Phono-Perfektion
Aus meiner Sicht stellt Technics mit dem SL-1000R bzw. dem SP-10R-Laufwerk den messtechnisch besten Plattenspieler der Welt her. Es kommt nicht überraschend, dass der SU-R1000 eine Phono-Verstärkerstufe bekam, die dem SL-1000R würdig ist. Es überrascht eher, dass Technics dafür kein separates Gerät (für ein paar Tausender zusätzlich) baut und so dem Kunden Zusatzinvestitionen erspart. Ich bin immer wieder überrascht, wie sich diese coolen Technics-Japaner über ungeschriebene Gesetze hinwegsetzen.
Die im SU-R1000 integrierte Phono-Vorstufe verfügt über einen sogenannten Hybrid EQ, eine Verbindung von analoger Signalverstärkung/Entzerrung und digitaler Entzerrung. Zwischen den beiden Entzerrungs-Typen findet eine A/D-Wandlung statt. Die Filter, die zur Anwendung kommen, sind immer eine Kombination von digitalen und analogen Filtern. Eine stattliche Anzahl verschiedener Entzerrungen, wie sie von der Schallplattenindustrie über Jahrzehnte verwendet worden sind, können gewählt werden. Das sind: RIAA, IEC, Columbia, Decca/FFRR (Full Frequency Range Recordings), AES, NAB (für 78 Shellack) und RCA.
Seit Ende der 1950er-Jahre gilt die RIAA-Entzerrung (Recording Industry Association of America) als Standard. Das war jedoch bis in die 1970er-Jahre Wunschdenken der RIIA. Viele Schallplattenhersteller, v. a. ausserhalb der USA, hielten sich nicht oder nur teilweise an die RIAA-Entzerrung. Für Schallplattensammler oder Liebhaber, die auch alte Schallplatten aufstöbern und nicht nur Neupressungen kaufen, sind wählbare Entzerrungen eine wunderbare Möglichkeit, die Wiedergabequalität alter Vinyl-Pressungen zu optimieren.
Automatische Einmessung von bis zu 3 Tonabnehmern
Der SU-R1000 kommt mit einer Messschallplatte. Sie dient der präzisen Einmessung des Verstärkers auf bis zu drei Tonabnehmern. Dieser Response Optimizer ist die klassische Anpassung der Abschlussimpedanz und Kapazität des Tonabnehmers plus des Tonarmkabels. Letzteres hat ebenfalls einen Einfluss. Normalerweise nimmt man diese Anpassung bei Phono-Vorverstärkern von Hand mittels Mikro-Kippschaltern o. ä. und damit geschalteten Filtern vor. Beim SU-R1000 geschieht das in einem Einmessvorgang mit der Testschallplatte automatisch. Das Resultat ist eine hohe Linearität und exakte Phasengänge. Bis zu drei verschiedene Tonabnehmer/Tonarme/Plattenspieler können eingemessen und abgespeichert werden.
Der Crosstalk Canceller trägt dazu bei, das Vinyl-typische Problem des Übersprechens vom linken zum rechten Stereokanal und umgekehrt zu korrigieren. Dieses Übersprechen entsteht beim Schneiden der Lackfolie durch den Lathe (Schneidstichel) und wird durch die Abtastung mit der «Nadel» je nach Schliff und Konstruktion des Tonabnehmers in der Regel noch ein wenig verübelt. Wenn aktiviert, vermindert der automatische Crosstalk Canceller die zum Teil hörbaren Effekte des Übersprechens. Die Funktion kann einfach zu- oder abgeschaltet werden und bedarf keiner Einmessung.
Auch die Anhänger von Bandmaschinen dürften auf ihre Rechnung kommen. Der SU-R1000 verfügt über einen Recording-Input und -Output. Damit ist die klassische Hinterbandkontrolle bei Bandaufnahmen möglich. Meines Wissens sind Bandaufnahmen heute zwar eher selten, da man sich fixfertigen Masterbandkopien oder Ähnlichem bedient.
Konventionelle, gute Fernbedienung
Die klassische IR-Fernbedienung des SU-R1000 ist eine umfassende und seriöse Angelegenheit. Viele Hersteller favorisieren heute Apps für die Bedienung. Daran ist nichts zu bemängeln. Für diese Anwendung ist die klassische Variante jedoch vorteilhaft, auch weil einige Befehle direkt am Gerät nicht möglich sind. Als Systemfernbedienung ausgelegt, sind etwa 60 Prozent der Tasten für die Funktionen des Verstärkers bestimmt. Der Rest dient der Fernbedienung weiterer Geräte von Technics. Positiv ist, das viele Funktionen direkt angewählt werden können, zum Beispiel die Direktwahl der Eingänge oder der Phono-Entzerrungen. Auch der LAPC-Kalibriervorgang kann mit einer Taste gestartet werden, ohne «Gezappe» durch die Menüs.