TESTBERICHT
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Verblüffend gute Bilder trotz kleinem Sensor

Aufgebohrt: Der neue Live-MOS-Sensor der GH5 bietet mit 20,3 Megapixeln eine 25 Prozent höhere Auflösung als die GH4 und verzichtet zudem auf den Tiefpassfilter vor dem Sensor.Aufgebohrt: Der neue Live-MOS-Sensor der GH5 bietet mit 20,3 Megapixeln eine 25 Prozent höhere Auflösung als die GH4 und verzichtet zudem auf den Tiefpassfilter vor dem Sensor.

Es begann 2003 mit dem Four-Thirds-System und fünf Megapixel auf einer Sensorfläche von 17,3 x 13 mm. Die Fläche ist gleich gross geblieben, doch heute finden bei der GH5 mit über 20 Megapixel gleich viermal mehr darauf Platz. Da ist es umso bemerkenswerter, wie gut die Bilder aus dieser Kamera werden.

Sie sind satt in den Farben, die Detailwiedergabe ist verblüffend gut, und sie haben je nach gewähltem Bildstil auch noch in dunklen und hellen Bereichen genügend Zeichnung. In grossen, einheitlichen Bildflächen wird jedoch ab ISO 1600 kräftig entrauscht und die Details verschwimmen.

Laut Panasonic verbessert ein neuer Venus-Engine-Bildprozessor besonders die Wiedergabe natürlicher Detailstrukturen. Zudem erkennt eine dreifache Farbanalyse nicht nur Farbton und Sättigung, sondern auch die Helligkeit, um eine optimale Anpassung der einzelnen Werte zu ermöglichen.

Die Fotoaufnahmen der GH5 haben mich positiv überrascht. Panasonic zeigt damit eindrücklich, welche Qualität sich aus dem kleinen MFT-Sensor noch herausholen lässt. Auch Bilder bei wenig Licht und ISO-Werten bis rund 3200 sind je nach Motiv noch absolut brauchbar. Etwas, das bis vor kurzem kaum für machbar galt.

Damit kratzt die GH5 schon gefährlich an Kameras mit den etwas grösseren APS-C-Sensoren. Bei optimalen Aufnahmebedingungen sind im Vergleich keine Unterschiede mehr sichtbar. Erst in kritischen Lichtsituationen spielen die grossen Sensoren dann ihren Vorteil aus. Dennoch war ich verblüfft, wie gut die GH5 hier noch mithalten kann.

Natürlich greift die Bildverarbeitung der Lumix GH5 teils sehr kräftig ein und rechnet etwaiges Rauschen heraus oder hebt Kanten an. Doch bei allen unseren Testfotos fällt dies selten negativ auf. Auch die berüchtigten Farbsäume an Hell-dunkel-Übergängen sind kaum sichtbar. Hier leistet der neue Bildprozessor ganze Arbeit. Kurz gesagt, die GH5 liefert zurzeit die beste Bildqualität bei Micro-Four-Thirds-Kameras.

Wer seine Fotos intensiver bearbeiten möchte, nimmt im RAW-Format auf und hat danach noch deutlich mehr Reserven zur Verfügung, bis hin zum Ändern der Bildstile.

Die Beispielfotos haben wir im Stil «Natürlich» und mit dem mitgelieferten Kit-Objektiv Lumix G Vario 12-60 mm, f/3,5-5.6 ASPH, aufgenommen. Die Testkamera hatte Firmware-Version 1.1. Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien nur in der Grösse reduziert, sonst nicht verändert.

