Augen, Tiere und Bildstile
Die Nikon Z fc unterstützt bei Foto- und Filmaufnahmen den mit der Nikon Z 7II und Nikon Z 6II eingeführten Augen- und Tiererkennungs-Autofokus. Die AF-Messfeldsteuerung «Grosses Messfeld (L)» sorgt durch die Beschränkung des fokussierten Bereichs für eine saubere Erfassung von Augen und Gesichtern.
Das Verhalten der automatischen Scharfstellung lässt sich dem Aufnahmeobjekt anpassen. Einzel- oder Dauerfokus, Art und Grösse des Messfelds, Objekterkennung und Verfolgung sowie Tracking-Empfindlichkeit können bestimmt werden.
Total stehen 209 AF-Messfelder zur Verfügung, die 90 Prozent der Sensorfläche in der Horizontalen und in der Vertikalen abdecken. Damit ist eine Schärfeverfolgung von Motiven bis nahe an den Rand hin möglich. In der Praxis funktionierte dies beim Kit-Objektiv sehr zügig, zielsicher und leise.
Die Gesichts- und Augenerkennung ist beim Fotografieren von Porträts eine angenehme Hilfe. Erkennt die Kamera mehrere Gesichter oder Augen, kann per Pfeiltasten das gewünschte ausgewählt werden. Bewegt sich ein erkanntes Gesicht, verfolgt es die Kamera und führt den Fokuspunkt nach.
In den Praxistests gelang die Erkennung bei genügend Licht problemlos und schnell. Die Augen wurden auch beim leichten Wegdrehen des Kopfes zur Kamera und durch Haarsträhnen hindurch scharfgestellt. Hier leistet die Z fc gute Arbeit, wenn man bedenkt, dass das Kit-Objektiv mit seiner Anfangsblende von f/3,5 nicht zu den lichtstärksten gehört.
Den Nachbarshund erkannte die Kamera ebenso problemlos und stellte auf seine Augen scharf. Die Augenerkennung kann auch bei kontinuierlichem Autofokus hinzugeschaltet werden und funktioniert, neu gegenüber der Z 50, auch beim Videofilmen. Dort jedoch auch nicht in den Zeitlupenmodi.
Beim Fotografieren mit dem mechanischen Verschluss beträgt die kürzeste Zeit 1/4000 Sekunde. Wer Erschütterungen vermeiden möchte und mittels elektronischem ersten Verschlussvorhang aufnimmt, ist auf eine 1/2000 Sekunde eingeschränkt.
Mit dem elektronischen Verschluss lässt sich auch geräuschlos auslösen. Einzelbilder können durch Fingertipp auf den Touchscreen fokussiert und wenn gewünscht beim Abheben des Fingers auch gleich aufgenommen werden.
Wer auf schnelle Serienaufnahme umschaltet, kann mit bis zu 11 Bildern pro Sekunde dauerfeuern – mit nachgeführtem Autofokus und Belichtungsmessung! Das ist toll und übertrifft sogar eine Nikon Z 7 etwas. Wer das zum Motiv passendste AF-Messfeld auswählt, wird am meisten scharfe Sport-, Action- oder Wildlife-Fotos nach Hause bringen. Experimentieren ist angesagt.
Picture-Control
Der APS-C-Sensor der Nikon Z fc bringt eine Auflösung von knapp 21 effektiven Megapixel und im 3:2-Seitenverhältnis maximal 5568 x 3712 Pixel grosse Fotos. APS-C-Mitbewerber wie Canon, Fujifilm oder Sony bieten mit 24 und 26 Megapixel noch etwas mehr an Bildauflösung.
Für Alltagsaufnahmen darf man sich beruhigt auf die Matrix-Belichtungsmessung der Kamera verlassen. Zusammen mit dem automatischen «Active D-Lighting» erhält man die besten Ergebnisse mit natürlichem Kontrast und Details in hellen und dunklen Bereichen.
Bei extrem hellen Szenen, etwa mit Schauspielern im Scheinwerferlicht, bringt die «lichterbetonte Messung» sehr gute Bilder, da die Kamera nicht nur versucht, Überbelichtungen zu vermeiden, sondern auch die Farbe der Lichtquelle zu erhalten.
