Nippon Denki Onkyō Kabushikigaisha, wörtlich «Unternehmen für elektrischen Ton Japans» war gemeinsam mit japanischen Partnern ein Teil von Nippon Chikuonki Shokai, «Unternehmen für Rekorder Japans». Die zwei Wörter «denki» (Japanisch für «elektrisch», und «onkyo» («Ton») würden in der Zukunft des Unternehmens eine zentrale Rolle spielen.
Das Mutterunternehmen stellte damals einseitig bespielbare Langspielplatten und Grammophone her, die bis dahin fast ausschliesslich für Sprachaufnahmen verwendet wurden. Schliesslich hatte Edison erst wenige Jahrzehnte zuvor seinen Phonographen erfunden, der den Klang auf einen walzenförmigen Tonträger aus Wachs «schreiben» konnte.
Emil Berliner hatte eben erst den Übergang von Walzen zu den bis heute verwendeten Schallplatten eingeläutet und dabei den Begriff «Grammophon» geprägt. In Amerika standen Kunden immer noch fasziniert vor einem Gerät mit Wachswalzen, das als «Edison-Phonograph» beworben wurde.
Das neue Unternehmen sollte nicht nur der erste Hersteller von Audiogeräten für Privatkunden werden, der Grammofone produzierte und verkaufte, sondern auch Japans erste Plattenfirma. So war Denon – wie der Name aus den jeweils ersten Silben von Denki und Onkyo ab den 1930-Jahren lautete – seit jeher Vorreiter im Bereich des «elektrischen Tons». Dabei produzierte das Unternehmen nicht nur Geräte zur Wiedergabe von Musik und Filmton, sondern spielte auch beim Aufnahmeprozess eine zentrale Rolle.
Anführer von Revolutionen
Wie wir noch sehen werden, war Denon bei vielen Revolutionen im Home-Entertainment-Bereich ganze vorne mit dabei. Neben Schallplattenrekordern für die Rundfunkindustrie, die zur Aufzeichnung zahlreicher historischer Ereignisse eingesetzt wurden, brachte das Unternehmen auch eine Schneidemaschine für das Vinyl-Mastering auf den Markt, um die Massenproduktion von Schallplatten zu erleichtern. Anfang der 1950er-Jahre begann Denon mit dem Verkauf der ersten Langspielplatten in Japan und führte bald darauf professionelle Tonbandgeräte für den Rundfunkbereich ein.
Denon läutete die LP-Ära ein, bereitete mit seiner digitalen Audiotechnologie Anfang der 1970er-Jahre den Weg für die CD und brachte bereits vor mehr als 30 Jahren seine ersten AV-Receiver-Modelle auf den Markt.
Nun feiert Denon nicht nur seine 110-jährige Geschichte, sondern auch seine Kompetenz im Bereich des digitalen und analogen Stereo- und Mehrkanal-Sounds – mit einer Jubiläumsserie, zu der unter anderem der 13.2-Kanal-AV-Receiver AVC-A110 sowie eine Sonderversion des klassischen Denon-Tonabnehmers, des DL-A110, gehören.
Drei Special-Edition-Produkte – der AVC-A110, der PMA-A110 und der DCD-A110 – sind ab Oktober 2020 bei autorisierten Denon-Fachhändlern erhältlich. Der DL-A110 folgt im November. Weitere Informationen zu den neuen Jubiläumsprodukten finden Sie unter www.denon-hifi.ch oder am 1. Oktober im Denon Online Live Talk auf Youtube.
Aufnahmetechnik mit Tradition
Denon machte es sich von Anfang an zum Ziel, sämtliche Geräte zur Aufnahme und Wiedergabe von Ton zu entwickeln. So fusionierte das Unternehmen nur zwei Jahre nach seiner Gründung mit Japan-US Recorders Manufacturing. Dies war die erste einer Reihe von Kooperationen und Geschäftsstrategien, um die Spitzenposition des Unternehmens in der Unterhaltungsbranche zu sichern. Später ging Denon unter anderem eine Partnerschaft mit der Firma American Columbia ein und arbeitete eng mit Japans öffentlich-rechtlicher Rundfunkgesellschaft NHK zusammen.
Für die Rundfunkbranche brachte Denon sein erstes professionelles Schallplatten-Aufnahmegerät auf den Markt: das transportable DR-148 mit zwei Decks. Die Aufnahmeplatten aus Acetat konnten direkt abgespielt werden. Das Gerät wurde 1939 an NHK ausgeliefert – rechtzeitig für die Olympischen Spiele in Japan 1940. Inzwischen verfügte Denon über ein eigenes Werk zur Herstellung von Aufnahmegeräten. Das Unternehmen entwickelte Technologien wie den P-16-A, einen Saphir-Tonabnehmer zum Abspielen der Acetat-Schallplatten, und einen vibrationsarmen Synchronmotor zum Antrieb des Plattentellers, der später das Herzstück der HiFi-Produkte von Denon bilden sollte.
