Drehen, drücken, schieben
Die Bedienungsphilosophie der GH-Modellreihe wurde beibehalten. Neue Funktionen versuchte man möglichst logisch einzubinden. Wer bereits eine GH3 oder GH4 besitzt, wird sich sofort heimisch fühlen.
Neulinge fotografieren mit der GH5 erst mal im intelligenten Plus-Automatikmodus, in dem die Kamera voreingestellt ausgeliefert wird. Hier werden die optimalen Einstellungen für Motiv und Szene von der Kamera selbst gewählt. Viele Tasten besitzen keine oder nur einfache Funktionen. Der Benutzer hat stark eingeschränkte Eingriffsmöglichkeiten.
Dreht er das griffige, verriegelbare Modusrad aus der Automatik heraus, stehen ihm Programm-, Blenden-, Zeit-Automatik sowie manuelle Belichtung, die Videoposition «kreative Filme-Modus», fünf Speicher für benutzerdefinierbare Einstellungen und ein Kreativmodus zur Verfügung.
Für die am häufigsten gebrauchten Anpassungen wie Weissabgleich, ISO-Wert, Belichtungsausgleich, Fokus, AF- und AE-Sperrung und Sucher/Monitor-Anzeigen stehen eigene Tasten bereit. Das Ändern der Werte ist auf mehrere Arten möglich. Hier darf sich jeder seine eigene Arbeitsweise zulegen.
Der Direkttasten-Fetischist wird sich über die Knöpfe, Drehrädchen, Drehscheiben und Cursortasten freuen. Der Däumling ändert beinahe alle Einstellungen über den genialen Joystick. Der Tatscher drückt und schiebt seine gewünschten Werte auf dem Touch-Display herum. Und wer unschlüssig ist, kombiniert alles zusammen.
Wenn ich durch den Sucher fotografiere, hat mein rechter Zeigefinger die Oberfläche mit dem vorderen Drehrad und den Direkttasten im Griff, während der Daumen auf der Rückseite den Joystick dirigiert und das hintere Drehrad sowie die Drehscheibe mit den Cursortasten befehligt. Drücke ich mit dem linken Daumen noch die Wiedergabetaste, brauche ich auch zur Bildüberprüfung nie mein Auge vom Sucher zu nehmen.
Wem die Standardbelegung der Funktionstasten nicht behagt, darf sie nach eigenem Gusto umprogrammieren. Sogar der Joystick und die Cursortasten können angepasst werden. Die Anpassung selbst funktioniert simpel. Einfach die gewünschte Taste etwas länger gedrückt halten, und schon wird die aktuelle Tasteneinstellung mit ihren Belegungsoptionen angezeigt. Neben den 15 physischen Tasten am Gehäuse gibt es noch fünf weitere Funktionstasten, die als Touch-Symbole am rechten Rand des Aufnahmebildschirms erscheinen.
Falls diese Anpassungen nicht ausreichen, kann man im Hauptmenü unter «Mein Menü» seine häufig verwendeten Menüs zusammenstellen. Reicht dies immer noch nicht aus, lässt sich auch das «Quick-Menü» mit seinen persönlichen Einstellungen belegen.
Serienbilder und Fokus-Stapel
Wer sich durch das Hauptmenü mit all seinen Untermenüs schlängelt, entweder via Drehrädchen, Joystick, Drehscheibe oder Touch-Screen, wird von den umfangreichen Parametern und deren Kombinationen beinahe erschlagen. Wer oft zwischen unterschiedlichen Foto- und Videoaufgaben wechselt, freut sich umso mehr über die fünf Benutzer-Speicherplätze, die sich mit eigenen Setups belegen lassen.
So habe ich als Beispiel im Speicher C2 alle Einstellungen für Zeitraffer-Aufnahmen abgelegt. Hier benötige ich keine RAW-Aufnahme, das Bildformat ist 16:9, die Bildgrösse mittel, der Auslöser elektronisch, der Weissabgleich fix, der ISO-Wert 200, die Messmethode Mittenbetont und der Bildstabilisator aus. Müsste ich mich für diese Werte jedes Mal durchs Menü hangeln, ginge bestimmt irgendeine Einstellung vergessen. Aber so brauche ich nur noch den Fokus auf manuell zu stellen und den Serienmodus-Schalter auf Zeitraffer zu drehen, schon kann's losgehen.
