Die GH5 im Video-Einsatz
Die Form der GH5 wurde als Fotokamera konzipiert. Beim Fotografieren liegt sie deshalb optimal in der Hand. Beim Filmen, besonders durch den Sucher, kommt sie in der Handhabung jedoch nicht an einen richtigen Camcorder heran.
Die wenigsten MFT-Wechselobjektive haben eine motorische Brennweitenverstellung. Hobbyfilmer werden es schwierig finden, wenn denn gewünscht, während der Videoaufnahme ruhig und gleichmässig manuell zu zoomen. Profis verzichten eh darauf. Auch eingebaute optische ND-Filter sucht man vergeblich. Diese müssen auf das Objektiv geschraubt oder in eine zusätzliche Filterhalterung geschoben werden.
Die Kamera kann 4K-Videos im MP4- oder MOV-Format sowie Full-HD-Videos im AVCHD-Standard aufnehmen. Audio gibt es in Stereo. Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen in 3,5 mm Grösse sind vorhanden. Einen XLR-Adapter für den Anschluss professioneller Mikrofone gibt es als Zubehör.
Videoaufnahmen sind in allen Foto-Modi möglich. Durch Drücken der Videotaste startet die Aufnahme direkt in der aktuell eingestellten Videoauflösung und den übrigen Foto-Einstellungen. Nur die ISO-Empfindlichkeit wird automatisch geregelt. Schliesse ich nun zum Beispiel die Blende manuell so stark, bis ich nur noch schwarz in der Vorschau sehe, stellt mir die ISO-Automatik wieder ein korrekt belichtetes Bild ein, sobald ich die Videoaufnahme starte.
Möchte man mit seinen eigenen Werten filmen, muss man in den kreativen Filmmodus wechseln. Dann lassen sich auch während des Filmens Tonpegel, Blende, Verschlusszeit und Signalverstärkung einstellen, ohne dass eine Automatik wieder dagegenregelt.
Nur im kreativen Filmmodus sind auch die erweiterten Video-Menüs erreichbar. Dazu gehören die variable Bildrate, das Loop-Recording, Synchro-Scan, Schwarzwert-Pegel und die Einheit für Verschlusszeit und Signalverstärkung. Alles wichtige Punkte für professionelle Filmer, bei denen die Vorstellung der Lumix GH5 wahre Begeisterungsstürme auslöste.
So ist sie derzeit die günstigste Kamera, die mit 4:2:2-Farbsampling und 10-Bit-Luminanzauflösung filmen kann. Zwar noch nicht mit den angekündigten 400 Mbit/s, aber immerhin ohne das einschränkende Zeitlimit von 30 Minuten, das bei anderen Anbietern immer noch üblich ist. 4:2:2 10-Bit kommt wegen seiner originalgetreuen Farbwiedergabe häufig bei Filmproduktionen zum Einsatz und ist auch für die nachträgliche Farbbearbeitung (Grading) interessant, da hier nicht nur 256, sondern 1024 Abstufungen zur Verfügung stehen. Damit gehören abrupte Farbübergänge der Vergangenheit an.
Mit zukünftigen Firmware-Updates sollen auch eine 400-Mbit/s-4:2:2-10-Bit-All-Intra-Videoaufzeichnung in 4K 30p/25p/24p sowie die populäre 4K-HDR-Video-Aufzeichnung möglich werden. Geplant für die zweite Jahreshälfte 2017.
Doch schon jetzt ist die Auswahl an Videoformaten beeindruckend. Videofilmer können frei wählen zwischen den Aufzeichnungsformaten MOV, MP4, AVCHD-Progressive und AVCHD mit einer Vielzahl von Bildraten mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Neben Full-HD und 4K/UHD sind auch Aufnahmen in Cinema 4K mit 4096 x 2160 Pixel bei 24 Bildern pro Sekunde möglich. Dazu muss die Systemfrequenz gewechselt und die Kamera aus- und wieder eingeschaltet werden. Eine Neuformatierung der Speicherkarte wie bei einigen Sony- und Canon-Modellen ist dabei nicht nötig.
Dank den beiden Kartensteckplätzen kann man im Relay-Betrieb endlos filmen, da während der Aufnahme die volle Karte durch eine leere ersetzt werden kann. Oder man nimmt zur Sicherheit auf beiden Speicherkarten parallel auf.
Unverwackelt und leise filmen
Die Lumix GH5 bietet eine Dual-Bildstabilisierung um 5 Achsen, die Verwacklungen und Zittern auch bei Videoaufnahmen inklusive 4K/UHD Video effektiv unterdrückt. Zusammen mit einem optischen Bildstabilisator im Objektiv lässt es sich dann verblüffend ruhig aus der Hand filmen.
Mit etwas Übung sind auch kurze Kamerafahrten und Gehen mit der Kamera möglich. Ein einblendbarer Tilt-Sensor im Cockpit-Stil hilft einem, die Kamera waagrecht zu halten und «im Wasser» zu bleiben.
