
Denon gehört nicht zu Unrecht zu den Audiomarken-Monumenten, denn Denon wurde bereits 1910 vom amerikanischen Unternehmer Frederick Whitney Horn unter dem Firmennamen Nippon Chikuonki Shoukai (Japan Recorders Corporation) gegründet. Die beiden ersten Produkte waren ein Grammofon und eine Langspielplatte. Seit den 1930er-Jahren existiert der Markenname Denon. Somit ist Denon bald hundertjährig – Chapeau! Fast vergessen ist die Tatsache, dass Denon 1939 das erste professionell einsetzbare Schallplattenaufnahmegerät und 1951 die erste Stereo-Schallplatte produzierte.
Von 1969 bis 2001 war Denon auch ein Schallplatten- und CD-Label, das vornehmlich Jazz- und Klassikaufnahmen produzierte. Bereits 1971 begann Denon mit PCM-Digitalaufnahmen und veröffentlichte diese unter dem Label Nippon Columbia. 2001 wurde Denon von der Savoy Lable Group übernommen.
Denon war auch ein Pionier in der Digital-Technologie und produzierte 1970 den ersten PCM-Recorder, der die Basis für die 1982 eingeführte Compact Disc darstellte. Der Denon DCD-2000 war im selben Jahr einer der allerersten CD-Spieler im damals noch übersichtlichen CD-Player-Markt. Ebenso war Denon auch im Heimkino-Sektor führend und brachte einen der ersten A/V-Receiver (Dolby Digital) auf den Markt und 2009 den ersten Blu-ray-Player. Heute gehört Denon zur Sound United Group und wird in der Schweiz von der Vertriebsfirma CE Brands vertrieben, die uns auch das Testgerät zur Verfügung stellte.
Moderner Netzwerk-Vollverstärker
Der Denon PMA-900HNE Netzwerk-Verstärker kostet CHF 1099 und ist der kleinere Bruder des Denon PMA-1700NE. Der mitgelieferte CD-Player DCD-900HE kostet CHF 579.

Die mitgelieferte Fernbedienung ist übersichtlich, umfangreich und ein Leichtgewicht, liegt aber trotzdem gut in der Hand. Mit dem Testgerät wurde auch sein Partner, der CD-Player Denon DCD-900NE mitgeliefert, der ebenfalls mit derselben Fernbedienung gesteuert werden kann. Der DCD-900 ist nicht nur optisch der Zwilling vom PMA-900, er ist auch technisch auf den Verstärker ausgerichtet.

Das Testgerät, der Netzwerk-Verstärker Denon PMA-900HNE, kommt mit seiner Alu-Champagner-Front sehr wertig daher und wirkt dezent edel und kann auch im eher traditionellen Schwarz bestellt werden. Man erkennt den PMA900 sofort als Denon-Gerät: Die leicht geschwungene Front verrät zumindest dem Kenner sofort seine Herkunft. Designtechnisch kommt er elegant-sachlich und übersichtlich daher. Die Knöpfe und der Drehregler laufen satt und wirken für diese Preisklasse hochwertig. Das kleine, aber hochwertige OLED-Display informiert klar und gut ablesbar.

Ausstattung
Beim Netzwerk-Verstärker Denon PMA-900 von einem «Verstärker» zu sprechen, greift wirklich zu kurz! Dafür kann dieses Multitalent einfach zu viel. Beginnen wir trotzdem beim Herzstück, dem Verstärkerteil. Der Vollverstärker PMA-900HNE ist mit der Denon-eigenen «Advanced High Current»-Schaltungstechnologie ausgestattet, die auch lastkritischen Lautsprechern dank ihrer schnellen MOSFET-Endtransistoren in Darlington-Schaltung jederzeit ausreichend Strom und damit Leistungsreserven zur Verfügung stellt. Die Dauerleistung beträgt 85 Watt an 4 Ohm und 50 Watt an 8 Ohm.
Der PMA-900 verfügt zudem über eine elektronische Höhen-, Mitten- und Bassregelung sowie eine Balance-Regelung und einen Source Direkt-Modus, den wir für den Hörtest verwendet haben.

Zwei Paar Lautsprecher-Paare für zwei Zonen können mittels hochwertigen Terminals am PMA-900HNE angeschlossen werden. Ebenfalls bietet er einen Subwoofer-Ausgang.
Drei optische und einen koaxialen Digitaleingang sind vorhanden, sie unterstützen PCM-Signale bis 192 kHz/24 Bit. Mit vier digitalen Eingängen ist der Testkandidat für das heutige, digitale Unterhaltungsumfeld mit diversen Zuspielern gut ausgerüstet.
Neben den drei vorhandenen analogen Cinch-Eingängen verfügt der Denon auch über einen Phono-Eingang, der neben Magnetzellen sogar auch Moving-Coil-Zellen bedienen kann. Respekt!

HEOS-Streamingplattform
HEOS ist das proprietäre Multiroom-Audiosystem von Denon, das es bereits seit 2014 gibt. Mit der HEOS-Streamingplattform kann Musik direkt an einen Denon-AV-Receiver, eine bestimmte Denon-HiFi-Komponente wie den hier getesteten Denon PMA-900HNE weitergegeben werden. Allenfalls vorhandene weitere Denon-Home-Wireless-Lautsprecher, Soundbars oder Subwoofer sind ebenfalls kompatibel.
Die ganze Kommunikation verläuft kabellos und in guter Klangqualität. Einzige Bedingung für die Integration ins HEOS-Multiroom-Systems ist, dass die Komponenten HEOS-zertifiziert sind – was neben den Denon-Komponenten zum Beispiel auch bei vielen Komponenten von Marantz der Fall ist. Das ist nicht überraschend, befinden sich doch beide Marken unter dem Dach der internationalen Sound United Group.
Eine mögliche Alternative für ein Hersteller-unabhängiges Multiroom-Netzwerk ist unter anderem das bekannte Roon. Diese Kombination ist allerdings mit nicht unerheblichen, jährlichen Lizenzkosten verbunden, zudem muss für Roon ein externer Server als Systemzentrale vorhanden sein. Mit HEOS bindet man sich zwar an die Hersteller Denon und Marantz, aber HEOS vereinfacht die ganze Installation und Handhabung und es fallen keine Lizenzkosten an wie bei Roon.
Nachfolgend das Hauptmenü der HEOS-App, die für iOS und Android kostenfrei verfügbar ist.