1944 wurde das Unternehmen offiziell in Japan Denki Onkyo Co. Ltd. umbenannt. 1945 ging seine Aufnahmetechnik in die Geschichte ein, als die Rede des japanischen Kaisers Hirohito zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs mit einem Denon-Gerät, dem DP-17K, aufgezeichnet wurde.
Es war das erste Mal, dass das japanische Volk die Stimme des Kaisers hörte. Doch die Rede musste vor der Übertragung gleich zweimal aufgenommen werden: Beim ersten Versuch sprach der Kaiser zum Leidwesen der NHK-Techniker zu leise. Die zweite Version wurde trotz einiger fehlender Worte und Befürchtungen, dass die Stimme des Kaisers zu hoch klingen könnte, in ganz Japan ausgestrahlt. Dabei regte sich Widerstand gegen die Übertragung der Rede, und Teile der Armee stürmten den Kaiserpalast, um die Tonträger zu zerstören. Deshalb wurden die Aufnahmen aus dem Palast geschmuggelt und in die NHK-Zentrale gebracht, von wo die Worte des Kaisers am Mittag des 15. August 1945 gesendet wurden.
Einige Jahre lang wurde angenommen, dass die Originalaufnahme verloren gegangen sei und nur noch eine von einem Techniker heimlich angefertigte Sicherungskopie existiere. Später tauchte das Original jedoch wieder auf. Es wird bis heute zusammen mit dem originalen Aufnahmegerät im NHK-Archiv aufbewahrt.
Das Zeitalter der Tonbänder und LPS
1946 wurde Denon eine Tochtergesellschaft der Plattenfirma Nippon Columbia. Ab 1948 wurde das Schallplattenaufnahme- und -abspielgerät R-23-A bei NHK als Standardgerät eingesetzt und in seinen Studios in ganz Japan installiert. Mit dem Aufkommen von Tonbandgeräten und Mikrorillenplatten (LP) begann sich die Technik jedoch zu verändern. Denon ging mit der Zeit und entwickelte sein erstes tragbares Tonbandgerät, das deutlich praktischer für die Berichterstattung und Interviews war als die Schallplatten-Aufnahmegeräte, die bestenfalls als «transportabel» bezeichnet werden konnten.
NHK beschloss, den R-28-F einzusetzen – und so nahm der Fortschritt seinen Lauf. Ende der 1950er-Jahre wurde das Werk in Mitaka, das ursprünglich auf Schallplatten-Aufnahmegeräte spezialisiert war, fast vollständig auf die Produktion von Tonbandgeräten umgestellt. Durch die Einführung von Stereo-Schallplatten und Plattenspielern im Jahr 1958 wurde diese Entwicklung zusätzlich beschleunigt. 1963 wurde die Produktion von Schallplatten-Aufnahmegeräten vollständig eingestellt.
Denon war indessen alles andere als untätig: Im darauffolgenden Jahr brachte das Unternehmen den Phono-Tonabnehmer DL-103 heraus, der zunächst als professionelles Abspielgerät für die neuen Stereo-Schallplatten für NHK entwickelt wurde. Er wurde zu einem der klassischen HiFi-Produkte schlechthin, das sich sowohl bei Privatpersonen als auch bei Rundfunksendern grosser Beliebtheit erfreute. Mehr als 55 Jahre nach seiner Einführung wird der Tonabnehmer nach wie vor in der Denon-Fabrik in Shirakawa, Japan, produziert. Seine Technologie und hochwertige Verarbeitung dienten als Grundlage für den Tonabnehmer DL-A110 der Jubiläumsserie.
Ebenfalls für professionelle Anwender brachte Denon 1966 seinen ersten Kopfhörer, den SH-31, und 1970 den Plattenspieler DN-302F mit Direktantrieb für Rundfunk-Studios auf den Markt. Im selben Jahr verzeichnete das Unternehmen einen weiteren Meilenstein: Zum ersten Mal erschien der Name Denon auch auf Verbraucherprodukten. Eines der ersten war ebenfalls ein Gerät, dessen Einfluss im Denon-Sortiment bis heute erkennbar ist: die Plattenspieler-Motoreinheit DP-5000 mit Direktantrieb, welche die Kunden mit einem Sockel, Tonarm und Tonabnehmer nach Wahl ergänzen konnten. Zwei Jahre später folgte das Bestseller-Modell DP-3000 und 1976 der direktangetriebene Plattenspieler DP-7000 mit Quartz-Lock-Funktion. Diese Denon-Schwergewichte mit Direktantrieb sind auf dem Gebrauchtmarkt bis heute sehr begehrt – und schwer zu finden!