Ausgeprägte Feinzeichnung, hohe Klangtransparenz
Ein paar Tage Einspielzeit sollte man dem Lumin T3 schon gönnen. Von Anfang an beeindruckt er mit exzellenter Durchhörbarkeit des musikalischen Geschehens sowie mit ausgeprägter Detailtreue. Mit zunehmender Spieldauer (wir hatten den T3 über einen Zeitraum von rund 10 Tagen intensiv im Einsatz) nehmen die Natürlichkeit der Wiedergabe und der Spielfluss zu, bis diese ein aussergewöhnlich hohes Niveau erreichen.
Der T3 ist der aktuelle Beweis dafür, dass klangliche Fortschritte im Bereich der digitalen Musikreproduktion immer noch möglich sind. Hier hat man es mit einer Komponente zu tun, welche die Ausdruckskraft der Musik in den Vordergrund stellt. Dies verdankt sie u. a. einer Mühelosigkeit der Ansprache, von der insbesondere akustische Musik jedweden Genres profitiert.
Auffallend ist auch die «innere Ruhe», aus der heraus der T3 fein- und grobdynamische Impulse sozusagen aus dem Nichts aufbaut. Ein solches Verhalten findet man meist nur bei Geräten, die über eine sauber gefilterte Stromversorgung und einen besonders niedrigen Rauschgrund verfügen. Exemplarisch etwa die Wiedergabe des Hörtestklassikers «Contra La indecisión» vom Bobo Stenson Trio: Absolut beeindruckend, wie ansatzlos sowohl die Piano-Anschläge Bobo Stensons als auch die gezupften Kontrabasstöne Anders Jormins im Hörraum erklingen.
Gehört wurde über ein Paar Standlautsprecher 703 S3 von Bowers & Wilkins, angetrieben von einer Endstufe Odyssey Kismet, welche über hochwertige symmetrische Kabel direkt vom Lumin T3 mit den Musiksignale versorgt wurden. In diesem puristischen Setup kommt der Charakter eines Streamer/DACs besonders gut zur Geltung. Die dank des Einsatzes von Leedh-Algorithmen verlustfrei agierende digitale Lautstärkeregelung ist jedenfalls mit keinen Nachteilen behaftet; selbst bei sehr geringer Abhörlautstärke ist dem subjektiven Hörempfinden nach keine Verringerung der Durchhörbarkeit zu vernehmen. Dabei hilft, dass man die maximale Lautstärke vorab definieren kann, sodass der virtuelle Regelweg des Lautstärkestellers stets praxisgerecht bleibt.
Sein grosses klangliches Potenzial zeigt dieser Netzwerkspielers auch bei der räumlichen Abbildung: Egal, ob bei grossorchestralen Ereignissen, bei Opern oder bei Kammermusik: Einzelinstrumente und Stimmen sind auf der Bühne bzw. im Aufnahmeraum präzise lokalisierbar und gefallen mit schöner Aura und Plastizität. Dabei fällt die individuelle Ortungsschärfe gar nicht übertrieben aus; es tönt nie zu vordergründig, sondern erklingt aus gebührender räumlicher Tiefe. Spielerisch leicht wird das Miteinander eines Ensembles in Szene gesetzt. Dabei kommt auch die Dramatik des musikalischen Geschehens nicht zu kurz. Wenn nötig (bzw. wenn die Aufnahme es erfordert) bringt der T3 eine hervorragende Dynamik ins Spiel. Er hat eine Vorliebe für gute Aufnahmen und setzt die Vorteile von HiRes-Musik eindrücklich um.
Dank ausgefeiltem Upsampling (wahlweise auf DSD256 oder PCM 352.8 kHz) tönen aber auch (gut aufgenommene) Titel in Standard-CD-Auflösung ausgenommen fein und kultiviert. Erst wenn man auf 24-Bit-Kost wechselt, nimmt man die Vorteile von HiRes wahr – diese dann aber deutlich. Referenzverdächtig ist, wie der Lumin T3 Musiktitel in Studio-Masterqualität zum Besten gibt. Egal, ob DSD- oder DXD-Files, und unabhängig davon, ob diese via Ethernet, ab einem NAS oder ab einem USB-Stick zugeführt wurden: Die räumliche Transparenz, die livehaftige Präsenz und die Natürlichkeit solcher Aufnahmen sind über den T3 gehört schlichtweg bestechend.
Interessant war der Vergleich mit dem Streamer/DAC Madison von Wattson Audio (Test nachzulesen hier): Bei vergleichbarer Spielfreude und ebenfalls überzeugender Detailzeichnung hatte der kleine Netzwerkspieler gegenüber dem T3 jedoch das Nachsehen bezüglich innerer Ruhe und Selbstverständlichkeit der Klangentfaltung und auch bezüglich bezüglich Stabilität der Abbildung. Ausserdem generierte der Lumin sogar noch etwas mehr «Schwärze» im Frequenzkeller und noch mehr «Luft» im Top-End als der in dieser Hinsicht bereits ausgezeichnet agierende Madison. Zu vermuten ist, dass das aufwändigere integrierte Netzteil des Lumin prinzipbedingt für mehr «Saft und Kraft» sorgt als das Standard-Steckernetzteil des Madison (dessen jüngste «Lounge»-Sonderedition konsequenterweise mit einer verbesserten Stromversorgung aufwartet).
Fazit
Kombinierte Streamer/DACs sind derzeit die angesagten Geräte. Lumin setzt mit dem T3 punkto Klang, Verarbeitung und Handling einen Meilenstein in der Preisklasse bis 5000 Franken. Der Verkaufspreis von CHF 4599 darf nach High-End-Massstäben als ausgesprochen preiswert gelten. Und zufrieden darf der Schweizer Kunde feststellen, dass das Gerät hierzulande sogar günstiger angeboten wird als im EU-Raum.