Panasonic GH5 Beispielfoto: Makro-Aufnahme mit Kit-Objektiv, f/5,6, 1/125, ISO 500, Foto Wolf Kramarz.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Makro-Aufnahme mit Kit-Objektiv, f/5,6, 1/125, ISO 500, Foto Wolf Kramarz.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Blume links: f/5,6, 1/200, ISO 200, schöne Hintergrund-Unschärfe; Blume rechts: f/5,6, 1/250, ISO 640.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Blume links: f/5,6, 1/200, ISO 200, schöne Hintergrund-Unschärfe; Blume rechts: f/5,6, 1/250, ISO 640.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Fotografieren im Regen kein Problem: f/5,6, 1/100, ISO 200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Fotografieren im Regen kein Problem: f/5,6, 1/100, ISO 200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Regentropfen im Bild und auf Kamera: f/6,3, 1/160, ISO 200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Regentropfen im Bild und auf Kamera: f/6,3, 1/160, ISO 200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Pusteblumen im Wind: f/5,6, 1/800, ISO 200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Pusteblumen im Wind: f/5,6, 1/800, ISO 200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: An der Unterkante des Flugzeugs sind leichte Farbsäume erkennbar (chromatische Aberrationen): f/10, 1/800, ISO 400.
Panasonic GH5 Beispielfoto: An der Unterkante des Flugzeugs sind leichte Farbsäume erkennbar (chromatische Aberrationen): f/10, 1/800, ISO 400.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Wenig störendes Rauschen im Bild, f/5,6, 1/15, ISO 3200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Wenig störendes Rauschen im Bild, f/5,6, 1/15, ISO 3200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Vor dem Einnachten, natürlich warme Lichtstimmung aus den beleuchteten Fenstern, f/5,6, 1/6, ISO 500.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Vor dem Einnachten, natürlich warme Lichtstimmung aus den beleuchteten Fenstern, f/5,6, 1/6, ISO 500.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Abendhimmel, f/10, 1/400, ISO 640.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Abendhimmel, f/10, 1/400, ISO 640.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Spiel mit Unschärfe im Hintergrund, f/4,9, 1/80, ISO 200.
Panasonic GH5 Beispielfoto: Spiel mit Unschärfe im Hintergrund, f/4,9, 1/80, ISO 200.

Kinotauglich

Die Videoaufnahmen der GH5 überzeugen ebenso wie ihre Fotos. Es entstehen detailreiche Bilder mit ausgewogenen Farben. Moiré- oder Kompressions-Artefakte sind kaum auszumachen.

Auch den Rolling-Shutter-Effekt bei schnellen Schwenks hat die Kamera gut im Griff. Hier verarbeitet Panasonic Erfahrung und Wissen aus mehreren Generationen seiner GH-Serie, die nicht umsonst bei vielen Fotofilmern äusserst beliebt ist.

Ein Qualitätsurteil der Videoaufnahmen ist jedoch schwierig abzugeben, da hier noch viel individueller in die persönlich gewünschte Farbgebung eingegriffen werden kann. Da sind zum einen die Bildstile, die ihrerseits wieder angepasst werden können, und zum andern erhöhen bessere Farbabtastung und grösserer Luminanzbereich die Qualität der Videos.

Vor allem bei Aufnahmen in 4:2:2 10-Bit sind deutlich mehr Farbnuancen möglich. Bunte Kanten mit hohem Kontrast werden genauer wiedergegeben. Dieser Qualitätsgewinn ist auf unseren 8-Bit-Computer-Monitoren leider kaum sichtbar.

Deutlich erkennbar sind dagegen die Unterschiede der verschiedenen Bildstile. In Default-Einstellung neigte der Stil «Natürlich» zu einer leichten Überbelichtung beim Filmen. Wird «Cinema-like d (dynamisch)» gewählt, werden auch dunkle Bereiche gut durchzeichnet. Bei «cinema-like Video» wird der Kontrast für mich eindeutig zu stark angehoben.

Der Stil «cinema-like 709» eignet sich gut fürs Filmen mit höheren ISO-Werten bzw. höherer Signalverstärkung. Hier dünkt mich die Rauschunterdrückung am natürlichsten. Wie immer bei solchen Beurteilungen ist vieles Geschmackssache. Wer mit Log-Profilen arbeitet, wird die gewünschte Farbanpassung erst später in der Nachbearbeitung erledigen.

Ein weiterer Punkt ist die Bewegtbilddarstellung. Hier trumpft die GH5 mit ihren 50 und 60 Bildern pro Sekunde bei 4K/UHD-Video auf. Damit werden schnelle Bewegungen schön fliessend dargestellt. Kein Vergleich zu den ruckelnden 4K/UHD-Videos mit 25 oder 30 Bildern pro Sekunde, die von anderen Herstellern nach wie vor als das Nonplusultra angesehen werden.

Das eingebaute Mikrofon klingt etwas dumpf, und Kommentare bei windigen Aussenaufnahmen sind trotz zuschaltbarem Windfilter oft schwierig zu verstehen. Was sich aber leicht durch den Einsatz externer Mikrofone beheben lässt. Die Anschlüsse dazu sind vorhanden, ebenso wie ein XLR-Adapter als Zubehör.