Ergänzung CD-Player
Der CD-Player Denon DCD-900HE ist optisch und technisch voll auf den PMA-900HNE abgestimmt. Selbstredend lässt sich der CD-Player mit derselben Fernbedienung wie der Netzwerk-Vollverstärker bedienen. Ausstattungsmässig gibt sich der DCD-900HE eher spartanisch, er spielt CD und CD-R/RW ab, aber keine SACD. Mittels des auf der Front angebrachten USB-Eingangs kann der DCD-900NE FLAC-Dateien mit bis zu 24 Bit/192 kHz sowie DSD mit 2,8 MHz und 5,6 MHz abspielen. Als DAC für koaxial oder optisch angelieferte Daten kann er allerdings nicht dienen.

Hörtest
Nun wollten wir natürlich auch wissen, wie das Multi-Wunderkind denn so klingt. Wir gönnten ihm eine länger Einspielphase, um sein volles klangliches Potenzial zu entfalten.
Meine Referenz-Anlage bestand aus den Blumenhofer-FUN-Lautsprechern und einer kompletten Ansuz-Verkabelung. Die digitalen Daten werden via Ansuz-Audio-Switch an den Streamer Auralic Aries G1 geliefert und der Hörraum ist mit Steinmusic-Devices optimiert. Der PMA-900HNE bekam also «high-endige» Arbeitsbedingungen, um seine besten Leistungen abzuliefern.
Da meine übliche Qobuz-Playliste nicht zum Einsatz kam, spielte ich mich durch die Tidal-Musikdatenbank, die ja auch viele Perlen bereithält.
Was sofort beim Denon auffällt, ist die Eleganz des Klangbildes. Er spielt fein aufgelöst, die Bühne ist räumlich gut aufgefächert – eher in die Breite als in die Tiefe. Ebenfalls von Beginn weg gefällt der gut konturierte Bass, der auch ganz schön zulangen kann. Gut, meine Blumenhofer-Lautsprecher mit einem Wirkungsgrad von 91 dB machten dem Denon die Arbeit auch leicht, was er sicherlich dankend annahm.
Die 50 Watt des PMA-900 können also ganz schön rocken und rollen, obwohl ich seine Stärken eher in den Feinheiten und in der Auflösung sehe. Er ist eher der Gentleman, der zwar mal zulangen kann, aber sonst fühlt er sich im Anzug in der Oper wohler als an einem Rockkonzert. Trotzdem drehte ich immer lauter und wollte wissen, was der Streaming-Amp leistungsmässig so draufhat.
Yello ist da immer ein guter Indikator. Und tatsächlich groovte das Schweizer Elektroduo ganz klasse drauflos bis die Lautstärke die Marke «Nachbarn-Nerven» erreichte. Er driftete dann doch leicht ins Genervte ab bzw. verlor bei den oberen Mitten leicht die Übersicht. Er ist halt doch eher der Feingeist. Aber, ganz wichtig: Wir reden hier von einem Verstärker MIT Streamer/DAC, dazu mit Phono-Vorstufe für um die tausend Schweizer Franken! In Anbetracht dessen lieferte der Denon PMA-900HNE toll ab und performte über seiner Preisklasse.

CD versus Streaming
Anschliessend wollte ich noch wissen, wie der CD-Player Denon DCD-900HE spielt. Dazu wählte ich den Song «Dune Mosse» von Zucchero/Miles Davis, den ich zuerst gestreamt hörte und dann das identische Stück von der CD auf dem DCD-900 Player abspielte – einmal via Analog-Eingang, dann via Digital-Eingang. Der Vergleich war technisch einfach zu bewerkstelligen, da die Fernbedienung die Umschaltung zwischen den beiden Komponenten und der jeweiligen Anschluss-Art auf Knopfdruck erlaubt.
Die CD klang körperhafter, die Bühne war tiefer und die Musik schien mehr Drive zu haben. Der Streaming-Sound klang etwas höher auflösend, aber damit auch ätherischer und mit mehr Ruhe. Hier eine allgemeingültige Bewertung abzugeben, ist schwierig. Geschmackssache!
Somit kriegt auch der Denon-CD-Player eine ganz klare Empfehlung für alle Audiofans, die noch CDs besitzen. Ebenfalls ein Kompliment an den Denon-Streaming-Amp, der die klanglichen Unterschiede bei diesem Quellen-Vergleich klar aufzeigen konnte.
Fazit
Der Streaming-Verstärker Denon PMA-900HNE ist ein sehr gut ausgestattetes, klanglich über seiner Preisklasse spielendes All-Inclusive-Paket zu einem mehr als fairen Preis. Er eignet sich für den ambitionierten HiFi-Wieder- oder Neu-Einsteiger, der vielleicht bereits Denons HEOS-Streaming-Lautsprecher besitzt, um damit ein ganzes Multiroom-Heimsystem auf Basis des ausgereiften HEOS-Systems aufzubauen. Der CD-Player Denon DCD-900 ist eine tolle Ergänzung für den Netzwerk-Verstärker und kann in die Jahre gekommene CD-Player zu einem wettbewerbsfähigen Preis ersetzen.