Damit sind wir bei den Antriebsmöglichkeiten der GH5. Serienbilder im RAW-Format schiesst die Kamera mit rund 10 bis 12 Bildern pro Sekunde, je nach Lichtverhältnissen und wie fokussiert wird, manuell, einzeln oder Dauer-AF. Diese Geschwindigkeit zieht die Kamera für 60 bis 70 RAW-Bilder und einer beinahe unbegrenzten Anzahl JPEG-Aufnahmen durch.
Wer den «Drive-Schalter» weiter dreht, kommt in die 6K/4K-Fotofunktion. Auf diese ist man bei Panasonic besonders stolz, was in einer extra beiliegenden, zweiseitigen und mehrfarbigen Kurzanleitung zum Ausdruck kommt. Zwar kannte bereits die GH4 mit ihrer SH-Funktion eine ähnliche Möglichkeit, mit bis zu 40 JPEG-Bildern pro Sekunde zu fotografieren. Doch die 6K/4K-Foto-Möglichkeiten der GH5 gehen noch viel weiter.
Die 6K-Fotofunktion ermöglicht es, eine Bildserie mit 30 Bildern pro Sekunde zu erstellen. Gewünschte Einzelbilder können danach aus der Serienbild-Datei ausgewählt und als JPEG-Foto mit 18 Megapixel Grösse gespeichert werden. Da werden auch Sportfotografen hellhörig.
Die 4K-Fotofunktion wurde ebenfalls verbessert, so dass jetzt Serienaufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde in 8-Megapixel-Auflösung und mit unlimitierter Aufnahmelänge möglich sind. Ein eventueller Rolling-Shutter-Effekt wird dabei automatisch herausgerechnet.
Besonders interessant wird 6K/4K-Foto zusammen mit der Pre-Burst- und der Loop-Recording-Aufnahme. Damit verpasst man keinen entscheidenden Moment mehr. Bei Pre-Burst beginnt die Aufnahme bereits eine Sekunde vorher, bevor der Auslöser vollständig heruntergedrückt wird. Beim Loop-Recording läuft die Kamera in einer Aufnahmeschlaufe und speichert die letzten 10 Minuten in jeweils zwei Minuten langen Clips, wobei die ältesten Aufnahmen wieder gelöscht werden. So kann eine Aufnahme ohne Speicherkartenwechsel fortgesetzt werden, bis sich eine Fotogelegenheit ergibt.
Eine Drehung weiter am Drive-Schalter, und wir befinden uns in der Post-Fokus-Funktion. Die GH5 kann Serienbilder in der gleichen Bildqualität wie 6K/4K-Fotos aufnehmen, während automatisch auf verschiedene Bereiche scharfgestellt wird.
Mit der Post-Fokus-Funktion kann nach der Aufnahme ein Foto mit dem gewünschten Schärfebereich auf dem Bildschirm ausgewählt und als JPEG-Bild gespeichert werden. Das ist besonders bei Makroaufnahmen hilfreich, bei denen eine präzise, individuelle Fokussierung gefordert ist.
Mit der Fokus-Stapel-Funktion kann der Fokusbereich vergrössert werden. Aus mehreren Bildern des gleichen Motivs, aufgenommen mit verschiedenen Fokuspunkten, erstellt die Kamera ein Foto mit der Schärfe auf den gewünschten Details. Produktfotos oder Makroaufnahmen können damit im Nachhinein von vorne bis hinten geschärft werden. Diese Fokus-Funktionen eignen sich zum Aufnehmen von unbewegten Motiven. Idealerweise steht die Kamera dabei auf einem Stativ.
Die beiden letzten Einrastungen des Drive-Schalters gehören dem Selbstauslöser und der Aufnahme von Bildern mit Zeitraffer und Stop-Motion-Animation. Natürlich beherrscht die GH5 auch das Bracketing. Es sind automatische Belichtungsreihen mit unterschiedlichen Werten für Helligkeit, Weissabgleich, Fokus und Blende möglich.