Kraftvoll dynamischer Digitalklang
Wir kombinierten Model M1 zunächst mit einem Paar der relativ kompakten Zweiwege-Lautsprecher 606 von Bowers & Wilkins. Diese sind mit modernsten Treibern bestückt und wurden in der neusten Version S3 in der Frequenzweiche (u. a. durch den Einsatz von Koppelkondensatoren) nochmals feingetunt. Das fortschrittliche Membranmaterial namens Continuum sorgt beim 16,5-cm-Tiefmitteltöner für eine enorme Klarheit in den Mitten, welche durch einen brillanten Hochtonbereich – geliefert durch eine doppellagige, bis zu 28 kHz hinauf arbeitende Titankalotte – ideal ergänzt wird. Bowers & Wilkins spezifiziert eine Basswiedergabe hinunter bis zu 52 Hz (-3 dB). Mit einem passenden Verstärker darf man also eine vollwertige und breitbandige Wiedergabe erwarten, die auch den Frequenzenden nicht zu wünschen übrig lässt.
Genau dies offenbarte das Zusammenspiel der 606 S3 mit Model M1. Absolut verblüffend war, mit welchem Ausmass an Schnelligkeit und Agilität diese Kombination Musik jedweden Genres zum Besten gab. Der Klangcharakter lässt sich treffenderweise mit «anspringend» und «vital» charakterisieren. Dies ist erfahrungsgemäss typisch für gute Class-D-Verstärker – und dazu gehört der M1 zweifelsfrei.
Demgegenüber tönen vergleichbar teure Class-AB-Verstärker fast schon träge bis müde. Dazu gehört auch, dass der M1 im Bass eher schlank agiert und selbst bei wandnaher Aufstellung der Lautsprecher niemals dick aufträgt. Wer die Bowers & Wilkins 606 S3 frei im Raum aufstellt, kann den Bass im Ton-Menü der HEOS-App problemlos um ein bis drei dB aufdrehen und kommt dann in den Genuss einer geschmackvoll-ausgewogenen Klangcharakteristik. In den Höhen agiert die Kombi zwar ausgesprochen brillant, jedoch auch sehr kultiviert.
Man kann übrigens über die Optionen «Digitalfilter 1»/«Digitalfilter 2» recht deutlich Einfluss auf das Timbre der Musikwiedergabe nehmen. Wo andere DACs eher homöopathische Unterschiede zwischen verschiedenen Digitalfiltern zeigen, offeriert der Marantz zwei völlig unterschiedliche «Voicings»: Digitalfilter 1 zeitigt eine wohltemperierte, minim zurückhaltende Klangcharakteristik mit ausgeprägter Tiefenstaffelung – ideal etwa für Klassikliebhaber. Mit Digitalfilter 2 ändert sich der Klangcharakter grundlegend: Model M1 gibt nun gehörig Gas und stellt das musikalische Geschehen stärker in den Vordergrund. Alles wirkt anspringender und livehaftiger – und dies erfreulicherweise, ohne dass die insgesamt sehr hohe Klangkultur verlorenginge.
Die Kombination von Marantz Model M1 und 606 S3 von Bowers & Wilkins ist absolut partytauglich; beeindruckend auch, wie sauber Model M1 hohe Pegel in den Hörraum ballert. Wer eine veritable Disco veranstalten möchte, kann zusätzlich einen Aktivsubwoofer (per Cinch-Ausgang am M1) anschliessen. Dies ist natürlich auch eine sinnvolle Variante, wenn man kleinere Satellitenboxen oder Einbaulautsprecher am Model M1 anschliessen möchte. Dieser verfügt über ein unabhängige Einstellmöglichkeit für Hoch- und Tiefpass. Somit können Kompaktboxen im Bass entlastet werden.
Handkehrum zeigte Model M1 an einem Paar 703 S3 von Bowers & Wilkins, dass der Winzling selbst ausgewachsene Standboxen leistungsmässig und auch punkto Klangniveau voll im Griff hat. Beeindruckend bei dieser Kombi waren wiederum das Ausmass an räumlicher Plastizität und die schier livehaftige Dynamik der Musikwiedergabe.
Fazit
Marantz hat mit Model M1 ein veritables kleines Klangwunder auf die Beine gestellt. Was dieser kompakte Streaming-Vollverstärker an Klangvolumen und Wiedergabegüte an den Tag legt, vermag mächtig zu beeindrucken und lässt die bange Frage aufkommen, ob grossvolumige Elektronik heutzutage überhaupt noch ihre Berechtigung hat.