Wie schon bei den Nikon Spiegelreflex-Modellen D500 und D7500, die ja einen ähnlichen Bildsensor verwenden, einfach ohne AF-Phasenerkennung auf dem Chip, kann auch bei der Z fc die ISO-Empfindlichkeit je nach Motiv bis zu ISO 12'800 geschraubt werden, ohne dass die Bilder zu stark unter Rauschartefakten leiden.
Die Z fc neigt wie die meisten Nikon-Kameras bei automatischem Weissabgleich zu einer eher kühleren Stimmung auf JPEG-Fotos direkt aus der Kamera. Bei der Z fc hat man die Wahl zwischen drei automatischen Weissabgleichseinstellungen. Bei «A0» bleibt das Weiss im Bild weiss, indem warme Farben reduziert werden, «A1» berücksichtigt die gesamte Atmosphäre im Bild, und «A2» betont warme Farben.
Daneben stehen weitere acht manuelle Weissabgleichseinstellungen bereit, mit bis zu sieben unterschiedlichen Leuchtstoffröhren-Typen. Schliesslich darf auch noch ein eigener Messwert eingegeben und gespeichert werden.
Da bei der Nikon Z fc weder Motivprogramme noch Spezialeffekte zur Verfügung stehen, springt als Ersatz das «Picture-Control-System» mit über 20 verschiedenen Bildkonfigurationen ein. Diese lassen sich für ausgewählte Stimmungen auch noch weiter modifizieren.
Neben den üblichen Einstellungen wie «Standard», «Neutral», «Brillant», «Monochrom», «Porträt» oder «Landschaft» gibt es auch exotische Varianten wie etwa «Ausgewogen», «Traum», «Morgen», «Pop», «Sonntag», «Verblichen», «Jeans», «Pink», «Holzkohle» oder «Russ».
Die folgenden Fotos wurden in 20,9 MB Auflösung mit dem Kit-Objektiv aufgenommen. Sie zeigen Beispiele für den Bokeh-Effekt, das ISO-Rauschverhalten und dem Brennweitenbereich des 16–50-mm-Objektivs. Objektivstörungen wie Vignettierungen oder Farbsäume werden von der Z fc sehr gut herausgerechnet und sind kaum erkennbar.
Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien direkt aus der Nikon Z fc genommen und nur auf Web-Grösse reduziert. Bemerkungen bei den Bildern: Verwendete Objektiv-Brennweite; Belichtungsmodus P = Programm, A = Blendenvorwahl bzw. Zeitautomatik, S = Zeitvorwahl bzw. Blendenautomatik, M = manuelle Einstellung; Blende; Verschlusszeit; ISO-Empfindlichkeit; Weissabgleich; Szenentyp; spezielle Anmerkungen. Die Nikon Z fc besass die Firmware-Version 01.00.
RAW-Format und Sonderfunktionen
Wer mit der Z fc im NEF-(RAW-)Format fotografiert, hat bei der späteren Bildbearbeitung noch genügend Reserven, auch für grössere Veränderungen. Dazu bietet die Software Capture NX-D von Nikon speziell entwickelte, komfortabel und intuitiv anwendbare Werkzeuge. Selbstverständlich lassen sich die NEF-(RAW-)Bilder auch mit anderen RAW-Convertern bearbeiten.
Wer möchte, darf seine Aufnahmen direkt in der Kamera nachträglich bearbeiten. Die Werkzeugauswahl reicht dabei von Beschneiden, Verkleinern, Ausrichten über verschiedene Korrekturen bis hin zu Filtereffekten. Selbst ein nachträgliches «D-Lighting» ist möglich. Fotos im NEF-(RAW-)Format können als neue JPEG-Varianten gespeichert werden.
Auch bei den Sonderfunktionen braucht sich die Z fc nicht zu verstecken. Neben verschiedenen automatischen Belichtungsreihen gibt es Mehrfachbelichtung, HDR (High Dynamic Range), Intervallaufnahme, Zeitraffervideo sowie Aufnahme mit Fokusverlagerung.
Bei Letzterer wird der Fokus automatisch mit jeder neuen Aufnahme ein wenig verschoben und die Bilder mit entsprechender «Stitching»-Software zu einem von vorne bis hinten scharfen Foto zusammengerechnet. Die Schrittweite, die Anzahl Bilder sowie die Pause bis zur nächsten Auslösung sind dem Objekt entsprechend einstellbar. Vor allem Makrofotografinnen und -fotografen werden davon begeistert sein, weil dabei auch eine Blitzauslösung möglich ist. Dies beherrschen nicht viele Kamerahersteller.