Diese doppelte Stabilisierung darf durchaus mit jener in richtigen Camcordern verglichen werden. Besonders wenn man bedenkt, dass sie mit unterschiedlichen Objektiven zusammenarbeiten muss. Einzige Einschränkung beim Zuschalten des elektronischen Stabilisators ist eine Verkleinerung des Bildwinkels, was jedoch zu verkraften ist.
Damit beim Filmen keine Bedienungsgeräusche wie etwa das Klicken der Drehräder mitaufgenommen werden, lassen sich Blende, Verschluss, Verstärkung, Tonpegel und Bildstil-Wahl auch lautlos über das Touch-Display regeln. Dazu muss jedoch das Touch-Register in den individuellen Einstellungen aktiv sein. Dann erscheinen am rechten Display-Rand verschiedene Registerreiter, über die sich die gewünschten Funktionen aufrufen und per Fingerdruck ändern lassen.
Der elektronische Oled-Sucher mit seiner hohen Auflösung ist auch beim Filmen sehr nützlich, vor allem draussen im Sonnenlicht. Zudem kann man durch den Sucher filmen und dabei gleichzeitig auf dem Display das Fokusfeld per Finger in der Grösse anpassen und verschieben. Völlig lautlos.
Wer vom Video herkommt, wird sich darüber freuen, die Signalverstärkung statt in ISO-Werten in mehr filmergerechten dB (Gain) regeln zu können. Auch der einblendbare Waveform-Monitor und das Vektorskop sind bei filmenden Fotokameras in dieser Preisklasse kaum anzutreffen.
Problemkind AF-C
Wer im Internet nach AF und GH5 sucht, wird von sachlicher Darstellung über unterschiedlichste Meinungen und Einstellungsvorschlägen bis hin zu marktschreierischen Verrissen völlig überflutet. Die GH5 scheint dort nur noch zum Thema Autofokus zu existieren.
Fakt ist, dass der Autofokus in den meisten Fällen gut arbeitet. Fakt ist aber auch, dass er sich dafür Zeit lässt und oft über den Fokuspunkt hinausfährt und wieder zurückkehrt. Das sieht dann gar nicht professionell aus, ist aber nun mal der eingesetzten Technik zuzuschreiben.
Der Fokus-Motor von Panasonics «Depth from Defocus»-Kontrast-AF-Technologie schiesst je nach Lichtverhältnissen und Motivgrösse übers Ziel hinaus und muss rasch wieder zurückfahren. Das typische AF-Pumpen wird sichtbar, manchmal nur für eine ganz kurze Zeit.
Wer sich etwas genauer mit den umfangreichen AF-Einstellungen der GH5 befasst – und dazu gehört halt auch das Lesen des ausführlichen Handbuchs, was anscheinend viele YouTuber verlernt haben – kann seine Kamera so auf seine Aufnahmesituation hin konfigurieren, dass auch das Scharfstellen in den meisten Fällen stimmt.
Bei unseren Videoaufnahmen erzielten wir bei allgemeinen Wald-und-Wiesen-Motiven mit dem 225-Feld-Autofokus die besten Resultate. Je nach Schnelligkeit und direkter Sichtbarkeit des Motivs haben wir auch die Parameter zur AF-Reaktionszeit verändert und im multiindividuellen Modus die AF-Feldgrösse bestimmt. Diese lässt sich während des Filmens auch schnell wieder neuen Situationen anpassen.
Bei Selfie-Aufnahmen ist die AF-Gesichtserkennung oder das 225-Feld optimal. Wird dann ein Gegenstand vor die Linse gehalten, kommt der AF dennoch ins Schleudern. Dann dauert es eine gewisse Zeit, bis er vom Gesicht zum Gegenstand wechselt, oder er findet die Schärfe überhaupt nicht mehr. Hier hilft nur noch ein Druck auf den Auslöser, um die Schärfe wieder zurückzuholen. Dies ist auch das beliebte Test-Beispiel auf YouTube, um danach die AF-Fähigkeit der GH5 als völlig inakzeptabel hinauszuschreien.
Bei unseren Tests haben wir festgestellt, dass der Autofokus beim Filmen nicht immer gleich und vorhersagbar reagiert. Das Tückische daran: Einmal springt er direkt in die Schärfe, beim nächsten Mal fährt er beim gleichen Motiv hin- und zurück. Hier spielen die Lichtstärke des verwendeten Objektivs, das Umgebungslicht sowie die Motivgrösse wichtige Rollen. Wird dies vor der Aufnahme berücksichtigt, lässt sich mit der AF-Reaktion der GH5 einigermassen gut leben. Dennoch sollte Panasonic hier über die Bücher und mit einem Firmware-Upgrade nachbessern.
Professionelle Filmemacher werden über dieses Thema lächeln. Profis ziehen die Schärfe sowieso nur manuell. Und das funktioniert bei der GH5 dank vergrösserter Anzeige und Kantenhervorhebung (Peaking) unkompliziert, schnell und genau.