Die Form der GH5 wurde als Fotokamera konzipiert. Beim Fotografieren liegt sie deshalb optimal in der Hand. Beim Filmen, besonders durch den Sucher, kommt sie in der Handhabung jedoch nicht an einen richtigen Camcorder heran.

Die wenigsten MFT-Wechselobjektive haben eine motorische Brennweitenverstellung. Hobbyfilmer werden es schwierig finden, wenn denn gewünscht, während der Videoaufnahme ruhig und gleichmässig manuell zu zoomen. Profis verzichten eh darauf. Auch eingebaute optische ND-Filter sucht man vergeblich. Diese müssen auf das Objektiv geschraubt oder in eine zusätzliche Filterhalterung geschoben werden.

Die Kamera kann 4K-Videos im MP4- oder MOV-Format sowie Full-HD-Videos im AVCHD-Standard aufnehmen. Audio gibt es in Stereo. Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen in 3,5 mm Grösse sind vorhanden. Einen XLR-Adapter für den Anschluss professioneller Mikrofone gibt es als Zubehör.

Videoaufnahmen sind in allen Foto-Modi möglich. Durch Drücken der Videotaste startet die Aufnahme direkt in der aktuell eingestellten Videoauflösung und den übrigen Foto-Einstellungen. Nur die ISO-Empfindlichkeit wird automatisch geregelt. Schliesse ich nun zum Beispiel die Blende manuell so stark, bis ich nur noch schwarz in der Vorschau sehe, stellt mir die ISO-Automatik wieder ein korrekt belichtetes Bild ein, sobald ich die Videoaufnahme starte.

Möchte man mit seinen eigenen Werten filmen, muss man in den kreativen Filmmodus wechseln. Dann lassen sich auch während des Filmens Tonpegel, Blende, Verschlusszeit und Signalverstärkung einstellen, ohne dass eine Automatik wieder dagegenregelt.

Nur im kreativen Filmmodus sind auch die erweiterten Video-Menüs erreichbar. Dazu gehören die variable Bildrate, das Loop-Recording, Synchro-Scan, Schwarzwert-Pegel und die Einheit für Verschlusszeit und Signalverstärkung. Alles wichtige Punkte für professionelle Filmer, bei denen die Vorstellung der Lumix GH5 wahre Begeisterungsstürme auslöste.

So ist sie derzeit die günstigste Kamera, die mit 4:2:2-Farbsampling und 10-Bit-Luminanzauflösung filmen kann. Zwar noch nicht mit den angekündigten 400 Mbit/s, aber immerhin ohne das einschränkende Zeitlimit von 30 Minuten, das bei anderen Anbietern immer noch üblich ist. 4:2:2 10-Bit kommt wegen seiner originalgetreuen Farbwiedergabe häufig bei Filmproduktionen zum Einsatz und ist auch für die nachträgliche Farbbearbeitung (Grading) interessant, da hier nicht nur 256, sondern 1024 Abstufungen zur Verfügung stehen. Damit gehören abrupte Farbübergänge der Vergangenheit an.

Mit zukünftigen Firmware-Updates sollen auch eine 400-Mbit/s-4:2:2-10-Bit-All-Intra-Videoaufzeichnung in 4K 30p/25p/24p sowie die populäre 4K-HDR-Video-Aufzeichnung möglich werden. Geplant für die zweite Jahreshälfte 2017.

Doch schon jetzt ist die Auswahl an Videoformaten beeindruckend. Videofilmer können frei wählen zwischen den Aufzeichnungsformaten MOV, MP4, AVCHD-Progressive und AVCHD mit einer Vielzahl von Bildraten mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Neben Full-HD und 4K/UHD sind auch Aufnahmen in Cinema 4K mit 4096 x 2160 Pixel bei 24 Bildern pro Sekunde möglich. Dazu muss die Systemfrequenz gewechselt und die Kamera aus- und wieder eingeschaltet werden. Eine Neuformatierung der Speicherkarte wie bei einigen Sony- und Canon-Modellen ist dabei nicht nötig.

Dank den beiden Kartensteckplätzen kann man im Relay-Betrieb endlos filmen, da während der Aufnahme die volle Karte durch eine leere ersetzt werden kann. Oder man nimmt zur Sicherheit auf beiden Speicherkarten parallel auf.