-Speicher ablegen. Abonnenten von Tidal-Master werden sich über die volle MQA-Unterstützung freuen.
Die Steuerung erfolgt über die bekannte mConnect-HD-App, die für Android- und iOS-Tablets oder -Smartphones verfügbar ist. Über die App greift man auch auf das über USB angeschlossene Speichermedium zu.
Die mConnect-App ist seit Jahren auf dem Markt. Sie ist sehr ausgereift, einfach und solide. Sie wird von diversen Herstellern – teilweise mit aufgesetzten Customskins – verwendet. Meiner Meinung nach ist es mehr als sinnvoll, auf einen bewährten Player zurückzugreifen. Audio-Hersteller, die sich auch als App-Entwickler engagieren, machen sich in der Regel keinen Gefallen. Die Aufwände für regelmässige Updates und Support sind enorm hoch, der Zusatzgewinn klein.
Wem mConnect nicht ausreicht, greift auf den Komfort von Roon zurück. Auf dem internen Server des MA3 ist die Roon Bridge installiert, sodass der MA3 von einer Roon-Core als Endpoint erkannt wird. Klanglich sind – wenn überhaupt – nur marginale Unterschiede zwischen den Playern auszumachen. Der Vorteil von Roon liegt klar in der übersichtlichen Darstellung des Musikarchivs. In der Testphase benutze ich beide Player etwa im selben Mass.
Der Meitner MA3 stand mir während einiger Wochen für diverse, ausgiebige Hörsessions zur Verfügung. Über den symmetrischen Stereoausgang direkt verbunden mit meinen Manger-S1-Aktivlautsprechern bildete er mit ihnen eine maximal puristische Kette. Als Musikquellen dienten die Streamingdienste sowie ein USB-Stick mit einem Pool an ausgewählten Aufnahmen in diversen High-Res-Formaten.
Den Höreindruck von DA-Wandlern zu beschreiben, kann bisweilen ein kniffliges Unterfangen sein. Durch die Verwendung von Standard-Chips mit hoher Integrationsdichte unterscheiden sie sich oft nur noch im Netzteil und in der analogen Ausgangsstufe. Mit diesen Wandlern lässt sich gut und genussvoll Musik hören, wie auch unser Kaufratgeber «Aktuelle DACs 2021» aufzeigte. Vielfach unterscheiden sie sich jedoch klanglich nur noch in Nuancen.
Beim Meitner MA3 ist das anders. Er geht so differenziert und mit so viel Ruhe und Natürlichkeit ans Werk, dass er sich deutlich von anderen unterscheidet. Weder neigt er zu nervösen Sperrfeuern wie gewisse ESS-Chips, noch sind Härten, Ecken und Kanten oder andere Hinweise auf digitale Artefakte hörbar. Der Meitner MA3 wirkt immer unglaublich geschmeidig, entspannt und organisch. Die dezente Einfärbung vieler DAC-Chips mit einer gewissen «digitalen Signatur» geht ihm gänzlich ab.
Der ideale DA-Wandler fügt bei der Umwandlung von der digitalen in die analoge Domäne dem Signal keinen Eigenklang hinzu. Beschreibt man den «spezifischen Klang» eines DA-Wandlers, beschreibt man eigentlich seine Fehler. Das aussagekräftigste Kriterium ist, wie weit es ihm gelingt, die musikalische Information einer Aufnahme in all ihren Facetten wie Klangfarben, Räumlichkeit und Intensität so kohärent darzustellen, dass man ihn nicht wahrnimmt.
Sie ahnen es bereits: Dem Meitner MA3 gelingt dies in einer Tiefe und Selbstverständlichkeit, wie ich es bisher auch in einem Wandler der Oberliga äusserst selten antraf.
In Kombination mit den Manger S1 ermöglicht der Meitner MA3 eine ungemein natürliche und gerade deswegen faszinierend ausdrucksstarke Wiedergabe. Bisweilen erinnerte mich die Transparenz und die Gelassenheit an die Erfahrungen mit guten SACD-Playern, die sich beim Streaming mit vielen DACs nicht einstellt. Mein Faible für den geschmeidigen und runden Klang des DSD-Formats hat sich bis heute nicht verändert. Die Meitner-Wandler kommen diesem Klangideal auch mit Multibit-Aufnahmen am nächsten.
Der Notizblock war aus professionellen Gründen beim Test immer griffbereit und blieb trotzdem oft leer. Wiederholt ertappte ich mich, wie sich der gewohnte kritische Reviewer-Habitus partout nicht einstellen wollte. Zu faszinierend war der Blick, den ich mit dem Meitner MA3 in meine Musiksammlung gewann. Auch bei sattsam bekannten Alben überraschten mich die verfeinerte Palette an differenzierten Klangfarben. Standards wie Eric Claptons «Old Love», eine «soulige» Liebesbezeugung an Pattie Boyd, wirkte frisch herausgeputzt und versprühte durch die eindringliche Unmittelbarkeit Gänsehaut-Atmosphäre. Aber auch eher trockene Studioaufnahmen profitierten stark durch die aus Offenheit und Transparenz entstandene klangliche Nähe. Bei Misha Mullov-Abbado perkussiv gespielten Kontrabässen auf «Shanti Bell» fühlte man sich als Gast im Aufnahmeraum, so direkt führt einem der MA3 ans musikalische Geschehen.
Der Wegfall an Verzerrungen, seien sie analogem oder digitalem Ursprungs, intensiviert die musikalische Wahrnehmung. Der MA3 macht Variationen an Klangfarben oder audiotechnischen Feinheiten intensiv erlebbar. Sei es das unverwechselbare Timbre des eingesetzten Mikrofonvorverstärkers bei Lizz Wright auf «The Orchard», sei es die bewussten Kolorierungen wie auf Adam Nussbaums Album «Relax Your Mind», wo man mit altem Equipment den verfärbten Vintage-Sound der Sechziger sucht. Der Meitner MA3 schafft es, im Studio gefällten Entscheidungen zur Klangästhetik dank seiner Präzision und Neutralität in all ihren Schattierungen in voller Vitalität und mit scharf gestellter Linse ins Wohnzimmer zu transportieren. Das ist wahres High Fidelity im ursprünglichen Sinn.
Fazit
Eine Anschaffung für 10'000 Franken ist für die meisten von uns viel Geld, keine Frage. Trotzdem würde ich den Meitner MA3 als «kosteneffektiv» bezeichnen. Im Meitner MA3 steckt enorm viel herausragende Audiotechnik wie etwa die famose Wandlersektion oder die digitale Lautstärkeregelung. In der Summe addieren sie sich zu einem Klangerlebnis mit Suchtpotenzial, das sich relativ deutlich von den meisten Mitbewerbern absetzt. Durch die Integration aller Funktionen in eine digitale Schaltzentrale spart man Ausgaben für zusätzliche Komponenten, Kabel und nicht zuletzt Platz.